Der Dax ist, wenn die Dividenden abgezogen werden, in den vergangenen Jahren kaum gestiegen.
Mit etwas mehr als 15.700 Punkten ist der Dax in der Vor-Osterwoche auf das höchste Niveau seit mehr als einem Jahr gestiegen. Bis zum Allzeithoch fehlen noch dreieinhalb Prozent. Wie kann das sein, angesichts der großen Krisen, angefangen beim Krieg in der Ukraine, fortgesetzt über die steigenden Preise und Zinsen bis hin zu Sorgen über eine neue Bankenkrise?
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass keineswegs so tolle Gewinne anfielen, wie es das Fast-Allzeithoch glauben macht. Zumindest dann nicht, wenn Anlegerinnen und Anleger langfristig ihr Geld angelegt haben und dabei auf den Dax beispielsweise in Form eines ETFs gesetzt haben.
Seit dem Jahr 2000 beruhen fast alle Gewinne aus dem Dax allein auf Dividenden, die die meisten Konzerne einmal im Jahr ihren Aktionären überweisen. Das zeigt der „reine“, echte Dax. In ihm werden nur Kursgewinne, aber keine Dividenden einberechnet – so, wie es in fast allen anderen Börsenindizes üblich ist, darunter Euro Stoxx 50, Dow Jones, Nasdaq und S&P 500.
Seit dem Jahr 2000 hat dieser Kurs-Dax gerade mal fünf Prozent gewonnen. Das entspricht einer jährlichen Durchschnittsverzinsung von 0,2 Prozent. In den letzten fünf Jahren entstand ein Verlust von 1,4 Prozent pro Jahr.
Wer den Dax mied und stattdessen sein Geld in solide Staats- oder Unternehmensanleihen investiert hat, kommt auf einen höheren Vermögenszuwachs – und das ganz ohne nervenaufreibende Kursschwankungen.
Gewinne und Profitabilität der Konzerne sind unter Druck geraten
Nun lässt sich einwenden, dass Dividenden mit einberechnet werden müssen, schließlich gehören sie zur Aktie dazu. Das ist richtig, doch die jährlichen Ausschüttungen müssen oberhalb einer Freigrenze von 1000 Euro mit 25 Prozent versteuert werden. Zuzüglich Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag ergeben sich sogar rund 30 Prozent, die an den Staat gehen.
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Darüber hinaus fließen die jährlichen Dividenden nur dann in den langfristigen Gesamtgewinn ein, wenn sie nicht für andere Dinge ausgegeben werden, sondern nach Überweisung aufs Depot sofort in den Dax reinvestiert werden. Genau so macht es die Börse als Indexbetreiber mit dem uns bekannten Performance-Dax, der gerade auf ein Jahreshoch gestiegen ist.
Doch auch dieser Dax ist aufs Jahr gerechnet nicht so erfolgreich, wie es die fünfstellige Punktezahl mit dem Fast-Rekordhoch erscheinen lässt. Pro Jahr errechnet sich seit dem Jahr 2000 eine durchschnittliche Verzinsung von drei Prozent, in den letzten fünf Jahren sogar nur von eineinhalb Prozent. Das entspricht Renditen, wie sie aktuell mit Tagesgeld möglich sind.
Die magere Ausbeute führt eher zu dem Ergebnis, dass uns der Dax zwei verlorene Jahrzehnte beschert hat. Grund dafür dürften neben der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/09 die oben angerissenen Probleme sein.
Firmen können Kosten nicht weitergeben
Rasant steigende Preise bei gleichzeitig aufgestauten Lagerbeständen machen es vielen Dax-Konzernen schwerer, höhere Kosten an die Kunden weiterzureichen, sodass Gewinne und Profitabilität unter Druck geraten. Darauf wiesen zuletzt etwa der Sportartikelhersteller Puma und der Pharmakonzern Bayer hin.
Darüber hinaus belasten steigende Zinsen künftige Konzerngewinne und Dividenden, weil die Firmen mehr Geld für ihre Schulden brauchen. Schließlich sind die hohen Gas- und Strompreise vor allem für energieintensive Unternehmen wie BASF und Covestro ein Problem, weil sich die Produktion zumindest in Deutschland immer weniger rechnet.
Insofern gilt das ernüchternde Fazit: Ohne diese Belastungen stände der Dax vermutlich besser da und hätte uns höhere Renditen beschert.
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