New York Es war die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA und der erste digitale Bankrun: Das Aus der Silicon Valley Bank (SVB) im März rückt auch die Rolle der Regulierer in den Fokus. Und die hätten deutlich schneller und entschlossener reagieren müssen, zeigt ein am Freitag veröffentlichter Report der US-Notenbank Fed.
So waren die Aufseher der regionalen Notenbank in San Francisco schon Monate vor der akuten Krise im März besorgt über den Zustand der SVB. Insgesamt 31 Verwarnungen hatten sie der Bank ausgestellt. Dabei ging es vor allem um das Risiko- und Liquiditätsmanagement der Bank.
Wirkliche Veränderungen haben die Regulierer nicht erreicht. Schon im November beschloss die Fed, die SVB in ihrem internen Rating herabzustufen. „Doch die Bank scheiterte, bevor dies passieren konnte“, heißt es in dem Bericht, den Fed-Vizechef Michael Barr erstellt hat. Barr ist seit Juli bei der Fed und dort für die Bankenregulierung zuständig.
Die Aufseher haben bei ihrer Arbeit auch unterschätzt, welche Wirkung Twitter und die weite Verbreitung des digitalen Bankings auf das Bankensystem haben können. „Soziale Medien ermöglichten es den Einlegern, Bedenken über einen Bankrun sofort zu verbreiten“, heißt es. Und mobiles Banking „ermöglichte den sofortigen Abzug von Geldern“.
Regulierer müssten daher künftig schneller und entschlossener handeln. Auch müssen sich mittelgroße Banken auf eine Reihe strengerer Regulierungen einstellen. Es könne jedoch Jahre dauern, bis diese Regeln eingeführt werden, verlautet aus Finanzkreisen.
Vorwürfe an die Führung der SVB
Auch das Management und der Verwaltungsrat der SVB hätten schwere Fehler gemacht, betonte die Fed in ihrem Report. SVB sei ein Fall von „Missmanagement, so wie er im Lehrbuch steht“, kritisierten die Verfasser. „Die oberste Führung der Bank versäumte es, das grundlegende Zins- und Liquiditätsrisiko zu steuern. Der Verwaltungsrat versäumte es, die Führungskräfte zu beaufsichtigen und sie zur Verantwortung zu ziehen.“
Die SVB hatte einen Großteil der Kundeneinlagen in langfristigen US-Staatsanleihen geparkt, weil es dort vor der Zinswende der Fed die höchsten Renditen gab. Im Zuge der rapide gestiegenen Zinsen in den vergangenen 13 Monaten ist der Wert dieser Anleihen jedoch gefallen, was große Buchverluste ausgelöst hat.
Da die Kunden der SVB in den vergangenen Monaten verstärkt Einlagen abgezogen haben, sah sich die Bank gezwungen, die Anleihen mit einem Milliardenverlust zu verkaufen und eine Kapitalerhöhung anzustreben. Das verschreckte Investoren und Kunden gleichermaßen und führte letztendlich zur Pleite der SVB.
Die Verunsicherung weitete sich auch auf andere US-Regionalbanken aus. Die First Republic Bank kämpft weiter ums Überleben. Bei einer Reihe von anderen Instituten hat sich die Lage unterdessen wieder stabilisiert, wie die Zahlen fürs erste Quartal zeigen.
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