Der US-Konzern Wolfspeed und der deutsche Autozulieferer ZF errichten ein Entwicklungszentrum für Chips aus Siliziumkarbid im Raum Nürnberg.
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München Der Autozulieferer ZF und der amerikanische Chipspezialist Wolfspeed investieren erneut in Deutschland: Die Partner errichten gemeinsam ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Halbleiter aus Siliziumkarbid (SiC) im Raum Nürnberg. Das kündigten die Konzerne an diesem Mittwoch an. Die beiden Firmen wollen bis zu 300 Millionen Euro investieren und im ersten Schritt 150 Arbeitsplätze schaffen. Langfristig könnten bis zu 1000 neue Stellen entstehen.
Im Februar hatten ZF und Wolfspeed bereits beschlossen, eine neue Chipfabrik für SiC-Chips im Saarland zu errichten. Dort soll auch ein weiterer Entwicklungsstandort entstehen. Sowohl im Saarland als auch in Franken sollen die Bauarbeiten im Laufe des Jahres beginnen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte an, dass für die Ansiedlung in Franken 130 Millionen Euro an staatlichen Hilfen fließen werden.
Konkurrent Bosch investiert in Amerika
Im Rennen um die beste Ausgangsposition bei SiC legen ZF und Wolfspeed damit nach. Denn erst vergangene Woche hatte der Autozulieferer Bosch angekündigt, 1,5 Milliarden Dollar in eine SiC-Fabrik in Kalifornien zu investieren. Die Schwaben produzieren bereits Chips in eigenen Werken in Reutlingen und Dresden.
Die Verbindung aus Silizium (Si) und Kohlenstoff (C) ist energieeffizient und braucht wenig Platz. Die Bauteile sind im Schnitt zehnmal kleiner als herkömmliche Siliziumchips und verlieren um bis zu 50 Prozent weniger Wärme. SiC erlaubt es den Fahrzeugproduzenten, entweder kleinere Batterien einzusetzen oder eine um gut 15 Prozent höhere Reichweite anzubieten. SiC-Chips sind aber auch deutlich teurer.
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Es ist kein Zufall, dass sich ZF und Wolfspeed in der Region Nürnberg niederlassen. Hier findet sich viel SiC-Know-how. Im Norden der Stadt steht die einzige Fabrik in Deutschland, in der das Rohmaterial SiC hergestellt wird. Das Werk gehört dem japanischen Chiphersteller Rohm. Zudem sei im Freistaat das Kompetenzzentrum Leistungselektronik von ZF angesiedelt, sagte CEO Holger Klein in München. Der Konzern beschäftige im Freistaat 18.000 Mitarbeitende. „Wir brauchen die besten Talente, Ressourcen und Ideen, die wir finden können“, begründete Wolfspeed-Chef Gregg Lowe die Standort-Wahl.
ZF verlässt sich nicht allein auf Wolfspeed
Es lockt ein riesiger Markt: Die Marktforscher von Yole rechnen damit, dass der Markt für SiC-Chips bis 2027 auf sechs Milliarden Dollar wächst, mehr als dreimal so viel wie 2022. Anfang des kommenden Jahrzehnts sollen es dann zehn Milliarden sein.
ZF verlässt sich indes nicht allein auf die Partnerschaft mit Wolfspeed. Mitte April hat sich das Stiftungsunternehmen vom Bodensee mit Weltmarktführer STMicroelectronics (ST) einen zweiten Lieferanten für SiC-Chips gesichert. Ein auf mehrere Jahre angelegter Vertrag sieht laut Firmenangaben vor, dass ST eine zweistellige Millionenzahl von SiC-Modulen liefert.
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