Nach einem schweren Verkehrsunfall leidet Tagesschau-Sprecher Jens Riewa an Platzangst, wie er in einer TV-Sendung verriet. Was hat es mit der Phobie auf sich?
Das Wichtigste im Überblick
Tagesschau-Sprecher Jens Riewa hat sich jetzt in dem NDR-Format „Käpt’ns Dinner“ über eine Angststörung geöffnet, die ihm in bestimmten Situationen das Leben schwer macht. „Ich habe massive Platzangst“, gestand Riewa dem Moderator Michel Abdollahi gleich zu Beginn. Das Problem: „Käpt’ns Dinner“ wird an Bord eines U-Boots im Hamburger Hafen gedreht. Eine große Herausforderung für den 60-Jährigen (lesen Sie hier alles zu Riewas Geständnis).
Aber was ist eigentlich Platzangst? Oder handelt es sich in dem Fall um eine andere Angststörung?
Definition: Das ist Platzangst
Die krankhafte Angst vor dem Aufenthalt etwa im Fahrstuhl oder anderen geschlossenen Räumen bezeichnen Fachleute als Klaustrophobie oder Raumangst. Der Begriff „Platzangst“ steht hingegen für eine andere Form der Angststörung: der Agoraphobie. Jens Riewa leidet streng genommen also unter Raumangst. Beide Erkrankungen weisen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten auf.
Sowohl die Klaustrophobie als auch die Agoraphobie zählen zu den phobischen Störungen. Dies sind psychische Erkrankungen, für die eine krankhafte Angst vor bestimmten, eigentlich harmlosen Situationen oder Objekten charakteristisch ist.
Phobische Störungen lassen sich wiederum in Untergruppen einteilen:
- Agoraphobie,
- soziale Phobie und
- spezifische Phobien.
Der wichtigste Unterschied zwischen Klaustrophobie und Agoraphobie
Klaustrophobie („Raumangst“) steht für die Angst vor engen/geschlossenen Räumen. Agoraphobie („Platzangst“) bezeichnet die Angst, in bestimmten Situationen (etwa große Plätze, Menschenmengen …) im Falle einer Panik nicht flüchten zu können, keine Hilfe zu bekommen oder Aufsehen zu erregen.
Klaustrophobie: Raumangst, nicht Platzangst
Die Klaustrophobie ist eine sogenannte spezifische Phobie. Eine solche zeichnet sich durch eine unangemessen starke Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten aus, die eigentlich ungefährlich sind.
Eine spezifische Phobie kann sich auf viele unterschiedliche Dinge beziehen. Bekannte Beispiele sind die Angst vor Spinnen, der Höhe oder dem Zahnarztbesuch – oder vor engen Räumen, wie es bei der Klaustrophobie von Jens Riewa der Fall ist.
Menschen mit Klaustrophobie haben Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen und/oder engen Räumen. Typische Örtlichkeiten beziehungsweise Situationen, die Ängste herrufen können, sind zum Beispiel:
- U-Bahn, Zug
- Fahrstuhl
- enge Gänge
- MRT-Untersuchungen in engen, „geschlossenen“ Geräten
- Solarium
- Toiletten
- überfüllte Räume
Mit einer Platzangst im Sinne einer Angst vor großen Plätzen hat eine Klaustrophobie also nichts zu tun. Korrekt wäre vielmehr die Bezeichnung „Raumangst“. Mehr zur Klaustrophobie lesen Sie hier.
Unterschied zur Agoraphobie
Menschen mit Agoraphobie („Platzangst“) haben – im Unterschied zur Klaustrophobie – Angst vor Situationen, in denen im Falle einer aufkommenden starken Angst oder Panik eine Flucht (vermeintlich) nicht so einfach möglich wäre oder Aufsehen erregen könnte. Oder sie fürchten, in diesen Situationen im Notfall keine Hilfe zu bekommen. Am liebsten sind die Betroffenen in der Regel zu Hause.
Zu angstmachenden Situationen zählen zum Beispiel:
- der Aufenthalt in Menschenmengen
- der Aufenthalt in Geschäften
- der Aufenthalt auf öffentlichen Straßen und Plätzen
- das Fahren/Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn oder Flugzeug
Die Bezeichnung „Platzangst“ trifft also eher auf eine Agoraphobie zu.
Platzangst und Raumangst – das sind die Gemeinsamkeiten
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. Beide Angststörungen gehen mit ähnlichen Symptomen einher. Diese sind:
- Herzklopfen, Herzrasen
- Schweißausbrüche
- das Gefühl, ohnmächtig zu werden
- kalte Hände und Füße
Häufig befürchten die Betroffenen, verrückt zu werden, zu sterben oder auf andere Weise die Kontrolle zu verlieren. Allein der Gedanke an die jeweilige Situation kann bei ihnen starke Angst auslösen.
Beide Erkrankungen werden häufig mit einer Verhaltenstherapie behandelt. Gegebenenfalls können auch Medikamente sinnvoll sein.