Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Was passiert mit Commerzbank-Aktien bei einer Übernahme durch die Unicredit?
Die italienische Großbank Unicredit hat vergangene Woche viele überrascht: Neun Prozent der Commerzbank gehören jetzt ihr. 4,5 Prozent davon stammen vom Bund, der sein Aktienpaket in einer Auktion für ausgewählte Käufer platziert hatte. Weitere 4,5 Prozent kaufte Unicredit regulär über die Börse.
Unicredit-Chef Andrea Ortel würde Deutschlands zweitgrößte Bank gern vollständig übernehmen – und so einen europäischen Bankenriesen mit einem Börsenwert von rund 79 Milliarden Euro schaffen. Eine feindliche Übernahme schloss er am Donnerstag aus. Die Aktie machte einen deutlichen Sprung nach oben, auf zuletzt noch gut 15 Euro.
Wie aber ginge eine „einvernehmliche“ Übernahme vonstatten? Und, so fragt uns ein Leser: Was würde mit seinen Commerzbank-Aktien im Depot passieren?
Übernahme eines aktiennotierten Konzerns bedeutet: die Mehrheit und perspektivisch alle Aktien dieses Konzerns zu erwerben. Eine wichtige Hürde sind dabei die 30 Prozent. Dann spricht man davon, dass der neue Anteilseigner „Kontrolle“ ausüben, also etwa wichtige Entscheidungen im Unternehmen blockieren oder bestimmte Posten in Gremien wie dem Vorstand besetzen kann.
Wie Branchenkenner t-online sagten, könnte die Unicredit versuchen, an mehr Aktien zu kommen, ohne den Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot zu unterbreiten. In dem Fall würde sich für Kleinanleger, die einige Commerzbank-Aktien im Depot haben, nichts ändern. Um den Aktienanteil aufzustocken, hat die Unicredit mehrere Möglichkeiten.
Sollten diese Möglichkeiten ausgeschöpft sein, kann die Unicredit den Commerzbank-Aktionären ein Übernahmeangebot für ihre Aktien unterbreiten. Dabei muss sie einen Mindestpreis bieten, der sich aus dem Kurs der vergangenen Monate errechnet. Meist aber liegt der gebotene Preis höher, um die Aktionäre zum Verkauf zu bewegen.
Als Aktionär würden Sie von Ihrem Broker informiert. In der Regel haben sie dann verschiedene Möglichkeiten.
Das hängt davon ab, welches Szenario Sie für wahrscheinlich halten und ob und zu welchem Preis Sie sich von Ihrer Aktie trennen wollen. Sollte die Unicredit die verbleibenden Anteile des Bundes übernehmen können und die Übernahme dadurch wahrscheinlicher werden, erwarten Experten eher einen steigenden Aktienkurs, der in einem noch höheren Übernahmeangebot gipfeln könnte. Zieht sich die Unicredit früher zurück, könnte der Aktienkurs so schnell sinken, wie er gestiegen war.