Morbus Sudeck erfordert eine medizinische Behandlung. Können Betroffene sonst noch etwas für ihre Genesung tun – zum Beispiel die Ernährung umstellen?
Morbus Sudeck ist ein alter Name für ein schmerzhaftes Krankheitsbild, das heute als komplexes regionales Schmerzsyndrom, kurz CRPS, bekannt ist. Es kann sich nach einer Verletzung in einem Arm oder Bein entwickeln, wenn diese eigentlich längst zu heilen begonnen hat – häufig erst zwei oder drei Monate nach dem ursächlichen Unfall oder der Operation.
Die Betroffenen verspüren starke Schmerzen, die sich durch die ursprüngliche Verletzung nicht mehr erklären lassen. Hinzu kommen in der Regel weitere Beschwerden. Etwa kann der betroffene Körperteil – meist ein Arm, eine Hand, ein Bein oder Fuß – geschwollen, gerötet, überwärmt, überempfindlich und in seiner Kraft und Beweglichkeit eingeschränkt sein.
Mit all diesen Symptomen haben die Erkrankten oft Monate oder sogar Jahre zu tun. Das Schmerzsyndrom lässt sich durch eine gezielte Behandlung zwar lindern. Doch diese wirkt nicht sofort. Kein Wunder also, dass bei vielen Betroffenen der Wunsch aufkommt, die Genesung durch zusätzliche Maßnahmen zu beschleunigen. Im Internet finden sich hierzu verschiedene Empfehlungen – unter anderem zur Ernährung: „Entzündungshemmend“ und reich an bestimmten Vitaminen solle sie sein, heißt es auf Ratgeberseiten.
Lässt sich Morbus Sudeck durch eine bestimmte Ernährung lindern?
Eine ausgewogene Ernährung ist grundsätzlich wichtig und empfehlenswert. In erster Linie, weil sie zur Vorbeugung zahlreicher Krankheiten beiträgt und das Wohlbefinden steigern kann.
Wie sich die Ernährung auf den Verlauf von Morbus Sudeck auswirkt, ist jedoch unklar. Bislang wurde noch nicht gezielt untersucht, ob und inwieweit das, was Menschen mit Morbus Sudeck essen, überhaupt einen Einfluss auf die Schwere ihrer Beschwerden und/oder die Dauer ihrer Genesung hat. Ernährungsbezogene Empfehlungen – seien es Verbote bestimmter Lebensmittel, sei es der Rat zur Einnahme bestimmter Vitamine – sind somit gewagt und entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.
Zwar gehen Fachleute davon aus, dass bestimmte Ernährungsweisen bei entzündlichen Erkrankungen eher abträglich sind. Studien legen beispielsweise nahe, dass Fleisch und Zucker Entzündungen fördern. Die bisherigen Erkenntnisse reichen aber bei Weitem nicht aus, um daraus klare Ratschläge ableiten zu können.
Außerdem liegen Morbus Sudeck nicht bloß entzündliche Prozesse zugrunde. Die Ursachen des Schmerzsyndroms sind noch nicht hinlänglich geklärt. Gewiss ist indes, dass es sich nicht allein durch entzündungshemmende Medikamente heilen lässt – auch das lässt den Nutzen einer „antientzündlichen“ Ernährung fraglich erscheinen.
Morbus Sudeck – was wirklich helfen kann
Morbus Sudeck erfordert eine Behandlung, die sich aus mehreren Maßnahmen zusammensetzt. Einerseits sieht diese bestimmte Arzneien vor, etwa:
- Schmerzmedikamente wie Ketamin und Gabapentin
- Bisphosphonate (Medikamente, die bei Osteoporose angewendet werden)
- Glukokortikoide (entzündungshemmende Mittel)
Andererseits umfasst die Therapie nichtmedikamentöse Maßnahmen wie eine Physiotherapie, eine Ergotherapie und/oder eine Psychotherapie. In der Ergotherapie üben die Betroffenen Bewegungsmuster ein, die ihnen keine Schmerzen verursachen.
In der Physiotherapie geht es in erster Linie darum, die Beweglichkeit und Kraft zu steigern, etwa durch bestimmte Übungen. Zudem kann die Therapeutin oder der Therapeut mithilfe einer Lymphdrainage Schwellungen lindern.
Eine Psychotherapie kann dabei helfen, das seelische Leid, welches mit dem Schmerzsyndrom einhergehen und die Beschwerden verstärken kann, zu mindern. Zum Beispiel kann sie Erkrankte dabei unterstützen, Ängste zu lösen und ungünstige Verhaltensmuster zu verändern.
Wenn Morbus Sudeck rechtzeitig behandelt wird, besteht für viele Erkrankte eine gute Chance, dass ihre Beschwerden nachlassen oder sogar verschwinden. Allerdings ist die Behandlung langwierig. In vielen Fällen zieht sich die Genesung über Monate oder sogar Jahre.