Weißer Rauch, Konklave, Sedisvakanz – der Tod eines Papstes setzt einen jahrhundertealten Ablauf in Gang. Doch was geschieht wirklich hinter den Mauern des Vatikans?
Papst Franziskus kämpft weiter mit den Folgen einer Lungenentzündung. Nach einer Woche im Krankenhaus ist der 88-jährige Pontifex noch nicht über den Berg, wie sein behandelnder Arzt Sergio Alfieri am Freitagabend in der römischen Gemelli-Klinik erklärte. Die Lage bleibt ernst – eine akute Lebensgefahr bestehe aber nicht, betonte der Mediziner. Dennoch sei der Gesundheitszustand des Oberhaupts der katholischen Kirche weiterhin komplex.
Die katholische Welt blickt daher mit großer Sorge nach Rom. Sollte es zum Schlimmsten kommen, diktieren jahrhundertealte Traditionen und Rituale, was nach dem Tod des Papstes geschieht. Der katholische Ordenspriester Paulus Terwitte erklärt im Gespräch mit t-online, was das Prozedere des Vatikans vorsieht.
t-online: Was genau passiert, nachdem ein Papst gestorben ist?
Paulus Terwitte: Zunächst wird der Tod des Papstes offiziell festgestellt. Dies übernimmt der Kardinaldekan oder ein von ihm benannter Kardinal. Anschließend wird der päpstliche Fischerring, das Siegel des Papstes, zerbrochen. Damit ist amtlich bestätigt, dass der Heilige Stuhl unbesetzt ist. Danach beginnt die Vorbereitung der Beerdigungsfeierlichkeiten, die oft schon im Voraus geplant wurden.
Wo wird der Papst beigesetzt?
Traditionell werden Päpste in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Allerdings hat Papst Franziskus verfügt, dass er in der Lateranbasilika, also in der Kathedrale von Rom, beerdigt werden möchte. Zudem soll er in einem einfachen Holzsarg ruhen, um die Demut des Amtes zu unterstreichen.
Wird der neue Papst vor oder nach der Beerdigung gewählt?
Zunächst findet die Beerdigung des verstorbenen Papstes statt, etwa sechs Tage nach seinem Tod. Danach wird das sogenannte Konklave einberufen, bei dem die Kardinäle den neuen Papst wählen. Diese Zeit dient auch der inneren Besinnung und dem Gebet. Die Wahl beginnt frühestens 15 Tage, spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes. Die Dauer des Konklaves ist nicht festgelegt. Es gab Fälle, in denen es nur wenige Tage dauerte. Aber in der Kirchengeschichte gibt es auch Beispiele eines zweijährigen Konklaves. Damals wurden die Kardinäle eingemauert, um sie zu einer Entscheidung zu bringen.
Wer leitet die katholische Kirche in dieser Übergangszeit?
Während der sogenannten Sedisvakanz, also der Zeit ohne Papst, gibt es kein Oberhaupt. Allerdings übernimmt der Kardinaldekan die Verwaltung und organisiert die Wahl des neuen Papstes.
Was passiert im Konklave genau? Gibt es besondere Vorschriften?
Das Konklave findet in der Sixtinischen Kapelle statt. Die Kardinäle werden von der Außenwelt abgeschottet, um eine Beeinflussung zu vermeiden. Moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones werden wohl bei der nächsten Papstwahl verboten sein. Jeder Kardinal muss einen Eid auf absolute Geheimhaltung leisten. Die Wahl selbst erfolgt durch geheime Stimmabgabe.
Paulus Terwitte ist ein römisch-katholischer Ordenspriester, Fernseh- und Rundfunkmoderator sowie Buchautor. Gleich nach dem Abitur ist er in den Kapuzinerorden eingetreten und wählte sich den Ordensnamen Paulus. Dann studierte er Philosophie und katholische Theologie.
Wie läuft der Wahlprozess ab?
Zu Beginn der Wahl schreibt jeder wahlberechtigte Kardinal den Namen seines Wunschkandidaten auf einen Stimmzettel. Nach den ersten Wahlgängen zeigt sich oft, welche Kardinäle favorisiert werden. Es gibt bis zu vier Wahlgänge pro Tag. Gewählt ist derjenige, der eine Zweidrittelmehrheit erreicht.
Kann sich ein Kardinal selbst zur Wahl stellen?
Nein, es gibt keine offiziellen Kandidaturen. Die Kardinäle wählen denjenigen, den sie für am besten geeignet halten. Im ersten Wahlgang werden oft viele verschiedene Namen aufgeschrieben, später kristallisieren sich Favoriten heraus.
Gibt es Begrenzungen für die Dauer der Wahl?
Offiziell gibt es keine festgelegte Zeitspanne. Wenn sich die Wahl sehr lange hinzieht, können die Kardinäle jedoch beschließen, eine Stichwahl zwischen den beiden meistgenannten Kandidaten durchzuführen. Für die Wahl zum Papst ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Erreicht ein Kadinal diese Anzahl der Stimmen, wird er gefragt, ob er die Wahl annimmt. Falls ja, wählt er einen Papstnamen.
Wie erfährt die Welt, dass ein neuer Papst gewählt wurde?
Nach einer erfolgreichen Wahl steigt weißer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle auf – ein Zeichen, dass die Kirche einen neuen Papst hat. Anschließend verkündet der Kardinalprotodiakon auf dem Balkon des Petersdoms die berühmten Worte: „Habemus Papam!“ Der neue Papst tritt dann hervor und gibt seinen ersten Segen.
Gibt es aktuell Favoriten für die nächste Wahl?
Aufgrund der wachsenden Internationalität der Kardinäle ist es schwieriger als früher, klare Favoriten zu benennen. Namen wie Kardinal Pietro Parolin oder Kardinal Luis Antonio Tagle werden oft genannt, aber es kann auch zu Überraschungen kommen. In der Vergangenheit wurden häufig Kandidaten gewählt, die vorher nicht als Favoriten galten.