Heike Makatsch: Ich habe mich auch vereinzelt in Carlotta wiedererkannt. Dieser Gedanke, man muss alles selbst in die Hand nehmen, nicht delegieren wollen, weil die anderen es nicht so gut können wie man selbst, um dann in Überforderung zu enden – das kenne ich. Aber ich arbeite dran.
Zum Thema Überforderung: Ich erinnere mich an eine Szene direkt in der ersten Folge, in der Carlotta ein TV-Interview zum Verschwinden ihrer Tochter gibt. Dabei kochen ihre Emotionen hoch, da sie das Gefühl hat, die Leute ergötzen sich an ihrem Leid. Was meinen Sie: Geht Berichterstattung manchmal zu weit?
Axel Stein: Das ist ein schwieriges Thema. Das hat ja was mit einer Art Schadenfreude zu tun. Dieses ganze Aufblasen von Themen: Ich glaube schon, dass sich viele Leute an gewissen Dingen ergötzen. Das wird auch teilweise von der Presse ausgenutzt und bedient. Das mag ich überhaupt nicht.
Die Klatts fühlen sich auf jeden Fall nicht richtig ernst genommen und nehmen die Suche nach ihrer Tochter selbst in die Hand. Dafür spionieren sie ihre Nachbarn aus und bekommen so Einblicke in ein anderes Leben. Wie oft haben Sie sich schon gefragt, was hinter den Türen Ihrer Nachbarn vorgeht?
Heike Makatsch: Als ersten Impuls hätte ich gesagt, dass ich eigentlich nicht neugierig bin und jeder sein eigenes Ding machen soll. Aber ehrlicherweise ertappe ich mich schon manchmal dabei, Situationen zu beobachten. Wenn ich zum Beispiel einen Streit höre, weil jemand das Fenster offen gelassen hat, und da geht es bei den Nachbarn plötzlich hoch her: Dann will ich doch schon wissen, was da los ist. Wenn ich dann nicht genau mitbekomme, was da vor sich geht, spitze ich schon die Ohren. Sollte der Nachbar dann beim wichtigsten Teil des Streits auch noch das Fenster zumachen: Dann bin ich ganz unruhig. Ich frage mich dann die ganze Zeit, wie die Sache wohl ausgegangen ist.