New York Die chinesische Fast-Fashion-Marke Shein kooperiert mit der US-Modemarke Forever21. Shein übernimmt ein Drittel an der Forever21-Mutter, der Sparc Group. Im Gegenzug erhält Sparc einen Minderheitsanteil an Shein. Das teilten die Unternehmen am Donnerstag mit.
Die chinesische Marke ist bisher in den USA nur als Onlinehändler aktiv. Mit Forever21 bekommt Shein nun auch Zugang zu US-Shoppingmalls.
Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, da Shein in Washington wegen seiner Produktionsbedingungen in China und wegen Verstößen gegen Handelsabkommen in der Kritik steht. Außerdem wird immer wieder über einen möglichen Börsengang von Shein in den USA spekuliert.
Sowohl Shein als auch Forever21 sind vor allem bei jungen Menschen mit knappem Geldbeutel beliebt. Während Shein seine Waren – etwa Hochzeitskleider für 23 Dollar – bisher nur im Internet verkauft, setzt Forever21 stark auf Geschäftslokale. Mit der Kooperation sollen beide Zugang zu den jeweils anderen Kanälen bekommen.
Das amerikanische Unternehmen Forever21 ist eine der größten sogenannten Fast-Fashion-Ketten in den USA, die ihr günstiges Sortiment ständig wechseln und neuen Trends anpassen. Allerdings war die Kette nach einer rasanten Expansion zuletzt in Schwierigkeiten geraten und hatte vor vier Jahren sogar Gläubigerschutz beantragt. Heute betreibt das Unternehmen 560 Geschäfte weltweit, 414 davon in den USA.
Shein veröffentlicht zwar keine Bilanzzahlen, Experten schätzen den Umsatz jedoch auf rund 30 Milliarden US-Dollar. In den USA hat das 2008 in Nanjing gegründete Unternehmen bereits einen Marktanteil bei Fast Fashion von fast 40 Prozent.
„Shein hat die Welt im Sturm erobert“
Shein hat seinen Sitz 2019 nach Singapur verlegt. In China selbst ist der Konzern kaum bekannt.
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Die Shein-App wurde im vergangenen Jahr weltweit 200 Millionen Mal heruntergeladen – mehr als jede andere App. Das Unternehmen zählt rund 75 Millionen aktive Kunden, davon knapp 14 Millionen in den USA. Im App-Store von Apple steht Shein derzeit auf Platz elf der Gratis-Apps.
„Shein hat die Welt im Sturm erobert“, stellt Mike Roberto, Wirtschaftsprofessor an der Bryant University, fest. „Shein ist wie Zara für die Generation Z, mit deutlich niedrigeren Preisen“, erklärt er. Ähnlich wie Zara verfüge auch Shein über eine eigene Produktion oder von dem Konzern kontrollierte Fabriken – allerdings vor allem in China.
Damit könne Shein wie Zara schneller auf Modetrends und die Nachfrage der Kunden reagieren. „Aber Sheins Fähigkeit, die Datenanalyse zu nutzen, um vorherzusehen, was Kunden wollen, ist viel besser als die von Zara“, sagt Roberto.
Die extrem niedrigen Preise seien schwer zu erklären. „Andere Unternehmen wie Gap fertigen auch in China, können aber nicht so günstige Preise anbieten“, sagt Roberto. Nicht nur die Produktionsbedingungen, sondern auch die Privatsphäre machen den Kritikern Sorgen.
Es sei schwer, etwas über die Lieferkette von Shein herauszufinden. „Shein hat nicht die gleichen Offenlegungspflichten wie westliche Marken, bei denen die SEC oder die Investoren mehr Informationen über Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit verlangen“, erklärt Roberto.
Sowohl Shein als auch Forever21 expandieren derzeit auch in Deutschland.
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