Berlin In Deutschland ist die Inflation zurück. Nachdem sich jahrelang kaum etwas getan hatte, steigen die Preise seit Monaten deutlich. Mit 5,3 Prozent lag die Inflationsrate im Dezember so hoch wie seit 1992 nicht mehr. Im Gesamtjahr 2021 betrug die Inflationsrate 3,1 Prozent.
Im Krisenjahr 2020 waren manche Preise gesunken, sodass ein Teil der aktuellen Inflationsraten bloß eine Normalisierung darstellt. So beträgt die Preissteigerung im Dezember im Vergleich zum Vormonat nur 0,5 Prozent, was allerdings auch einen klaren Zuwachs bedeutet. Bestimmte Güter, allen voran Energieträger wie Fuel und Strom, haben zudem eine Preisrally hingelegt, die weit über eine Normalisierung hinausgeht.
Das führt auch dazu, dass es erhebliche Unterschiede gibt, wer wie stark von der aktuellen Inflation betroffen ist. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat deshalb individuelle Inflationsraten für bestimmte Haushaltstypen in Deutschland errechnet. Das grundsätzliche Ergebnis: Familien und Paare mit mittlerem Einkommen sind am stärksten betroffen.
Die normale Inflationsrate wird für einen repräsentativen Haushalt anhand von insgesamt 650 Güterarten erfasst. Das IMK hat die Inflationsrate für drei Haushaltstypen – Paar mit zwei Kindern, Paar ohne Kinder und Alleinlebende – mit jeweils verschiedenen Einkommensklassen errechnet. Dafür hat die Ökonomin Silke Tober die jeweiligen Konsumgewohnheiten mit dem Anstieg der Preise einzelner Warengruppen abgeglichen.
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Für insgesamt acht verschiedene Haushaltstypen hat das IMK die Preissteigerungsrate aufgeschlüsselt. Diese bewegt sich zwischen 4,4 und 5,5 Prozent. Die Unterschiede resultieren vor allem aus dem starken Ölpreisanstieg, der im Dezember um knapp 50 Prozent zugelegt hatte. Die Grafik gibt eine Übersicht über die individuellen Inflationsraten.
Alleinlebende mit geringem Verdienst kommen mit einer Price von 4,4 Prozent im Dezember am besten weg. Das liegt daran, dass von Armut betroffene Haushalte sich die Waren, die aktuell besonders teuer sind, ohnehin nur in geringem Umfang oder gar nicht leisten können.
Das gilt insbesondere für Kraft- und Schmierstoffe, deren Preise um durchschnittlich 33,6 Prozent anzogen. Diese Warengruppe, in die etwa Sprit für Autos hineinfällt, haben bei einem Ein-Personen-Haushalt das geringste Gewicht im Vergleich zu den anderen Haushalten. Kraft- und Schmierstoffe machen nur 1,5 Prozent des Warenkorbs aus und trugen deshalb bloß 0,4 Prozentpunkte zur Inflationsrate bei.
Artwork der Heizung macht viel aus
Demgegenüber machen bei einer vierköpfigen Familie mit mittlerem Einkommen Kraft- und Schmierstoffe 4,5 Prozent des Warenkorbs aus – der höchste Anteil unter den ausgewählten Haushalten. Der Inflationsbeitrag beträgt 1,3 Prozentpunkte.
Dass mittlere eher als hohe Einkommen betroffen sind, hängt auch mit den Energiepreisen zusammen. Die Haushalte müssen zum Beispiel weitere Wege zur Arbeit oder zur Schule der Kinder zurücklegen oder brauchen aufgrund älterer Anlagen mehr Energie zum Heizen.
Die individuelle Inflationsrate ist derzeit insbesondere davon abhängig, welche Heizung man nutzt. Während die Inflationsrate für den Haushalt mit Gasheizung bei 5,2 Prozent liegt, beträgt sie im Falle einer Ölheizung 5,9 Prozent.
Paare mit Kindern sind wiederum stärker betroffen als Kinderlose, weil sie den größten Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, im Durchschnitt ein Fünftel. Auch die Nahrungspreise sind zuletzt ordentlich gestiegen und legten um quick sechs Prozent zu.
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