Frankfurt Die Stimmung an der Wall Street hat sich nach einer Woche der Verluste wieder aufgehellt. Der US-Leitindex Dow Jones gewann gegenüber dem Vortag um 1,2 Prozent und liegt bei 33.508 Punkten. Der Tech-Index Nasdaq kletterte um 1,8 Prozent auf 12.175 Zähler. Und auch der breit gefasste S&P 500 gewinnt 1,4 Prozent und notiert bei 4118 Punkten.
Vor allem starke Quartalszahlen von Apple stützen die New Yorker Börse am Freitag. Zwar verbuchte der US-Tech-Konzern den zweiten Rückgang des Quartalsumsatzes in Folge. Das Minus fiel aber nur etwas mehr als halb so hoch aus wie befürchtet. Apples Erlöse mit dem Smartphone-Modell iPhone wuchsen sogar überraschend um 1,5 Prozent auf 51,33 Milliarden Dollar.
„Es war eine schwierige Woche für den Aktienmarkt und die Probleme bei den US-Regionalbanken haben den Angstfaktor erhöht, aber die Apple-Zahlen waren wirklich stark“, sagte Peter Cardillo, Chefökonom beim Investitionsberater Spartan Capital Securities.
Durchatmen bei US-Regionalbanken nach Turbulenzen
Einen Erholungskurs schlugen auch die Titel der US-Regionalbanken ein, die am Donnerstag nach der Pleite der First Republic Bank und den Problemen bei Pacwest abgestürzt waren.
Die Anteilsscheine von Pacwest und Western Alliance gewannen zeitweise bis zu 80 beziehungsweise 40 Prozent. Auch die Papiere von Konkurentinnen wie Zion, Keycorp, First Horizon und Comerica liegen im Plus. Damit machten sie ihre Einbußen vom Donnerstag wieder wett.
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Ein Medienbericht über einen möglichen Verkauf der Western Alliance, den das Geldhaus dementiert hat, hatte die Aktie am Donnerstag um 30 Prozent ins Minus gedrückt. Früher war die Rivalin Pacwest in die Krise gerutscht. Im Gespräch mit Investoren sucht sie nach strategischen Auswegen und will damit offenbar dem Schicksal der in einem Notverkauf an JP Morgan gegangenen First Republic entgehen.
Seit vergangenem Freitag haben 16 mittelgroße Banken nach Berechnungen von Reuters mehr als 57 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Der KBW Regional Banking Index ist in diesem Jahr um gut 30 Prozent gefallen. Alleine in diesem Monat hat er gut zwölf Prozent eingebüßt.
„Wir haben eindeutig eine Situation, in der der Markt die schwächsten Glieder nach Silvergate, Silicon Valley Bank und First Republic untersucht“, sagte Finanzmarkt-Experte Russ Mould vom Brokerhaus AJ Bell.
Zudem linderten überraschend robuste US-Arbeitsmarktdaten die Rezessionsängste nach der Serie an Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Im April kamen 253.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 180.000 gerechnet. „Es ist ein starker Bericht. Er zeigt, dass der Arbeitsmarkt widerstandsfähig ist, und rechtfertigt die letzte Zinserhöhung der Fed um 25 Basispunkte“, sagte Chefökonom Cardillo von Spartan Capital Securities.
Gold stark unter Druck – Ölpreise steigen
Die Erwartung weiterer Zinserhöhungen nach den starken US-Arbeitsmarktdaten setzten dem Goldpreis zu. Gold verbilligte sich um knapp zwei Prozent auf rund 2015 Dollar je Feinunze.
Zuletzt hatte die Devise deutlich zulegen können, nachdem sich eine Ende des Zinserhöhungszyklus andeutete. „Gold zahlt selbst keine Zinsen und profitiert damit von einem Umfeld, welches von fallenden oder niedrigen Zinsen geprägt ist“, sagte Rohstoff-Experte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus.
Unterdessen stiegen die Ölpreise. Analysten sprachen von einer rein charttechnischen Erholung nach drei Wochen Verluste. Es werde versucht, den jüngsten Preisverfall auszugleichen, der durch Zins-, Banken- und Nachfragesorgen ausgelöst worden sei, sagte Dennis Kissler von BOK Financial.
Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich jeweils um rund 3,5 Prozent auf 74,97 beziehungsweise 71,04 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Blick auf weitere Einzelwerte:
Apple: Die Apple-Aktie gewann 4,5 Prozent. Zwar verbuchte der US-Konzern den zweiten Rückgang des Quartalsumsatzes in Folge. Das Minus fiel aber nur etwas mehr als halb so hoch aus wie befürchtet. Die Erlöse mit iPhones wuchsen sogar überraschend um 1,5 Prozent auf 51,33 Milliarden Dollar.
Pacwest: Die Aktien von Pacwest erholen sich um rund 68 Prozent. Am Donnerstag waren die Werte der US-Regionalbank um mehr als 40 Prozent in den Keller gerauscht, nachdem das Finanzinstitut erklärt hatte, es prüfe strategische Optionen.
Western Alliance: Der Börsenkurs von Western Alliance steigt um mehr als 38 Prozent. Gestern verloren die Aktien noch um rund 60 Prozent an Wert. Die Bank dementierte im Anschluss daran einen Medienbericht über einen möglichen Verkauf.
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