Frankreichs linke Parteien hatten im Vorfeld der Europawahlen Mühe, einen gemeinsamen Nenner zu finden, haben nun aber für die vorgezogenen Parlamentswahlen ein Bündnis geschlossen.
Die Neue Volksfront (NFP), ein im Vorfeld der vorgezogenen Parlamentswahlen in Frankreich gegründetes Bündnis linker Parteien, liegt in den Umfragen knapp eine Woche vor Beginn der ersten Runde auf dem zweiten Platz.
Die Koalition, die sich aus der linksgerichteten Partei „La France Inségénable“ (LFI), der Kommunistischen Partei, der Mitte-links-Partei Sozialistische Partei und den Grünen zusammensetzt, dürfte der jüngsten Ipsos-Umfrage zufolge 29,5 Prozent der Stimmen erhalten. am Samstag veröffentlicht.
Das sind sechs Punkte weniger als das geschätzte Ergebnis des rechtsextremen Rassemblement National (RN), aber zehn Punkte mehr als Renaissance, die zentristische Partei von Präsident Emmanuel Macron, und ihre Verbündeten erreichen sollten.
Obwohl die Linke bei den Europawahlen im Juni gespalten schien, veröffentlichte die NFP letzte Woche ein gemeinsames Programm mit 150 Maßnahmen. Doch wo steht eine Koalition, die ein so breites Spektrum linker Ansichten abdeckt, in einigen der wichtigsten Fragen? Hat sie in der Einwanderungsfrage gemeinsame Ziele gefunden, eine einheitliche Botschaft zum Krieg in der Ukraine, und ist sie sich in der Klimapolitik einig?
Euronews analysiert die Vorschläge der Koalition.
Einwanderung
Die neue Volksfront will einrichten eine Rettungsorganisation auf See und an Land für Migranten ohne Papiere. Außerdem will sie die Beantragung von Visa erleichtern.
Die Linke fordert außerdem die Europäischer Migrationspaktdie bahnbrechende Reform des EU-Asylsystems, die im Mai nach mehr als zehnjährigen Verhandlungen grünes Licht erhielt, soll erneut aufgerollt werden, bevor die Regeln im Jahr 2026 in Kraft treten.
Die Allianz möchte außerdem einen Status schaffen für „Klimaflüchtlinge.“
Anders als der Rassemblement National will die Neue Volksfront den Zugang von Migranten ohne Aufenthaltspapiere zur staatlichen Krankenversicherung (AME) sowie das „droit du sol“ (das Recht auf die Staatsbürgerschaft eines Landes, das auf der Geburt in diesem Land beruht) für in Frankreich geborene Kinder garantieren.
Ukraine
Auf der internationalen Bühne beteuert die Neue Volksfront, sie wolle „die Ukraine und den Frieden auf dem europäischen Kontinent verteidigen“.
Zu den geplanten Maßnahmen zählen unter anderem „die Lieferung der notwendigen Waffen“, „der Erlass der Auslandsschulden der Ukraine“, „die Beschlagnahmung der Vermögenswerte von Oligarchen, die die russischen Kriegsanstrengungen unterstützen“ und die „Entsendung von Friedenstruppen zur Sicherung der Atomkraftwerke“.
Lebenshaltungskostenkrise
Das linke Programm fordert zudem die Einführung von Deckelungen der „Preise für lebensnotwendige Güter“ wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoff.
Zudem schlägt das Bündnis vor, Löhne und Renten an die Inflation anzupassen. Zudem will es den Mindestlohn von 1.400 Euro auf 1.600 Euro netto anheben.
Das Programm der Linken lehnt auch „die Sparzwänge des Haushaltspakts“ ab, der EU-Regeln, nach denen das Haushaltsdefizit eines Mitgliedstaats 3% des BIP nicht überschreiten darf, da sonst Sanktionen drohen. Frankreichs öffentliches Defizit wird voraussichtlich 5,5 % des BIP im Jahr 2023.
Zur Finanzierung dieser Maßnahmen sieht das Programm die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer (ISF) vor, verstärkt durch eine Klimakomponente.
Außerdem sollen „ineffiziente, unfaire und umweltschädigende Steuernischen“ abgeschafft und „die Erbschaftssteuer reformiert werden, um sie progressiver zu gestalten, indem die höchsten Vermögen ins Visier genommen und ein Höchsterbschaftsbetrag eingeführt wird“.
Umfeld
Auch Umweltschutzmaßnahmen sind ein wichtiger Bestandteil des Programms der Neuen Volksfront.
Zu den Maßnahmen gehört ein Moratorium für den Bau von Megabecken zur Wasserspeicherung für landwirtschaftliche Zwecke. Gegner behaupten, diese Becken hätten verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt und schnitten den örtlichen Gemeinden den Zugang zu Wasser ab.
Konkret fordert das Programm „einen Klimaplan mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2050“ sowie eine „vollständige Isolierung von Häusern mit verstärkter Unterstützung für alle Haushalte“.
Als weiteres Ziel wird festgelegt, dass Frankreich „europäischer Marktführer im Bereich erneuerbarer Energien wird, und zwar mit Offshore-Windkraft und dem Ausbau der Wasserkraft.“