Das Familienunternehmen hat einen Käufer für seine deutschen Namensrechte gefunden.
(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
Düsseldorf Der in die Insolvenz gerutschte Toilettenpapierhersteller Hakle hat einen Käufer für seine hiesigen Marken gefunden. Der italienische Konkurrent Sofidel übernimmt die entsprechenden Deutschlandrechte, teilte das Düsseldorfer Unternehmen am Mittwoch mit. Hakle produziert Toilettenpapier und Feuchttücher unter dem Eigennamen, aber auch Küchentücher unter der Marke „Dick & Durstig“.
Zum Verkaufspreis äußerte sich Hakle nicht, der Erlös soll aber dem Konsumgüterunternehmen ermöglichen, das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hinter sich zu lassen. Hakle und Sofidel hatten laut Branchenkennern lange auch über die Veräußerung des Düsseldorfer Standorts verhandelt.
Die Hakle-Gläubiger wollten das Werk in der Landeshauptstadt mitverkaufen, der Bieter soll versucht haben, ausschließlich die Markenrechte zu erwerben. Sofidel hat sich dabei offenbar durchgesetzt: Der Deal umfasst nicht den Kauf des Werks. Der Standort mit rund 200 Beschäftigten soll nun unter neuem Namen, aber der alten Geschäftsführung weiterbetrieben werden.
Sofidel selbst ist mit einem Umsatz von gut zwei Milliarden Euro nach der schwedischen Firma Essity („Tempo“, „Zewa“) der zweitgrößte Toilettenpapierhersteller Europas. Zu dem Unternehmen aus der Toskana gehören Marken wie „Regina“ oder „Softis“.
Das Familienunternehmen Hakle war infolge der Energiekrise als eine der ersten bekannten Konsumentenmarken im September in die Insolvenz gegangen. „Die Energiekosten haben uns in die Zahlungsunfähigkeit getrieben“, erklärte Unternehmenschef Volker Jung damals im Interview mit dem Handelsblatt.
Jung konnte mit angeschlagenem Hakle bereits Marktanteile gewinnen
Im August 2022 habe Hakle sechsmal so viel Geld für Gas und Strom bezahlt wie im Vergleichsmonat 2019. Die Herstellung von Toilettenpapier gilt als energieintensiv, zudem musste der Mittelständler für den Rohstoff Papier deutlich mehr Geld bezahlen.
Hakle erzielte zuletzt einen Umsatz von 80 Millionen Euro und einen Nettogewinn von gut 650.000 Euro. Die Firma war schon länger finanziell angeschlagen und erwirtschaftete zwischen 2013 und 2021 nur zwei Mal einen Überschuss. 2019 übernahm Jung das Unternehmen, ihm gehören 50 Prozent der Anteile. Die anderen 50 Prozent hält der Investor Crosslantic.
Jung war angetreten, um Hakle effizienter aufzustellen. Ihm gelang es auch, Marktanteile zu gewinnen. Er investierte in neue Maschinen und reduzierte den Energieverbrauch deutlich. „Doch die Energiekrise kam für uns ein paar Monate zu früh“, sagte Jung im Handelsblatt-Interview.
Die Marke interessierte nach der Insolvenz im Herbst rund zwei Dutzend potenzielle Käufer. Jung peilte zunächst eine Lösung bis Jahresende an. Durch die geplante Weiterführung der Düsseldorfer Produktionsstätte geriet die Rettung über Monate zur Hängepartie.
Hakle-Inhaber hält an Personal in Düsseldorf fest
Der Fortführungsvertrag mit Sofidel sieht nun vor, dass das Werk bis Ende 2024 mit Aufträgen von Sofidel ausgelastet werde, erklärte ein Hakle-Sprecher. Doch auch das ist wohl nur eine Zwischenlösung. „Aktuelle und künftige Forschungsvorhaben im Produktbereich sowie technische Weiterentwicklungen sollen die Zukunft des Unternehmens am Standort Düsseldorf prägen“, teilte Hakle mit.
Die Verhandlungen drehten sich auch um diese Produktionsstätte.
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Inhaber Jung sagte, dass die Ausdauer im Bieterverfahren richtig und wichtig gewesen sei. „Wir haben einen inhabergeführten strategischen Investor dafür gewinnen können, uns neu auszurichten.“ Bei der Zahl der Beschäftigten solle es nach aktuellem Stand „keine wesentlichen Veränderungen geben“, heißt es. Zu möglichen Investitionen äußerte sich Hakle nicht.
Der Gläubigerausschuss hat dem Verkauf bereits zugestimmt, teilte Hakle mit. Rechtskräftig vollzogen werden kann er aber erst nach Annahme des entsprechenden Insolvenzplans durch die Gläubiger. Dies soll im zweiten Quartal dieses Jahres geschehen. Auch das Bundeskartellamt muss noch zustimmen.
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