Frankfurt Der Preisdruck im Euro-Raum hat sich im April leicht verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das teilte das europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag auf Basis einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten damit gerechnet.
Die vielbeachtete Kerninflationsrate liegt nunmehr bei 5,6 Prozent nach 5,7 Prozent im Vormonat. Die um Energie und Nahrung bereinigte Teuerungsrate gilt als guter Indikator für den mittelfristigen Preistrend.
Am Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über das Zinsniveau im Euro-Raum. Eine weitere Zinserhöhung gilt als nahezu sicher. Offen ist allerdings, ob die Währungshüter erneut einen Zinsschritt im Umfang von 50 Basispunkten wählen oder sich für 25 Basispunkte entscheiden.
Nach einer Reihe von Anhebungen seit dem vergangenen Sommer liegt der Leitzins im Euro-Raum mittlerweile bei 3,5 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für überschussige Einlagen bekommen, die sie bei der Notenbank halten, beträgt 3,0 Prozent.
Commerzbank-Ökonom Christoph Weil sieht vor allem die weiterhin hartnäckige Kerninflation als Argument für eine weitere Straffung der Geldpolitik. Hier habe sich nicht viel verändert. „Der Druck auf die EZB bleibt unverändert hoch, die Leitzinsen weiter anzuheben.“ Weil geht zwar davon aus, dass die Unternehmen inzwischen einen Großteil der energiepreisbedingten Verteuerung der Produktion an die Verbraucher weitgegeben haben.
Nun stehe aber mit den kräftig steigenden Löhnen eine neue Kostenwelle bevor. Diese werde insbesondere die Preise für Dienstleistungen weiter in die Höhe treiben.
Jüngst hatten sich die Tarifparteien im öffentlichen Dienst in Deutschland auf deutliche Lohnerhöhungen geeinigt. Im Schnitt sollen die Löhne und Gehälter ab März 2024 um rund elf Prozent steigen, bei unteren Entgeltgruppen sogar um bis zu 16,9 Prozent.
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