In der Folge ging es für McLaren stetig bergab. Spätestens mit dem Wechsel zum Motorenpartner Honda 2015 verkalkulierte sich der Rennstall völlig. Honda stieg neu in die Formel 1 ein und die Leistung des Motors blieb weit hinter der Konkurrenz zurück. In zwei von drei Saisons mit Honda-Motoren belegte McLaren den vorletzten Platz in der Team-WM – und beendete die Zusammenarbeit nach der Saison 2017 schon wieder. Der einst so erfolgreiche Rennstall war am Boden.
Unter der Führung von Zak Brown, der 2018 als CEO von McLaren übernahm, und mit großen Investitionen auch in die technische Infrastruktur im Werk, begann sich das Team neu aufzustellen. Zunächst mit Renault-Motoren und seit 2021 wieder mit Mercedes-Antrieben, begann das Team sich Stück für Stück zurück zuarbeiten. Nach einigen Jahren im Mittelfeld sind sie spätestens in dieser Saison wieder an der Spitze angekommen.
Lange sah es sogar so aus, als könne McLaren-Pilot Lando Norris Max Verstappen seinen WM-Titel in diesem Jahr streitig machen. Am Ende setzten sich Verstappen und Red Bull aber zumindest in der Fahrer-WM durch.
Ganz anders die Team-Wertung: Nach einer Schwächephase Red Bulls zur Mitte der Saison – die Österreicher hatten ihr Auto offenbar in die falsche Richtung entwickelt und vor allem ihr zweiten Piloten Sergio Pérez schwächelte – liegt das Team bei den Konstrukteuren ohne Chancen auf den Titel nur noch auf Platz drei.
Mercedes wiederum, die zwischen 2014 und 2021 acht Konstrukteur-Titel in Folge geholt hatte, kämpft schon seit den umfassenden Regeländerungen zur Saison 2022 mit der Entwicklung des eigenen Autos.
So kommt es, dass sich auf einmal McLaren und auch Ferrari, die spätestens seit der Ankunft des Franzosen Fred Vasseur als Teamchef zur Saison 2023 noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht haben, aktuell an der Spitze der Teamwertung wiederfinden. Zumindest für den Moment lebt die alte Rivalität wieder.
Dabei sah McLaren schon wie der sichere Sieger aus, hätte bereits beim vergangenen Rennen in Katar die WM für sich entscheiden können. Doch eine leichtfertige Strafe, die Norris auf Platz zwei liegend und um den Sieg kämpfend kassierte, weil er während einer gelben Flagge nicht ausreichend verlangsamte, warf ihn zurück. Norris kam schließlich nur auf Platz zehn ins Ziel – und Ferrari machte Boden gut.
Vor dem letzten Rennen noch alles offen. Speziell die älteren Formel-1-Fans dürften sich in frühere Zeiten zurückversetzt fühlen – und auf ein ähnlich spannendes letztes Rennen hoffen.