New York Die nächste Runde an Russland-Sanktionen zielt auch auf die russische Notenbank ab. So wollen die westlichen Staaten Maßnahmen verhängen, die „die russische Zentralbank daran hindern, ihre internationalen Reserven auf eine Weise einzusetzen, die die Wirkung unserer Sanktionen untergräbt“. Das geht aus der gemeinsamen Erklärung vom Samstag hervor, die die USA gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und der Europäischen Kommission veröffentlicht hatten.
Genaue Particulars werden noch ausgearbeitet und könnten bereits am Sonntag veröffentlicht werden. „Doch schon jetzt ist klar, dass dies ein bedeutender Schritt ist“, gab Josh Lipsky von der Denkfabrik Atlantic Council zu bedenken. Eine Notenbank mit Sanktionen zu verhängen „ist vermutlich der Schritt, der im internationalen Finanzsystem am meisten Schmerzen verursacht.“
Die Entscheidung dazu sei deutlich schneller gekommen als zunächst erwartet. Noch nie habe es Sanktionen gegen eine Zentralbank der 20 großen Industriestaaten (G20) gegeben. „Das ist beispiellos“, so Lipsky.
Einen Absturz des Rubels durch die wirtschaftlichen Belastungen infolge von Krieg und Sanktionen, hatte die Zentralbank in den vergangenen Tagen bereits durch Eingriffe in den Devisenmarkt abgefedert. Die EU-Staaten, USA und Großbritannien wollen nun die Möglichkeiten der russischen Zentralbank einschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Rubel-Kurs zu stützen.
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Brian O’Toole, Sanktionsexperte bei der Financial institution Truist Monetary, geht davon aus, dass der Rubel am Montag massiv einstürzen und es zu einem Bankenansturm komme. Die Preise für die russische Bevölkerung könnten massiv steigen. „Das könnte der Anfang vom Ende von Putin sein“, sagte er am Samstag bei einer Veranstaltung, zu der das Atlantic Council geladen hatte. „Es wird interessant sein zu sehen, ob die Oligarchen Rückgrat zeigen werden, wenn die russische Wirtschaft vor dem Zusammenbruch steht.“
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündete am Samstag in einem separaten Assertion an: „Wir werden die Vermögenswerte von Russlands Notenbank einfrieren.“ Das werde Transaktionen unmöglich machen. „Und die Zentralbank wird ihre Belongings nicht liquidieren können.“ Die Bündnispartner kündeten zudem an, russische Banken aus dem internationalen Zahlungsinformationssystem Swift auszuschließen.
Putins Widerstandsfähigkeit wurde immer wieder damit begründet, dass Russland in der Vergangenheit enorme Devisen- und Goldreserven angehäuft hat. Die meisten Quellen sprechen dabei von einem Volumen von 630 Milliarden Greenback, laut anderen Quellen sollen es an die 500 Milliarden Greenback sein.
Expertin hält Zusammenbruch des russischen Finanzsystems für möglich
Elina Ribakova, stellvertretende Chef-Ökonomin am Institute of Worldwide Finance, sprach von einem „signifikanten kumulativen Effekt“, der von den Beschlüssen der westlichen Staaten ausgehen werde. „Russlands Ökonomie hätte einen Schock verkraften können, aber nicht alle auf einmal.“ Sie hält daher einen Zusammenbruch des russischen Finanzsystems für möglich. Es werde schwer werden, sich davon zu erholen, glaubt Daniel Fried vom Atlantic Council. „Dies ist ein wirtschaftlicher Kalter Krieg“.
Experten bereiten sich auf eine turbulente Woche vor. Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank, Sergei Aleksashenko, rechnet damit, dass es .„am Montag zu einer Katastrophe auf dem russischen Devisenmarkt kommen wird. Ich denke, sie werden den Handel einstellen und dann den Wechselkurs künstlich festlegen, wie zu Zeiten der Sowjetunion.“
So berichtet das Handelsblatt über die Entwicklungen in der Ukrainekrise:
Mohamed El-Erian, Allianz-Berater und Vorsitzender von Gramercy Fund Administration, rechnet „unweigerlich mit Rückwirkungen auf die Weltwirtschaft.“ Es sei wahrscheinlich, dass es bei russischen Unternehmen zu Zahlungsrückständen gegenüber westlichen Unternehmen und Gläubigern komme werde.
„Diese Aktion wird viele Anleger beunruhigen“
Der leitende Marktanalyst bei Oanda, Edward Moya, sagte, viele Händler seien überzeugt gewesen, dass die USA und Europa keine harte Haltung zeigen würden. „Diese Aktion wird wirklich schwer zu verdauen sein, und sie wird viele Anleger beunruhigen. Ein Großteil des Aufschwungs, den wir in der zweiten Hälfte der letzten Woche gesehen haben, wird auf die Probe gestellt werden.“
Die Banker an der Wall Avenue machen sich auch über Putins nächste Schritte Gedanken. „Die Frage ist: Wie weit dachte Putin, dass die westlichen Länder mit ihren Sanktionen gehen? Und was wird er tun, wenn es keinen Plan B gibt und er mit dem Rücken zur Wand steht?“, gibt Daniel Alpert von der Investmentbank Westwood Capital zu bedenken. Er verweist auf Putins Drohungen, Nuklear- und Cyberangriffe starten zu können.
Die Investmentbank Goldman Sachs hat am Donnerstag für seine Kunden ein Briefing mit dem früheren Chef des britischen Geheimdienstes MI6, Alex Youthful, organisiert, wie Bloomberg berichtete. Youthful gehört nun zu den Beratern des Finanzinstituts und soll auch darüber gesprochen haben, dass eine nukleare Konfrontation zum ersten Mal seit 30 Jahren eine reale Möglichkeit sei.
mit Agenturmaterial
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