Der Konzern investiert seit einigen Jahren in KI.
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Düsseldorf Dax-Konzern SAP will sich über Beteiligungen an drei Start-ups Zugriff auf Zukunftstechnologien sichern. Der größte deutsche Softwarehersteller hat „strategische Investitionen“ in das deutsche Unternehmen Aleph Alpha und in dessen US-Konkurrenten Anthropic und Cohere bekannt gegeben. Alle drei entwickeln generative Künstliche Intelligenz (KI), die Inhalte verarbeiten und erstellen kann, zum Beispiel Texte.
Ziel der Beteiligungen sei es, die Technologie der Unternehmen ins eigene Portfolio zu integrieren, erklärte SAP am Dienstag – also das eigene Angebot zu verbessern. Strategiechef Sebastian Steinhäuser sagte dem Handelsblatt: „Wir setzen in unserer Strategie stärker als in der Vergangenheit auf ein offenes Ökosystem. Das gilt auch für Künstliche Intelligenz.“
Die Höhe der Beteiligungen sowie die Bewertung der Unternehmen machte SAP nicht publik. Der Softwarehersteller sei in den Finanzierungsrunden nicht der größte Investor, sagte Steinhäuser: „Wir machen diese Investitionen gezielt, um die Partnerschaften mit den Unternehmen auf eine strategische Ebene zu heben.“
Aleph Alpha erhält nach Handelsblatt-Informationen von Ende Juni aus Finanzkreisen mehr als 100 Millionen Euro, wobei Intel Capital mit einem Anteil von 25 Millionen Euro der Hauptinvestor ist. SAP steuert demnach rund zehn Millionen Euro bei. Auch der Chiphersteller Nvidia beteiligt sich am Technologieanbieter. Die Unternehmen kommentierten die Angaben nicht.
Anthropic hatte im Mai eine Finanzierungsrunde in Höhe von 450 Millionen Dollar bekannt gegeben, zu den Investoren zählten neben dem Risikokapitalgeber Spark Capital auch Google sowie die Investmentvehikel von Salesforce und Zoom. Cohere schließlich erhielt Anfang Juni 270 Millionen Dollar von Salesforce, Oracle und Nvidia.
Die Partnerschaften sind namhaft: Die beiden US-Unternehmen zählen in der Branche zu den führenden Anbietern generativer KI. Das Heidelberger Start-up Aleph Alpha hat sich im deutschen Markt einen Namen gemacht.
Digitale Assistenten für Controlling und Logistik
Die drei Jungunternehmen entwickeln sogenannte große Sprachmodelle, im Fachjargon Large Language Models (LLM). Diese sind in der Lage, auf dem Niveau von Menschen mit Texten umzugehen und beispielsweise Fragen zu beantworten, Artikel zusammenzufassen und Präsentationen zu erstellen. Experten bezeichnen die Technologie daher als generative KI.
Der Manager hält Künstliche Intelligenz für einen großen Wachstumstreiber.
(Foto: Bert Bostelmann / bildfolio für Handelsblatt)
SAP investiert seit einigen Jahren in KI, laut Konzernchef Klein jährlich „einen größeren dreistelligen Millionenbetrag“. Die verschiedenen Technologien hat der Softwarehersteller in 130 Szenarien in seine Produkte integriert, die mehr als 26.000 Kunden nutzen – beispielsweise bei der Erkennung von Anomalien in der Produktion oder der Prognose von Kundenverhalten.
Durch generative KI ergeben sich völlig neue Einsatzmöglichkeiten, Klein spricht von einem „enormen Wachstumstreiber“. Der Konzern will beispielsweise digitale Assistenten für Bereiche wie Controlling oder Logistik entwickeln und die Automatisierung von Geschäftsprozessen erleichtern – bis hin zu Systemen, die sich selbst konfigurieren.
>> Lesen Sie hier: Wie SAP-Chef Klein generative KI nutzen will
Bei der Produktentwicklung fokussiert sich SAP auf die Anwendungen. Der Softwarehersteller forscht zwar an einigen Grundlagenmodellen für generative KI, etwa für die Nutzung von Finanzdaten. In vielen Szenarien soll allerdings die Technologie anderer Anbieter zum Einsatz kommen. Zu den Partnern zählen bislang beispielsweise Microsoft, IBM und Google.
Eine Milliarde Dollar Risikokapital
Zu diesem Konstrukt sollen die Start-ups beitragen. Anthropic etwa hat einen Chatbot namens Claude entwickelt, der aus Eingaben in natürlicher Sprache Programmcode erzeugt, Prozesse automatisiert und in der neuesten Version Mathematikaufgaben löst. Zudem lässt sich das System auf Grundprinzipien wie Verlässlichkeit und Sicherheit festlegen.
Cohere ist auf generative KI für Geschäftskunden spezialisiert und verspricht einen umsichtigen Umgang mit sensiblen Daten. Aleph Alpha wiederum ermöglicht Kunden, die Technologie im eigenen Rechenzentrum einzusetzen. Zudem arbeitet das Start-up intensiv an der Erklärbarkeit der Ergebnisse. Transparenz und Stabilität sind bisher zwei große Baustellen der KI.
Gerade derartige Eigenschaften sind für SAP wichtig. Strategiechef Steinhäuser: „Künstliche Intelligenz von SAP muss absolut verlässlich sein – Kunden müssen darauf vertrauen können, dass die Ergebnisse richtig sind und bei der Verwendung von Daten höchste Standards zum Einsatz kommen.“
Weitere Investitionen in Start-ups dürften folgen. Beispielsweise über den Risikokapitalgeber Sapphire Ventures, den SAP finanziert: Der Fonds will die Investitionen in Softwarehersteller mit einem Fokus auf Künstliche Intelligenz auf „mehr als eine Milliarde Dollar“ erhöhen, wie er in der vergangenen Woche mitteilte.