Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Kaufhof soll den Warenhauskonzern bald wieder leiten.
Düsseldorf Der angeschlagene Warenhausbetreiber Galeria will mit einem neuen Chef in den Neustart gehen. Nach dem Abschluss des Schutzschirmverfahrens soll der bisherige Vertriebschef Olivier van den Bossche die Leitung des Unternehmens übernehmen, wie Galeria jetzt mitteilte.
Der bisherige CEO Miguel Müllenbach soll dann in die Geschäftsführung der Muttergesellschaft Signa Retail wechseln, in der alle Handelsbeteiligungen der Signa-Gruppe von Milliardär René Benko gebündelt sind. Müllenbach soll Signa zugleich auch im Aufsichtsrat von Galeria vertreten.
Mit dieser Erklärung dokumentiert das Unternehmen, dass es fest davon ausgeht, dass der Gläubigerausschuss am 27. März dem Insolvenzplan des Unternehmens zustimmt. Denn nur dann kann es das Schutzschirmverfahren abschließen.
Der neue Galeria-Chef startete als Warenhaus-Filialleiter
Sollten die Gläubiger wider Erwarten nicht zustimmen, dürfte das Unternehmen dagegen höchstwahrscheinlich liquidiert werden müssen. Die Veränderung in der Geschäftsführung muss auch noch vom Aufsichtsrat abgesegnet werden.
Van den Bossche hat langjährige Handels- und Warenhausexpertise. Er startete seine Karriere 2003 als Filialleiter eines Warenhauses der belgischen Kaufhof-Tochter Inno in Lüttich. Er war bereits vor der Fusion mit Karstadt einige Zeit Kaufhof-Chef, hatte das Unternehmen aber 2017 verlassen und arbeitete anschließend für das Kosmetikunternehmen Rituals. 2021 hatte ihn Galeria zurückgeholt.
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Der Wechsel an der Spitze des Unternehmens hatte sich schon seit Längerem angedeutet. Der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der die Geschäftsführung im Schutzschirmverfahren bei der Restrukturierung unterstützt, hatte van den Bossche schon vor Monaten intern als „den starken Mann“ für die Umsetzung des neuen Konzepts bezeichnet.
Auch war Müllenbach in den vergangenen Monaten im Unternehmen immer weniger präsent gewesen. Hatte er zuvor mit Mitarbeiterbriefen und Podcasts stets den Kontakt zu den Mitarbeitern gesucht, war er im Laufe des Insolvenzverfahrens immer weniger in Erscheinung getreten und hatte Geiwitz die Kommunikation der Maßnahmen weitgehend überlassen.
In einer Mitteilung dankte Galeria Müllenbach für seinen Einsatz in den vergangenen drei Jahren. Er habe die Führung von Galeria Karstadt Kaufhof im Frühjahr 2020 nur vier Monate nach Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof „mitten in der dramatischen und völlig unübersichtlichen Situation des ersten bundesweiten Lockdowns der Coronapandemie übernommen“, hieß es.
Mit „großer Umsicht“ habe er das Unternehmen durch das erste Schutzschirmverfahren und anschließend durch die Coronazeit geführt.
Galeria-Filialen sollen mehr Verantwortung bekommen
Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfram Keil erklärte, Müllenbach selbst habe den Wunsch geäußert, die Führung des Unternehmens abzugeben. Er dankte ihm für seinen „unermüdlichen Einsatz“. Er sagte: „Ihm und der Geschäftsführung ist es trotz widrigster Umstände gelungen, neue Filialkonzepte erfolgreich zu testen.“
Nun ist es an van den Bossche, aus diesen Tests ein Konzept zu entwickeln, das zukunftssicher ist. Geplant ist eine sehr viel dezentralere Struktur des Unternehmens, bei der mehr Verantwortung und Entscheidungsspielraum in den Filialen liegen soll. Wie dieses Konzept genau ausgestaltet sein soll, ist aber noch nicht klar.
„Olivier van den Bossche ist als Galeria-Vertriebschef und ehemaliger Kaufhof-CEO wie kein anderer für den Neustart nach erfolgreicher Beendigung des Schutzschirms prädestiniert“, gab ihm Aufsichtsratschef Keil mit auf den Weg.
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Van den Bossche genießt im Unternehmen einen guten Ruf. Der Belgier, den viele mit seinem Vornamen ansprechen, pflegt einen wenig hierarchischen Führungsstil. Er sei zwar hart in der Sache, aber freundlich im Umgang und lasse Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Freiraum, heißt es im Unternehmen. Schon heute verbringt er einen großen Teil seiner Arbeitszeit in den Filialen.
„Ich bin mir sicher, dass es ihm gelingt, insbesondere die dringend notwendigen Veränderungen in der Führungskultur und im Umgang mit unseren erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchzusetzen“, hatte Müllenbach über van den Bossche gesagt, als dieser zu Galeria zurückkam. Nun muss van den Bossche die gesamte Neuausrichtung verantworten.