Das Image als Pornodarstellerin Gina Wild haftet Michaela Schaffrath noch immer an. Dabei ist die Wahl-Bremerin vielseitiger unterwegs, als man glauben mag.
Wir schreiben das Jahr 1997. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hält seine berühmte Rede, in der er fordert, durch Deutschland müsse ein „Ruck gehen“, der Tod von Prinzessin Diana wird zu dem Medienereignis des Jahres. Helmut Kohl regiert Deutschland und in Honolulu wird das erste geklonte Nagetier geboren. Ganz nebenbei und anfänglich unbemerkt geht auch der Stern von Michaela Schaffrath auf.
Vielen sagt der Name damals nichts, doch unter ihrem Künstlernamen Gina Wild wird sie in den kommenden Jahren die Pornobranche in Deutschland prägen wie kaum eine andere Darstellerin. Zwischen den Jahren 1997 und 2000 veröffentlicht Gina Wild neun Pornofilme, die Reihe „Gina Wild – Jetzt wird es schmutzig“ wird zum absoluten Verkaufsschlager. Bis 2017 werden rund 800.000 Bildträger von ihr verkauft, was bis heute keine andere Frau in dem Business zuvor geschafft hat.
In den kommenden Jahren wird es ruhiger um Schaffrath und das trotz zahlreicher weiterer Spielfilme, in denen sie mitgewirkt hat. Darunter zählen Rollen im „Tatort“ Münster, aber auch in der Reihe „Polizeiruf 110“, „SOKO Köln“ und Gastauftritte bei „Verbotene Liebe“.
Wahlbremerin Schaffrath: Keinerlei Einnahmen durch Pornofilme
Michaela Schaffrath, geborene Jänke und heute 52 Jahre alt, arbeitete nach ihrem Ausstieg aus der Erotikbranche unter anderem als Moderatorin und Synchronsprecherin, hinzu gesellten sich Auftritte beim „RTL Promiboxen“. Sogar im Musikvideo zum Song „Warum werde ich nicht satt?“ der Toten Hosen erhielt sie neben Frontmann Campino eine Hauptrolle.
Doch warum all diese Rollen, wo sie als Gina Wild doch so erfolgreich war? In einem Interview mit Markus Lanz aus dem Jahr 2011 verriet sie, dass sie keinerlei Vermarktungsrechte an ihren Pornofilmen erhalten hatte. Die Folge: Schaffrath konnte nicht an den Einnahmen partizipieren und hat im Nachhinein damit nie Geld verdient. Zudem machte sie rückblickend deutlich: „Ich wäre mit meinem heutigen Wissen damals nicht in die Pornobranche gegangen.“
Spätestens 2010 fasste Schaffrath dann Fuß auf den Theaterbühnen der Republik. Wie sie auf ihrer Internetseite schreibt, habe sie für das Stück „Zärtliche Machos“ über 300-mal auf der Bühne gestanden. Dem Theaterspiel ist sie zudem bis heute treu geblieben.
Schaffrath bleibt dem Theaterspiel treu
Erst vor wenigen Tagen postete sie über ihren Instagram-Account ein Foto von sich und anderen Darstellern. Dazu schrieb sie: „Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Ich bin Teil des wunderbaren Ensembles von ‚Das perfekte Geheimnis‘ im Boulevardtheater Bremen.“
Premiere sei am 2. November im Tabakquartier, wohl einem der aufsehenerregendsten Bauprojekte in Bremen. Nach Angaben des Investors kostet der Umbau des 20 Hektar großen Areals etwa 700 Millionen Euro.
Doch was hat Michaela Schaffrath mit Bremen zu tun? Hier lebt und arbeitet sie seit 2019 – und engagiert sich in ganz verschiedenen Bereichen. Neben ihrer Tätigkeit als Schirmherrin der Deutschen Selbsthilfe angeborener Immundefekte (DSAI), engagiert sich Schaffrath auch bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Zuletzt trat sie bei der Eröffnung des Blutplasma-Centrums CLS Plasma im Bremer Weserpark 2022 auf und bewarb das Projekt.
Engagement auf verschiedenen Ebenen
Darüber hinaus ist die 52-Jährige für den Förderverein für krebskranke Kinder tätig und setzt sich für das Clementine-Kinderhospital in Frankfurt am Main ein. Dort arbeitete Schaffrath drei Jahre lang. Geboren wurde sie in Eschweiler, zog später ins benachbarte Stolberg.
Zurück nach Bremen: Nachdem sie 2019 in die Hansestadt gezogen war, erbte sie ein kleines Bremer Stadthaus von ihrer Großmutter Martha. So schreibt sie es auf ihrer Shop-Internetadresse. Beim Entrümpeln des Dachbodens sei ihr ein alter, vergilbter Zettel in die Hände gefallen. Auf diesem stand: „Oma Marthas Eierlikörrezept“.