280 Nachkommen von Widerstandskämpfern rufen angesichts des zunehmenden Rechtsrucks in Deutschland zum Schutz der Demokratie auf. Darunter prominente Namen wie Stauffenberg und Bonhoeffer.
Unter dem Titel „Aus der Geschichte lernen, Demokratie stärken“ haben 280 Nachkommen von Widerstandskämpfern aus der NS-Zeit zum Schutz der Demokratie aufgerufen. Sie warnen vor der wachsenden Zustimmung für Populisten, Rechtsextreme und Feinde der Demokratie. In Krisenzeiten seien Menschen besonders empfänglich für Misstrauen und Hass. „Wir haben in Deutschland schon einmal erlebt, wohin das führen kann“, schreiben sie in einem Brief, den die „Berliner Morgenpost“ veröffentlicht hat. Mehr dazu lesen Sie hier.
„Es waren unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die sich dem NS-Unrecht damals als Widerstandskämpfer entgegengestellt haben“, darum fordern die Angehörigen und Nachkommen „alle Mitbürger dazu auf, der Neuen Rechten in unserem Land und europaweit die Stirn zu bieten“. Unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern sind bekannte Namen wie Bonhoeffer, Stauffenberg und von Moltke. Doch wer waren die Widerstandskämpfer? t-online stellt vier von ihnen vor.
Dietrich Bonhoeffer: Der evangelische Theologe Bonhoeffer sprach sich schon früh gegen Adolf Hitler aus. Zwei Tage nach der Machtergreifung 1933 warnte er in einem Radiobeitrag, ein Führer könne schnell zum Verführer werden. Der Beitrag wurde aber nur in einer gekürzten Version gesendet, also schickte er die ganze Rede an Freunde und Familie. Auch gegenüber anderen Pfarrern und der Kirche sprach er sich dagegen aus, getaufte Christen mit jüdischer Abstammung auszuschließen. „Wenn die Kirche den Staat ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht ausüben sieht, kommt sie in die Lage, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“, sagte er.
Das Eingreifen der Kirche in den Staat ging einigen Kollegen allerdings zu weit. Um jüdische Christen zu unterstützen, gründete er mit anderen Mitstreitern den Pfarrernotbund, aus dem die Bekennende Kirche entstand. Bonhoeffer vernetzte sich international, hielt Vorträge über die Aufgabe der Kirche im drohenden Krieg und war letztlich bereit, an einem gewaltsamen Putsch gegen Hitler mitzuwirken. Seine Aufgabe während des Krieges: als Pastor bei Reisen im Ausland über den Putsch zu informieren. Am 5. April 1943 wurde er verhaftet und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg gehängt. Sein bekanntes Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ war einer seiner letzten Schreiben aus dem Gefängnis.
Claus Schenk Graf von Stauffenberg: Der spätere Generalstabsoffizier sprach sich 1933 noch für Adolf Hitler als Reichspräsidenten aus. Stauffenberg war 1939 Oberstleutnant einer Panzerdivision beim Überfall auf Polen, dann 1940 Generalstabsoffizier bei der Westoffensive gegen Frankreich. Erst 1942 schloss er sich dem militärischen Widerstand an.
Gemeinsam mit anderen Militärangehörigen erarbeitete er die Operation „Walküre“ und hatte Verbindungen zum „Kreisauer Kreis“, der Pläne für die Zeit nach dem Umsturz entworfen hatte. Im Oktober 1943 wurde er nach einer Kriegsverletzung zum Stabschef des Allgemeinen Heeresamts in der Berliner Bendlerstraße ernannt. Dadurch erhielt er Zugang zu Lagebesprechungen in den Führerhauptquartieren. Er schmiedete gemeinsam mit anderen Attentatspläne auf Hitler, die mehrfach fehlschlugen, ehe er einen Anschlag selbst ausführte.
Am 20. Juli 1944 versuchte er, Hitler bei einem Sprengstoffanschlag zu töten. Stauffenberg war überzeugt, dass das Attentat geglückt sei. Darum startete die Gruppe die Operation „Walküre“ und informierte die Stabsoffiziere über den Tod Hitlers und die Pläne des Umsturzes. Zeitgleich informierten Hitler und Goebbels aber über sein Überleben. Stauffenberg und seine Mitstreiter wurden festgenommen und sofort wegen Hoch- und Landesverrats erschossen.