Neben den hohen Energiekosten machen auch der Fachkräftemangel und die hohe Bürokratie die deutsche Wirtschaft unattraktiver.
(Foto: IMAGO/Dirk Sattler)
Düsseldorf Der Standort Deutschland ist allenfalls noch Mittelmaß – und das ist noch wohlwollend ausgedrückt. Der jüngste Beleg: In einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen kommt Europas größte Volkswirtschaft unter 21 Industrieländern nur auf den 18. Rang.
Bürokratie, Fachkräftemangel, Energiekosten – die Qualen für Unternehmen wollen einfach nicht aufhören. Dabei war in der Studie noch nicht einmal groß die Rede von Funklöchern oder digitaler Infrastruktur.
Die deutsche Politik muss sich endlich zusammenreißen und einen Standort schaffen, an dem Unternehmen investieren und Talente aus aller Welt gern leben. Das ist der einzige Weg zu nachhaltigem Wachstum. Deutschland sollte Reformen anstreben, die drei Prinzipien in den Mittelpunkt stellen:
Unkomplizierter: Unternehmen brauchen eine Infrastruktur, um Güter zu transportieren, Daten zu übertragen oder mit grünem Strom Maschinen am Laufen zu halten. Diese Infrastruktur wird nicht gebaut, weil sich Anwohner, Interessenverbände oder Kommunen streiten und klagen und Gerichtsverfahren ewig brauchen.
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Stromtrassen, Funktürme oder Windparks werden gar nicht erst gebaut oder brauchen Ewigkeiten. Damit können wir uns nicht zufriedengeben. Die Welt wartet nicht auf Deutschland, wie auch Deutschland nicht die Regeln im Rest der Welt bestimmen kann. Genau diesen Eindruck erweckt aber das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Schon der Name ist Programm.
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Solche Gesetze sind gut gemeint – aber sie gehen zulasten der Allgemeinheit. Mehr und mehr Zeit müssen Unternehmen für unterschiedliche Genehmigungen und Angaben verwenden. Ein radikaler Vorschlag: Mit jeder neuen Auflage muss ein altes Gesetz aufgehoben werden.
Smarter: Unternehmen brauchen Fachkräfte. Daher müssen wir Zuwanderung ermöglichen, die uns smarter macht. Bis 2035 müssen jährlich unterm Strich 480.000 Menschen einwandern, allein um das Schrumpfen der deutschen Bevölkerung auszugleichen. Die Bundesrepublik braucht ein Einwanderungsgesetz, das diesen Namen verdient.
Es ist ein Skandal, dass Konzerne in Deutschland recht einfach eigene Mitarbeiter aus den USA holen können, aber nicht aus Ägypten oder Nigeria.
Berechenbarer: Energiekosten waren schon immer hoch in Deutschland. Firmen finden trotzdem Möglichkeiten, damit klarzukommen. Im Gegenzug brauchen sie eine langfristige Perspektive, um verlässlich planen zu können. Diese Verlässlichkeit sollte die Bundesregierung ins Zentrum aller Überlegungen stellen. Dazu gehört auch, bisherige Kraftwerke einschließlich Kohle und Atomkraft erst abzuschalten, wenn die neue Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und Wasserstoff nicht nur aufgebaut, sondern auch erprobt ist.
Damit schließt sich der Kreis. Baut Deutschland unkompliziert und schnell Infrastruktur auf, holt sich die klugen Köpfe ins Land und bietet eine realistische Energieversorgung in Zeiten des Klimawandels – dann werden die Investoren Schlange stehen.
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