Mit dem futuristisch anmutenden Konzept-Lastwagen gibt Daimler erstmals einen Ausblick auf sein künftiges Lkw-Flaggschiff mit mehr als 1000 Kilometern Reichweite.
(Foto: http://media.daimler.com)
New York Die Aufsichtsbehörde California Air Resources Board (CARB) hat am Donnerstag die finale Anhörung für ein Kaufverbot für Diesel-Trucks ab 2036 abgehalten. Schon am Freitag will CARB über das Verbot abstimmen. Eine Zustimmung wird erwartet. Das hat das Handelsblatt von drei mit dem Vorgang vertrauten Personen erfahren.
Für die Trucking-Branche bedeutet die Entscheidung eine Zeitenwende, heißt es in der US-Transportbranche. Das Ausmaß der Neuregelung sei beispiellos. Die Nervosität ist sowohl unter Lkw-Herstellern wie unter Spediteuren hoch.
Kalifornien gilt als Leitmarkt für die USA. Die Entscheidungen der Aufsichtsbehörden in der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt haben auch globale Signalwirkung. Stimmt der CARB-Rat für das Verbot, würde der Kauf neuer Diesel-Trucks ab 2036 untersagt. Bis 2042 müssten praktisch alle Lkw im Bundestaat auf emissionsfreie Fahrzeuge umgestellt werden, also auf Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Auf eine Handelsblatt-Anfrage reagierte CARB zunächst nicht.
Bereits im August 2022 hatte CARB eine Vorschrift erlassen, die vorsieht, dass die Lkw-Hersteller ab dem Modelljahr 2026 jedes Jahr eine steigende Anzahl von emissionsfreien leichten Nutzfahrzeugen anbieten müssen. 2026 soll ihr Anteil auf 35 Prozent steigen, 2030 dann auf 68 Prozent, 2035 auf 100 Prozent.
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Mit der nun diskutierten Änderung, der sogenannten „Advanced Clean Fleets”-Regulierung (ACF), würden diese Regeln noch einmal deutlich verschärft. Große Spediteure hätten ab 2036 keine andere Möglichkeit mehr, als auch im Schwerlastverkehr emissionsfreie Fahrzeuge zu beschaffen.
„Die Anforderung, zu 100 Prozent emissionsfreie Fahrzeuge zu verkaufen, wurde vom ursprünglichen Starttermin 2040 auf 2036 vorverlegt. Diese Änderung bedeutet, dass alle in Kalifornien verkauften Neufahrzeuge ab 2036 emissionsfrei sein müssen“, heißt es in einem Entwurf der Neuregelung.
„Die aggressivsten Vorschriften ihrer Art“
Bereits am Donnerstag hatte CARB Regelungen zum Ende schwerer Diesellokomotiven beschlossen. „Es handelt sich um die aggressivsten Vorschriften ihrer Art“, erklärte Berkeley-Rechtsprofessor Ethan Elkind im „San Francisco Chronicle“ zur Eisenbahnregulierung. Die für Freitag anstehende Neuregelung des Lkw-Markts geht nun noch einmal deutlich weiter.
Laut Sydney Vergis, Leiter Verschmutzung im Transportsektor von CARB, zielt die geplante Lkw-Regulierung darauf ab, Kalifornien zum weltweiten Vorreiter zu machen. „Diese Vorschrift ist die erste ihrer Art. Sie verschafft der Industrie Klarheit darüber, wo Kalifornien hin will“, und zwar in Richtung von null CO2-Emissionen, so Vergis. Die Regierung in Sacramento will den Bundestaat bis 2045 klimaneutral machen.
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Ausnahmen gibt es unter anderem für kleinere Speditionen sowie für Bestandsflotten. Für diese gelten mehrjährige Übergangsregelungen. Auch bestehen Ausnahmen, wenn Unternehmen nachweisen können, dass es für ihren Einsatzzweck keine lieferbaren Alternativen zum Diesel-Lkw gibt.
In der amerikanischen Truckbranche sorgt die geplante Neuregelung für Unruhe. Vor allem große Speditionen fürchten, dass es auch in den kommenden Jahren weder adäquate und bezahlbare Nullemissions-Lkw noch eine entsprechende Ladeinfrastruktur gibt.
Bei Daimler Truck North America, dem größten Lkw-Hersteller der USA, will man die Neuregelung auf Anfrage nicht kommentieren. In Firmenkreisen heißt es, man habe bis zum Stichtag entsprechende Lkw im Angebot. Jedoch müsse die Ladeinfrastruktur schritthalten. Die Aktien von Wasserstoff-Unternehmen und -Lkw-Herstellern wie Plug Power und Nikola stiegen am Donnerstag deutlich.
Mit der Verabschiedung der ACF-Regelung „sendet Kalifornien ein klares und unmittelbares Marktsignal, dass die schädlichen Lkw mit Verbrennungsmotoren, die lange Zeit viele Gemeinschaften belastet haben, der Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen weichen müssen“, erklärte Nikola-CEO Michael Lohscheller auf Handelsblatt-Anfrage. Nikola stehe bereit, kalifornische Fuhrparkbetreiber mit Batterie- und bald auch mit Wasserstoff-Trucks zu unterstützen. Auch plane man ein Wasserstofftankstellennetz.
Daimler Truck hatte am Donnerstag den Markennamen für sein US-Strom- und Wasserstofftankstellennetz bekanntgegeben: Greenlane. Es wird im Rahmen eines 650 Millionen Dollar schweren Joint-Ventures aufgebaut. Der deutsche Lkw-Marktführer arbeitet hierfür unter anderem mit dem Finanzriesen BlackRock zusammen. Der erste Standort ist in Südkalifornien geplant.
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