Wann ist die richtige Zeit, ins Bett zu gehen? Dieser Frage sind US-Forscher nachgegangen – mit überraschenden Ergebnissen.
In der Chronobiologie wird zwischen Eulen und Lerchen unterschieden. Der Chrontotyp der Eule sind Nachtschwärmer, sie kommen abends schwer ins Bett und morgens entsprechend schwer aus ihm wieder heraus. Lerchen hingegen sind Morgenmenschen. Sie stehen gern früh auf, werden allerdings am Abend auch früher müde. Was ist nun gesünder?
Um dem auf die Spur zu kommen, analysierten Forscher der Stanford Universität die Daten von 74.000 Menschen aus der UK Biobank. 19.000 sahen sich als Morgentyp, knapp 7.000 als Nachteule, der Rest irgendwo dazwischen. Nach der Auswertung des tatsächlichen Schlafverhaltens der Probanden (Dauer, Regelmäßigkeit, Schlafzeit), ermittelten sie den psychischen Gesundheitszustand anhand ihrer Krankenakten.
Sie fanden heraus: Nachteulen haben ein erhöhtes Risiko, bestimmte psychische Leiden wie Depression oder Ängste zu entwickeln – und zwar dann, wenn sie gemäß ihrem Chronotyp lebten. Das verblüffte die Forscher, da bislang galt, dass es am gesündesten ist, seinen Tagesrhythmus nach seiner eigenen Chronobiologie auszurichten.
Doch: Gingen Nachteulen auch tatsächlich sehr spät schlafen, war die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose einer psychischen Störung um 20 bis 40 Prozent höher als beim gleichen Typus mit einem frühen oder mittleren Schlafrhythmus.
Diejenigen, die sich als Nachtmenschen bezeichneten, aber trotzdem früh schlafen gingen, waren hier klar im Vorteil. Für sie ist es also anscheinend besser, gegen ihren eigenen Rhythmus zu leben. Die Frühaufsteher-Lerchen hatten tendenziell die beste Gesundheit.
Den nächtlichen Kipppunkt können die Forscher auch benennen. Sie empfehlen, das Licht spätestens um 1 Uhr morgens auszuschalten. Denn: Das lange Aufbleiben scheint nicht gut für die geistige Gesundheit zu sein. Woran liegt das?
Studienleiter Jamie Zeitzer glaubt, dass es wahrscheinlich auf die schlechten Entscheidungen zurückzuführen ist, die die Menschen in den frühen Morgenstunden treffen. Viele schädliche Verhaltensweisen treten nachts häufiger auf, darunter Selbstmordgedanken, Gewaltverbrechen, Alkohol- und Drogenkonsum und übermäßiges Essen. Auch andere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass nachts wach zu sein, mit einer Zunahme impulsiven und unangepassten Verhaltens verbunden ist. Vermutet wird, dass dies an einer veränderten Hirnchemie liegt.
Zeitzer betont, dass der Rat an die Nachteulen, vor 1 Uhr morgens schlafen zu gehen, leichter gesagt als getan sei. Sie könnten ihre Schlafmuster begrenzt ändern (etwa eine Zeit lang früh aufstehen), aber den Chronotyp ändere das nicht. „Biologisch gesehen ist es wie ein Gummiband: Sie nehmen sich einen Tag frei und kehren dann dorthin zurück, wo Ihr Körper sein möchte“, so seine Erkenntnis.