Die Suche nach einem neuen Strategiechef läuft.
(Foto: IMAGO/Panama Pictures)
Hamburg In der Zentrale der Deutschen Telekom in Bonn macht gerade eine ungewöhnliche Personalie die Runde: Strategiechef Matthias Budde wechselt demnach in gleicher Position zum US-Telekommunikationsriesen AT&T. Er wird die Telekom Ende Juni verlassen.
Ein Sprecher der Bonner bestätigte dem Handelsblatt entsprechende Informationen aus Konzernkreisen. Bis ein Nachfolger gefunden sei, leite Andreas Schlegel, einer von Buddes Mitarbeitern, die Konzernstrategie. AT&T ließ eine Anfrage des Handelsblatts zunächst unbeantwortet.
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Dass das US-Unternehmen sein Führungspersonal nun bei einem ehemaligen deutschen Staatskonzern rekrutiert, steht für den Wandel, den die Telekom in den vergangenen Jahren durchgemacht hat.
2022 machte der Dax-Konzern gut 66 Prozent seines Umsatzes in den USA. Die US-Tochter T-Mobile gilt als eines der innovativsten Unternehmen der Branche, das der lange eher unbeweglich anmutenden AT&T bislang Jahr für Jahr Kunden abluchste.
Und offenbar träumt man beim Konkurrenten davon, sich Modernisierungsfähigkeiten der Deutschen abzuschauen. AT&T und die Telekom leiden kulturell gleichermaßen darunter, dass sie jahrzehntelang über weitreichende Monopole herrschten. Das prägte Kultur und Selbstverständnis, mitunter bis heute. Der Konzernführung in Bonn gelang es in den vergangenen Jahren jedoch, diese Stagnation etwas aufzulösen.
Eine wesentliche Variable war dabei der Erfolg von T-Mobile, der etwa auch in Sachen Kundenbeziehung bis zur Mutter ausstrahlte. AT&T hat vor gut zehn Jahren zudem eine vor diesem Hintergrund umso bitterere Niederlage einstecken müssen: 2011 waren die Texaner mit einer Übernahme von T-Mobile an den Kartellbehörden gescheitert.
Budde, der 2013 von der Unternehmensberatung Bain & Company zur Telekom kam, war eine der ersten Neueinstellungen des damals noch designierten Vorstandschefs Timotheus Höttges. In seinen fast zehn Jahren im Konzern war er an der Konzeption von Höttges’ aktueller „Digital Telco“-Strategie ebenso beteiligt wie an der Entwicklung der Konzernbeteiligungen.
Ihnen kam unter Höttges’ Ägide vor allem wegen der zunehmenden Relevanz von T-Mobile eine wichtige Rolle zu. Buddes Wünschen nach operativer Verantwortung soll man in Bonn indes nicht entsprochen haben.
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