Rom Er sei einfach nur stolz, sagt Ermenegildo Zegna. „Stolz als Italiener, unsere kleine Flagge in die Wall Road zu tragen.“ Heute wird der 66-Jährige in New York die Börsenglocke läuten – und damit ein ganz neues Kapitel seiner Modefirma aufschlagen. Die Aktie mit dem Kürzel „ZGN“ wird dann an der US-Börse notieren, als erstes italienisches Vogue-Label. Nach dem Autobauer Ferrari ist es erst der zweite amerikanische IPO „Made in Italy“ überhaupt.
Für Zegna, Spitzname „Gildo“, geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Schon in den Achtzigern, als er an der Harvard Enterprise College studierte, trieb ihn die Idee um, die Firma seines Großvaters in die USA zu bringen. Das Land struggle für ihn immer ein „Markt der Freiheiten und Möglichkeiten, wo sich jeder ausdrücken, etwas riskieren kann“, sagt Zegna, der sich am Samstagmorgen per Videoschalte aus Manhattan meldet. Es ist sieben Uhr Ortszeit, als er im dunkelblauen Zwirn auf seinem Sessel im Flagshipstore Platz nimmt, nicht weit vom Central Park.
Zegna wirkt zufrieden, gelöst. Dabei struggle der Weg zum Börsengang alles andere als leicht, eher wie „ein Marathon“. Im Juli hatte er angekündigt, über einen Spac der britischen Non-public-Fairness-Firma Investindustrial an die Wall Road gehen zu wollen. Über das Finanzvehikel erhalten die Briten rund 13 Prozent an Zegna, nur noch 66 Prozent hält die Familie, der Relaxation wird frei gehandelt. Als Hacker im August die Modegruppe aus dem Piemont angriffen, drohte der Zeitplan zu platzen. „Dadurch haben wir zwei bis drei Wochen verloren“, sagt Zegna.
Der Börsendeal soll dem Unternehmen eine Bewertung von 3,1 Milliarden Greenback bringen, die Marktkapitalisierung könnte anfangs bei 2,4 Milliarden Greenback liegen. Für die Firma sollen neue Finanzmittel in Höhe von rund 760 Millionen Greenback rausspringen. Damit will Zegna weiter organisch wachsen, mehr Geld in die Digitalisierung stecken, neue Geschäftsfelder stärken.
High-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
In Investindustrial und dessen Gründer Andrea Bonomi glaubt Zegna dafür den richtigen Associate gefunden haben. „Andrea ist jemand, der den amerikanischen Markt, aber auch unser Unternehmen kennt.“
Das Label erfindet sich gerade neu
Schon 2018 wagte Zegna einen großen Schritt in den USA: Er übernahm die Mehrheit der Modemarke Thom Browne. „Das struggle damals Instinct, eine Bauch-Entscheidung“, sagt Zegna. Innerhalb von drei Jahren verdoppelten sie den Umsatz des Labels, das ein viel jüngeres Publikum anspricht – und im Gegensatz zum reinen Herrenausstatter Zegna auch Frauenmode bietet. Beide Marken würden profitieren, die Integration sei „traumhaft gelaufen“. So bietet Thom Browne seinen Kunden heute auch maßgeschneiderte Stücke an, ein Geschäft, das seit jeher zu Zegnas DNA gehört.
In 2020 brach das Geschäft der Gruppe noch stark ein, um rund 20 Prozent, wie coronabedingt quick im gesamten Fashionmarkt. 100 Millionen Euro musste Zegna an Kosten einsparen. Die vergangenen zwei Jahre waren für ihn „die härtesten in meiner Karriere“. Statt Luxusanzügen stellte die Firma plötzlich Corona-Kittel für den italienischen Zivilschutz her. Doch Zegna, der weltweit 284 eigene Shops betreibt, erholte sich schnell. Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz um quick 50 Prozent auf 603 Millionen Euro, der Gewinn lag bei 32 Millionen Euro, das Unternehmen ist schuldenfrei, neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Das liegt auch daran, dass sich das Label gerade neu erfunden hat.
Der Title Ermenegildo ist beim Rebranding verschwunden. Auch die zwei Nebenmarken Z Zegna, jünger und günstiger, sowie Couture, sehr eng mit den Modeschauen verbunden, verschmelzen nun alle zu einer einzigen Marke: Zegna. Und die wird künftig noch viel breiter aufgestellt sein. Gerade erst wurde eine neue Outdoorlinie vorgestellt, auch der Bereich der Luxus-Sportbekleidung soll wachsen. Der Maßanzug wird weiter bleiben – aber der Freizeitlook künftig viel wichtiger.
Mit cleveren Zukäufen in der Textilfertigung hat Zegna zudem ein einmaliges Asset in der Hinterhand: „Wir haben praktisch eine integrierte Lieferkette vom Schaf bis zum Store geschaffen“, erklärt Zegna. Die Luxus-Maschinerie, die sogar eigene Herden von Tausenden Merino-Schafen umfasst, beliefert längst auch die anderen globalen Marken. Gucci, Prada und Chanel, sie alle zählen zu seinen Kunden.
Virtuelle Boutique per Videochat
Den jüngsten Umbau vorangetrieben hat Zegnas Sohn, der sich im Vorstand um Advertising and marketing, Digitales und Nachhaltigkeit kümmert. „Edoardo struggle die treibende Kraft beim Rebranding und bei der Digitalisierung“, betont Zegna. Er will das digitale Verkaufsmodell noch stärker ausbauen, das Modell der „virtuellen Boutique“ per Videochat noch einfacher und interessanter für die Kunden machen.
Während der Pandemie wurden in den USA mehr als 50 Prozent der Verkäufe über die digitale Zegna-Plattform abgewickelt. „Die Digitalisierung ermöglicht es uns, nicht in jeder Stadt ein Geschäft zu haben, aber trotzdem neue Kunden anzuziehen.“ Zegna glaubt, dass die Kundendatenbank künftig zu einem „der wichtigsten Vermögenswerte des Unternehmens wird“.
Ein großes Luxus-Konglomerat zu werden – das hat Zegna schon im Sommer ausgeschlossen. Aber natürlich würden sie immer nach potenziellen Übernahmekandidaten schauen. Erst recht mit dem frischen Geld in der Tasche. „Wir erwarten große Dinge von Zegna“, sagt dann auch Investindustrial-Gründer Bonomi, als er sich zum Handelsblatt-Interview dazugesellt. Er sehe das Funding als „langfristig und partnerschaftlich“. Er bewundert, wie Zegna die Globalisierung vorangetrieben hat. „Gildo struggle einer der ersten, der sein Unternehmen nach China brachte.“ Das struggle 1991. Männermode sieht Bonomi als klares Wachstumsgeschäft – nach vielen Jahren der Stagnation.
„Eine Frau findet immer etwas, wenn sie ein Geschäft betritt“, sagt Zegna. Ein Mann finde oft wenig – oder nur eine Sache. „Das wollen wir ändern, die Männermodewelt wird heute immer weiblicher, es gibt viel mehr Accessoires, neue Produkte.“ Männer dürften sich nicht nur mit „Uhren, Sport und Autos“ beschäftigen.
Zegna selbst beschäftigt sich vorerst weiter mit seinem Unternehmen. Er bleibt CEO, zumindest noch für ein paar Jahre, darum habe ihn Bonomi gebeten. „Ursprünglich hatte ich mir das Ziel gesetzt, mit 70 Jahren der Älteste im Unternehmen zu sein.“ Das sei aber schon vor fünf Jahren passiert, als er 61 struggle. „Ich bin der älteste Kerl im Block“, sagt Zegna und lacht. Aber der Generationswechsel habe längst stattgefunden: Schon heute seien drei Vertreter der vierten Era intestine im Unternehmen etabliert. „Wir haben heute ein Siegerteam, das in jeder Sportart Weltmeister werden kann“, ist sich Zegna sicher. „Und ich bin der Coach.“
Mehr: Die verschwiegene Firma hinter „Home of Gucci“: Wie steht es um den Luxuskonzern?