Jan Thielmann soll beim 1. FC Köln eine Säule für die Zukunft der Geißböcke werden. Hat der 21-Jährige auch das Potenzial zum deutschen Nationalspieler?
Seit zwei Spielen agiert Jan Thielmann beim 1. FC Köln als Rechtsverteidiger. Cheftrainer Timo Schultz wünscht sich von dem Stürmer mehr Offensivtrieb, mehr Flanken, mehr Abschlüsse aus der zweiten Reihe. Das ging bislang noch nicht auf. Was nicht bedeutet, dass das Experiment gescheitert ist. Im Gegenteil.
Beim FC hält man riesige Stücke auf das Eigengewächs, das im Alter von 15 Jahren aus Trier nach Köln gewechselt war. Thielmann gilt sogar als Kapitän in spe, soll eines der Gesichter einer besseren Zukunft der Geißböcke sein. Die Fans lieben ihn für seinen Kampfgeist, für seine Energie und Leidenschaft.
Positionswechsel als Karriereschub?
Auch die Verantwortlichen schätzen Thielmann sehr, der trotz seines jungen Alters am Samstag beim FC Bayern München schon sein 120. Pflichtspiel für die FC-Profis absolvieren wird. Das Problem: Als Stürmer hat er in dieser Zeit erst neun Tore erzielt – keine gute Ausbeute. So war zuletzt die Idee aufgekommen, Thielmann könne hinten rechts als offensiver Außenverteidiger noch mehr helfen als im Angriff.
Und so spielt er nun auf einer Position, auf der man ihm Großes zutraut. Ein Kölner Ex-Profi sieht in Thielmann sogar das Potenzial, auf Jonas Hector zu folgen – als deutscher Nationalspieler. „Ich bin ein Befürworter davon, dass Thielmann rechts verteidigt“, sagte Matthias Scherz am Mittwoch bei einem Fan-Talk von „Express“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Da kann er Nationalspieler werden!“
Bemerkenswert ist: Scherz hat nicht nur selbst 291 Mal für die Geißböcke gespielt. Er lief auch einst für den FC St. Pauli auf – jenen Club, den Kölns Cheftrainer Timo Schultz einst trainierte und in dem er selbst spielte. Es gibt sogar noch mehr, was Scherz und Schultz verbindet. Beide frönen dem Spaß am Padel-Tennis, und das gemeinsam.
Und so kam es offenbar, dass Scherz sich Schultz schnappte, wie dieser nun verriet: „Ich habe ihm gesagt: Ich sehe Thielmann hinten rechts, weil er zu wenige Tore schießt. Prompt hat er ihn dahingestellt.“ Gegen Augsburg und Bochum lief Thielmann hinten rechts auf. Ob auf Anraten Scherz‘ oder nach eigener Idee, lässt sich nicht sicher sagen. Doch Scherz ist überzeugt von seiner Idee.
„Ich sehe für Jan da zu 100 Prozent richtig gute Möglichkeiten, eine tolle Karriere zu starten. Er hat ein sensationelles Zweikampfverhalten durch seinen niedrigen Schwerpunkt, kann super gegen schnelle Spieler agieren und mit seinem Tempo auch selbst ins Eins-gegen-Eins gehen und über die Seite marschieren kann“, erklärte der Ex-Stürmer und prophezeite sogar: „Die Position ist vakant. Da kann er Nationalspieler werden.“
Was Thielmann in Schultz‘ Augen gut macht
Eine wohl noch etwas verfrühte Prognose, doch Schultz wollte seinem Kumpel tags drauf nicht widersprechen. „Ich hätte nichts dagegen, wenn Scherzi recht behält“, sagte der FC-Trainer zwei Tage vor dem Duell beim FC Bayern. „Jan bringt für diese Position alle Voraussetzungen mit. Er ist defensiv sehr stabil im Zweikampf und physisch in der Lage, die Seite 90 Minuten hoch- und runterzugehen, schlägt gute Flanken und kann punktuell torgefährlich werden.“
Klar ist aber auch: Gegen Augsburg und Bochum gelang dies noch lange nicht so, wie sich die Beteiligten das vorgestellt hatten. Und so ist Thielmann noch weit von der DFB-Elf entfernt, muss sich erst noch in seine neue Rolle finden. Zudem wären da mit Benno Schmitz und Rasmus Carstensen noch die beiden Rechtsverteidiger, die mit Thielmann nun einen neuen Konkurrenten auf ihrer Position bekommen haben.
Darum ist Thielmann eine Option
Gut möglich aber, dass Thielmann mehr Spielzeit erhalten wird als das genannte Duo. Sportchef Christian Keller begründete dies insbesondere mit der offensiveren Herangehensweise des FC im Liga-Endspurt: „Wir müssen jetzt Spiele gewinnen. Also musst du in der Aufstellung auch mutige Varianten wählen und möglichst viele offensive Spieler auf den Platz bringen, ohne die Defensive Stabilität zu vernachlässigen.“ Thielmann soll genau dabei helfen – und damit auch seiner Karriere noch einmal eine neue Wendung geben.