Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
die Welt steht vor einer Tech-Revolution. Wir werden in den nächsten Jahren mehr technologischen Fortschritt erleben als in den vergangenen hundert. Diese ohnehin rasante Entwicklung wird durch Corona und den Klimawandel zusätzlich befeuert. Ohne Technologie, das ist nun klarer denn je, geht auf Dauer nichts voran in Wirtschaft und Gesellschaft.
Dafür gibt es viele Anhaltspunkte, die in dieser Woche nicht zu übersehen waren. Auch wenn hochbewertete Technologie-Aktien wegen der Sorge vor steigenden Zinsen unter Druck stehen.
So knackte Apple als erstes Unternehmen in der Börsengeschichte die Bewertung von drei Billionen Greenback. Mancher Analyst sieht sogar den Sprung über die Vier-Billionen-Marke nur noch als eine Frage der Zeit an. Apple ist Spitzenreiter, aber der Increase betrifft die ganze Branche. Die US-Tech-Giganten gehen mit breiter Brust ins neue Jahr. Auch weil es technologisch immer fortschrittlichere Produkte und Options gibt – vom superschlauen Smartphone bis zum hybriden Metaverse.
Und dann, das zeigt sich vor allem auf der gerade laufenden weltweit größten Elektronikmesse CES, gibt es immer mehr Innovationen, die über die Grenzen von Wissenschaftsdisziplinen und Branchen hinweg entstehen. Etwa wenn Biotech oder Raumfahrt und Künstliche Intelligenz verschmelzen.
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Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich umgehört, mit Forscherinnen und Entwicklern gesprochen und 20 Technologietrends identifiziert, die das gerade angebrochene Jahr prägen werden – und in irgendeiner Kind auch Ihr Leben und Arbeiten. Welche Traits das sind, das erfahren Sie hier.
Was uns diese Woche sonst noch beschäftigt hat:
1. Von den Tech-Traits zu den High-Jobs von morgen. Bis 2030 fehlen Hunderttausende IT-Experten, Lehrerinnen und Ingenieure in Deutschland: Allein im Bereich Informationstechnologie und Datenanalyse werden es über eine Million sein, wie die Grafik zeigt. Für das Handelsblatt hat die Strategieberatung BCG zusammen mit der Gehaltsdatenbörse Gehalt.de in einer Detailauswertung 35 Stellenprofile identifiziert, die 2030 besonders gefragt sein werden – und eine hohe Bezahlung versprechen
2. Klar ist: Der Fachkräftemangel wird die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie bremsen – ebenso wie der Klimaschutz. Der Publish-Corona-Increase fällt aus. Die Ökonomen des Handelsblatt Analysis Institute (HRI) gehen für 2022 von 3,4 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland aus. Das sind 0,3 Prozent weniger als in der Prognose vom September. Bereits 2020 hatte sich das HRI skeptischer als andere Wirtschaftsforschungsinstitute gezeigt – und behielt recht. „Ab Mitte dieses Jahres werden die strukturellen Probleme der deutschen Volkswirtschaft wieder in den Vordergrund rücken“, prognostiziert HRI-Präsident Bert Rürup.
3. Einen akuten Personalmangel – vor allem in der kritischen Infrastruktur wie Polizei, Feuerwehr, Praxen, Krankenhäuser, Fuel-, Wasser- und Stromversorgung – befürchten Bund und Länder wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante. Deswegen verständigte sich die gestrige Runde mit Kanzler Olaf Scholz und den 16 Ministerpräsidenten auf eine Verkürzung der Quarantäne. Zudem soll bundesweit die 2G-Plus-Regel in der Gastronomie gelten, Genesene und zweifach Geimpfte benötigen einen Check. Einen Überblick der wichtigsten Beschlüsse finden Sie hier.
4. In Sachen Corona ist die Union in der Rolle der Opposition angekommen. In einem eigens aufgesetzten Papier fordern die von CDU und CSU geführten Länder, dass der Bund wieder die epidemische Lage feststellt, die als Rechtsgrundlage für schärfere Kontaktbeschränkungen wie Geschäfts- und Schulschließungen dienen kann. Der designierte CDU-Chef Friedrich Merz trimmt die Partei auf Opposition. Dazu will er, wie das Handelsblatt aus Parteikreisen erfuhr, die Riege der politischen Führungspositionen neu besetzen. Die Erwartungen sind groß – die Unruhe allerdings auch. Der Sozialflügel warnt vor Merz-„Ultras“.
5. Das ist allerdings nichts gegen die Unruhe in Kasachstan. Hintergrund der Krise in dem rohstoffreichen zentralasiatischen Land sind hohe Preissteigerungen, die zu massiven Protesten geführt haben. Am Freitag erteilte der autoritär herrschende Präsident sogar einen Schießbefehl gegen die Demonstranten. Bis zu 15.000 Soldaten aus Russland und verbündeten Staaten sollen für Ordnung sorgen. Unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten haben analysiert, was die Spannungen in Kasachstan für Russland, China und die USA bedeuten.
6. Auch in Deutschland und Europa steigen die Preise weiter, natürlich längst nicht mit derart drastischen Folgen. Im Dezember lag die Inflationsrate hierzulande bei 5,3 Prozent, in der Euro-Zone bei 5,0 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit Beginn der Währungsunion. Die Ursache für hohe Inflation und aufgeblähte Staatsschulden sind quick immer ungelöste Verteilungsprobleme, konstatiert mein Kollege Frank Wiebe in seinem Essay. Die ewige Frage lautet: Wer soll das bezahlen?
7. Zinswende und Inflation zwingen auch Anlegerprofis, ihre Strategien für das Börsenjahr 2022 anzupassen. Das Handelsblatt hat mit drei renommierten Fondsmanagern gesprochen, wie sie durch diese schwierige Zeit steuern. Eins haben Bert Flossbach (Flossbach von Storch), Klaus Kaldemorgen (DWS) und Sonja Laud (LGIM) gemeinsam: Sie werden allesamt vorsichtiger.
8. Mehr als zehn Jahre Increase und eine Verdopplung der weltweiten Kurse seit dem Corona-Frühjahrscrash 2020 haben auch Aktien teuer werden lassen. Das gilt vor allem für die Papiere der beliebten großen Unternehmen, die „Bluechips“. Aber eine Handelsblatt-Berechnung zeigt: Es gibt noch vier günstige Einzelwerte und einen attraktiven Gesamtmarkt. Welche zehn Aktien aus Dax, MDax und SDax in diesem Jahr weiter steigen werden, das verrät eine Auswertung von 2400 Analysten-Einschätzungen, die unser Geldanlage-Experte Andreas Neuhaus durchgeführt hat.
9. Und dann wäre da noch Porsche. Um die Zukunft der Sportwagen-Ikone 911er zu sichern, investiert der Autohersteller in eine Pilotanlage für künstlich hergestelltes Benzin. Porsche hofft, mit den E-Fuels auch in Zeiten der Elektromobilität das Kultauto weiter bauen zu können – und nicht nur das. Es gebe derzeit rund 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf der Welt, sagt Porsche-Einkaufschefin Barbara Frenkel: „Bis diese Flotte durch Elektroautos ersetzt ist, werden noch viele Jahre vergehen.“
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzlichst
Ihre
Kirsten Ludowig
Stellvertretende Chefredakteurin Handelsblatt
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