Der Milliardär will den Twitter-Chefposten nach eigener Aussage wieder abgeben.
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New York, San Francisco Elon Musk tritt als Chef des Kurznachrichtendiensts Twitter ab. Das hat der Milliardär und Tesla-Chef am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in einem Tweet verkündet.
„Ich freue mich, mitteilen zu können, dass ich eine neue CEO für X/Twitter eingestellt habe. Sie wird in ~6 Wochen anfangen“, schrieb Musk. X Corp ist der neue Name des Twitter-Holding-Unternehmens in Nevada, das Musk im April aufgesetzt hatte.
In Zukunft werde er sich auf die Rolle als Executive Chairman und Technologiechef beschränken, so Musk, und sich um Produkt, Software und die Hardwaresysteme kümmern.
Musk hatte Twitter nach monatelangem Hin und Her Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen, die bisherige Führungsmannschaft entlassen, Tausende Mitarbeiter abgebaut und tiefgreifende Umbauarbeiten angekündigt. Am Dienstag hatte der umstrittene rechte Moderator Tucker Carlson erklärt, nach seiner Entlassung durch den Fernsehsender Fox seine Show auf Twitter weiterzuführen.
Bereits Ende letzten Jahres hatte Musk erklärt, einen Nachfolger benennen zu wollen, der das Tagesgeschäft der Social-Media-Plattform übernimmt. In einer Umfrage auf Twitter, die er gestartet hatte, sprach sich im Dezember eine Mehrheit der Befragten für seinen Rücktritt als CEO aus.
Musk twitterte darauf hin, er trete ab, sollte er jemanden finden, der „blöd genug“ sei, die Nachfolge zu übernehmen. Im Februar erklärte Musk dann, dass der wahrscheinliche Zeitpunkt für die Ernennung eines neuen CEO gegen Ende des Jahres sein würde.
Auf eine Handelsblatt-Anfrage zum Vorgang reagierte die Twitter-Pressestelle – wie von Musk eingeführt – mit einer automatisch generierten Nachricht inklusive „Poop-Emoji“.
Wer Musk als CEO nachfolgt, ist Stand jetzt unbekannt. Aus Musks Nachricht geht hervor, dass es sich um eine weibliche Führungskraft handeln könnte. Musks Weltraumunternehmen SpaceX, das bisher mit vergleichsweise wenig negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht, wird de facto von einer Frau geführt, Gwynne Shotwell. Aber auch dort ist Musks Einfluss auf das Tagesgeschäft hoch.
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Die vielen Diskussionen rund um Musks Twitter-Übernahme hatten dem Ruf des Milliardärs in den vergangenen Monaten merklich geschadet. Aktionäre seines Elektroautoherstellers Tesla beschwerten sich darüber, dass Musk mit der Steuerung von Twitter abgelenkt sei und wichtige Themen vernachlässige. Politiker kündigten eine Überprüfung politisch extremer Nachrichten auf der Plattform an. Musk nennt sich selbst einen „Absolutisten der freien Rede.“
Elon Musk besucht Twitter-Hauptquartier und bringt Waschbecken mit
Zahlreiche Entlassungen
Seit der Übernahme durch Musk haben rund 5000 der einst 7500 Mitarbeiter Twitter verlassen, die meisten unfreiwillig. Musk hatte erklärt, den Schwerpunkt auf die Technik Twitters zu legen, und unter anderem ein Beratungsgremium zur Verhinderung von Hassrede aufgelöst. Viele seiner Entscheidungen ereilten die Nutzer überraschend und sorgten für Chaos, manche musste Musk binnen kürzester Zeit zurücknehmen.
Das größte Problem: Musk, der grundsätzlich gegen ein werbefinanziertes Erlösmodell ist, verschreckte zahlreiche Anzeigenkunden – die wichtigste Einnahmequelle. Im Dezember warnte er, Twitter sei auf dem besten Weg, einen negativen Cashflow von drei Milliarden Dollar zu verbuchen.
Unter dem Zickzackkurs bei Twitter leidet auch Musks bisheriges Kernunternehmen, der börsennotierte Elektroautobauer Tesla. Musk fungiert hier ebenfalls als CEO, zog jedoch zahlreiche Mitarbeiter ab, etwa vom wichtigen Autopilot-Projekt, um bei Twitter auszuhelfen. Außerdem musste er Tesla-Aktien verkaufen, um die Twitter-Übernahme zu finanzieren. Im Dezember veräußerte er Papiere im Wert von 3,58 Milliarden Dollar.
Twitter hat während der vergangenen zehn Jahre rote Zahlen geschrieben. Musk hatte für die Übernahme einen 13-Milliarden-Dollar-Kredit aufgenommen. Allein die Kosten für den Schuldendienst sollen sich auf eine Milliarde Dollar belaufen.
Die Tesla-Aktionäre reagierten am Donnerstag denn auch erleichtert auf die Ankündigung. Die Aktien sprangen nach Musks Tweet um mehr als zwei Prozent nach oben.