Der Chef der Apobank versucht, die Kosten des Geldhauses weiter zu drücken. Die Kosten-Ertrags-Relation ist mit knapp 76 Prozent vergleichsweise hoch.
(Foto: Apobank)
Frankfurt Will er seinem Auftrag an der Spitze der Apotheker- und Ärztebank (Apobank) gerecht werden, muss Matthias Schellenberg bald schwierige Entscheidungen treffen. Vor gut einem Jahr war er angetreten, um wieder mehr aus dem Geschäftsmodell des Instituts herauszuholen. Am Donnerstag stimmte er bei der Vorstellung der Geschäftszahlen nun vorsichtig auf einen Jobabbau ein.
„Wir werden perspektivisch auch über Personalkosten sprechen“, sagte der 58-Jährige in Düsseldorf. Erst wolle er die Bankprozesse effizienter aufstellen, danach „personalwirtschaftliche Maßnahmen umsetzen“. Details zum Umfang möglicher Stellenstreichungen nannte Schellenberg nicht.
Seit gut einem Jahr steht Schellenberg an der Spitze der zweitgrößten Genossenschaftsbank in Deutschland. Ihre Kundinnen und Kunden gelten als attraktiv – verlässlich und überdurchschnittlich vermögend. Doch die Bank kämpft schon länger mit hohen Kosten. Größte deutsche Genossenschaftsbank ist die DZ Bank.
Klar ist bereits, dass die Apobank die Vermögensverwaltung ausbauen will, um die Kosten-Ertrags-Relation zu verbessern. Teile des Firmenkundengeschäfts werden gleichzeitig an Bedeutung verlieren. Zudem will sie ihre Kosten senken. Die sind vergleichsweise hoch, auch wenn die Bank 2022 wieder etwas mehr verdiente.
Die Zahl der Beschäftigten ist bereits deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr zählte die Düsseldorfer Apobank rund 2160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fünf Jahre zuvor waren es noch 400 mehr.
Viele Wechsel im Vorstand
Dass Schellenberg nicht konfliktscheu ist, hat das vergangene Jahr gezeigt. Gleich vier Vorstandsmitglieder verließen die Bank oder stehen kurz vor ihrem Abschied.
Privatkundenchefin Jenny Friese hatte das Geldhaus im September abrupt verlassen. Der plötzliche Weggang deutete auf Verwerfungen innerhalb des Führungsgremiums hin. Friese hatte dem Vorstand erst seit Anfang 2021 angehört. Der ausgeschiedene Risikovorstand Eckhard Lüdering warf Schellenberg sogar einen Interessenkonflikt vor. Ein Gutachten im Auftrag des Aufsichtsrats wies das zurück.
Neben der Kostenreduktion geht es für Schellenberg darum, das verwaltete Kundenvermögen zu erhöhen. Die Apobank will das betreute Depotvolumen ihrer Kundinnen und Kunden mittelfristig, das heißt bis 2027, auf 20 Milliarden Euro verdoppeln. Bis 2025 sollen es 16 Milliarden Euro sein.
Auch der langjährige Vorstand Holger Wessling, bis Ende März noch Controllingchef, hat einen neuen Job und tritt im Sommer den Vorstandsvorsitz der Sparkasse Rhein-Nahe an. Er betonte am Donnerstag, dass sein Wechsel nichts mit den Plänen für die Apobank zu tun habe, die unter dem Titel „Agenda 2025“ zusammengefasst sind. Es sei weder in der Sache noch in der Person des Vorstandschefs begründet.
Schellenberg selbst hat häufiger den Job gewechselt. Von 2017 bis 2020 war er Vorstandschef der Privatbank Merck Finck, bei der Warburg Bank in Hamburg danach kurze Zeit Partner. Er verließ das Geldhaus nach wenigen Monaten wieder.
Mitgliederschwund wegen IT-Pleite
Ein weiteres Ziel von Schellenberg ist es, die Zahl der Apobank-Mitglieder zu steigern. Sie halten Anteile an dem genossenschaftlichen Geldhaus und gelten als besonders treue Kunden. 2022 war ihre Zahl erneut gesunken, auf knapp 114.000.
Ein Grund für den Rückgang war die pannenreiche IT-Umstellung der Bank vor knapp drei Jahren. Der Wechsel auf den IT-Dienstleister Avaloq ab Pfingsten 2020 war zunächst in Teilen missglückt. Im Zuge der Migration liefen unter anderem Überweisungen und andere einfache Bankdienstleistungen nicht reibungslos. Viele Kunden reagierten verärgert. Für 2023 erwartet Schellenberg einen Mitgliederzuwachs.
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