Berlin Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist so stark eingebrochen wie seit den Hochzeiten der Corona-Krise vor drei Jahren nicht mehr und signalisiert trübe Zeiten. Die Aufträge sanken im März um 10,7 Prozent zum Vormonat und damit so kräftig wie seit dem Einbruch zu Anfang der Pandemie im April 2020 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang um 2,2 Prozent gerechnet. „Diese Zahl macht den an sich guten Start der deutschen Industrie ins Jahr komplett zunichte und ist ein echtes Rezessionssignal“, sagte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch. „Das Ergebnis ist schlicht und ergreifend ein Desaster“, betonte auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
Im Februar hatte es mit 4,5 Prozent noch das stärkste Auftragsplus seit Mitte 2021 gegeben. Die Bestellungen aus dem Inland sanken im März derweil um 6,8 Prozent zum Vormonat, während die Auslandsnachfrage um 13,3 Prozent einbrach.
„Nach drei Anstiegen in Folge sind die Auftragseingänge im März förmlich eingebrochen“, kommentierte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Die Aufträge haben damit ihren Abwärtstrend wieder aufgenommen.“ Auch Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank zeigte sich pessimistisch: „Die Auftragseingänge waren und sind schwach – mehr noch: Da braut sich etwas zusammen.“
Das sagen Ökonomen zum Auftragseinbruch der Industrie
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht dennoch Signale für eine allmähliche Besserung. „Nach dem schwachen Schlussquartal 2022 und dem volatilen Auftakt 2023 ist für den weiteren Jahresverlauf weiterhin eine konjunkturelle Erholung zu erwarten.“ Ohne Großaufträge wäre das Auftragsminus insgesamt mit 7,7 Prozent geringer ausgefallen.
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