Der Fed-Chef befindet sich weiterhin auf einer schwierigen Mission.
Jerome Powell hat seine Rolle einst mit einem Kapitän verglichen, der sein Schiff durch den Nebel steuert. Auch wenn der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Analogie schon 2018 verwendet hat – sie gilt heute immer noch. Man könnte sogar sagen: Der Nebel hat sich gerade noch einmal verdichtet.
Die neue große Frage lautet nun: Wie sehr wird werden die Folgen der Bankenkrise in den USA die Wirtschaft bremsen? Klar ist: Kleine Finanzinstitute haben die Kreditvergabe in den vergangenen Monaten schon deutlich eingeschränkt und werden nun noch vorsichtiger sein, an welche Haushalte und Unternehmen sie Geld verleihen. Wie stark das die Wirtschaft bremsen wird, ist indes offen.
Das räumte auch Powell bei der Pressekonferenz am Mittwoch ein. Die Einschränkung der Kreditvergabe und die damit verbundene Verschlechterung der Kreditkonditionen werde ähnlich wie eine Zinserhöhung wirken, glaubt der Fed-Chef. Doch von welcher Größenordnung sprechen wir? Torsten Slok, Chefökonom der Private-Equity-Firma Apollo, glaubt, dass allein die Bankenpleiten der vergangenen Wochen vergleichbar sind mit den Effekten einer Zinserhöhung um 1,5 Prozentpunkte.
Doch mit Sicherheit kann das im Moment niemand sagen. Captain Powell hat den Leitzins am Mittwoch noch einmal um 0,25 Prozentpunkte angehoben, auf die Spanne von 4,75 bis 5 Prozent. Denn neben der Finanzstabilität muss er auch dafür sorgen, dass sich die Inflation weiter abschwächt.
Dabei wachsen die Zweifel, dass Powell sein Schiff sicher durch den noch dichteren Nebel steuern kann. Der Fed-Chef hat sich noch nicht von der ersten großen Vertrauenskrise erholt. Die Fed reagierte zu spät und zu zögerlich auf die steigende Inflation, wie die Kritiker gerne betonten.
Nun soll Powell unter noch schwereren Bedingungen den richtigen Kurs finden, um die Wirtschaft abzukühlen, sie aber nicht in eine Rezession zu schicken. Dieses „Märchen“ einer sogenannten weichen Landung werde vermutlich nicht mehr wahr werden, schrieb Matthew Luzzetti, Chefökonom der Deutschen Bank, am Mittwoch in einer Analyse. Er gehe davon aus, dass für die Fed „eine Rezession immer mehr zum wahrscheinlichsten Szenario wird.“
Powells Mission wurde am Mittwoch auch noch durch unglückliche Aussagen von Finanzministerin Janet Yellen erschwert. Powell betonte, Bankkunden „sollten davon ausgehen, dass ihre Einlagen sicher sind“.
Praktisch zeitgleich sagte Yellen bei einer Anhörung aus, dass die Regierung derzeit nicht plane, alle Bankeinlagen zu garantieren. Es ist vermutlich eine unglückliche Formulierung, doch sie kam bei Anlegern nicht gut an. Die Märkte drehten ins Minus und gerade die Aktien kleinerer Institute setzen ihren Abwärtstrend der vergangenen Tage fort.
Während der Finanzkrise 2008 wurden Bankeinlagen schon einmal für eine gewisse Zeit komplett garantiert. Das wird Powells Probleme nicht lösen. Doch es könnte zusätzliche Störungen vermeiden.
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