Es wurde eine Waffenruhe vereinbart.
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Gaza, Jerusalem Israel und die extremistische Palästinenser-Gruppe Islamischer Dschihad im Gazastreifen haben nach fünftägigen Kämpfen ihre gegenseitigen Angriffe eingestellt. Seit Samstagnacht 21.00 Uhr MEZ gilt eine nur wenige Stunden zuvor von Ägypten vermittelte Feuerpause. In Gaza, der größten Stadt im Gazastreifen, füllten sich die während der Kämpfe menschenleeren Straßen. Passanten jubelten, Autofahrer hupten. „In Anbetracht der Vereinbarung zwischen der palästinensischen und der israelischen Seite gibt Ägypten bekannt, dass ein Waffenstillstand zwischen der palästinensischen und der israelischen Seite erreicht wurde“, heißt es im von Reuters eingesehenen Waffenstillstands-Abkommen.
Israel danke dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi für die Vermittlung, teilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Auch der Islamische Dschihad bestätigte die Vereinbarung: „Wir erklären, dass wir die ägyptische Ankündigung akzeptieren.“
Noch am Samstagmorgen hatte Israel einen raschen Waffenstillstand ausgeschlossen. „Wir führen keine Waffenstillstandsgespräche“, sagte der nationale Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi. Israels oberste Priorität sei die Bekämpfung der Dschihadisten. Der Islamische Dschihad kündigte an, er werde weiterhin Raketen abfeuern. „Der Widerstand hat sich auf eine monatelange Konfrontation vorbereitet“, hieß es in einer Erklärung.
Seit dem Morgengrauen feuerten Kämpfer der Organisation Raketen ab. In Israel wurde in den grenznahen Gebieten Luftalarm ausgelöst. Ein palästinensischer Arbeiter wurde nach Angaben eines Krankenhaussprechers durch Raketensplitter getötet. Das israelische Militär erklärte, Flugzeuge hätten Kommandozentralen des Islamischen Dschihad und Raketenwerfer im Gazastreifen getroffen. Rauchwolken stiegen auf, als laute Explosionen die bombardierten Gebiete erschütterten.
Kämpfe am Dienstag ausgebrochen
Ägypten versuchte seit Tagen einen Waffenstillstand zu vermitteln. Seit Ausbruch der Kämpfe am Dienstag, nachdem israelische Streitkräfte gezielt zwei Kommandanten des Islamischen Dschihad getötet hatten, sind mindestens zehn Palästinenser im Gazastreifen und zwei Menschen in Israel bei Angriffen gestorben. Bis Samstagnacht hat Israel insgesamt sechs Kommandanten der Dschihadisten getötet. Israel wirft der vom Iran unterstützten Gruppe die Planung von Anschlägen vor.
Israelische Militärs haben nach eigenen Angaben keine Anzeichen dafür, dass die islamistische Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, auch Raketen abgefeuert hat. Der Islamische Dschihad, die größte bewaffnete Gruppe im Gazastreifen nach der Hamas, hat über 1000 Raketen gezündet. Wie die Hamas lehnt auch der Islamische Dschihad eine Koexistenz mit Israel ab und will die Zerstörung des jüdischen Staates. Führende Minister der religiös-nationalistischen israelischen Regierung wiederum lehnen die Gründung eines palästinensischen Staates ab und fordern die Ausweitung des israelischen Territoriums im besetzten Westjordanland.
Auch in Palästinensergebieten außerhalb des Gazastreifens kam es am Samstag zu Konfrontationen. In Nablus im besetzten Westjordanland wurden zwei Palästinenser bei einer israelischen Razzia getötet. Nach palästinensischen Angaben war es zu Protesten gekommen. Ein israelischer Militärsprecher sagte, Bewaffnete hätten sich einen Schusswechsel mit den Streitkräften geliefert. In einem anderen Fall wurde ein Palästinenser, der nach Angaben der israelischen Polizei mit einem Messer die Beamten zugelaufen war, erschossen.
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