Nach den Niederlagen gegen Dortmund und Heidenheim geht der FC Bayern als vermeintlicher Außenseiter ins Duell mit Arsenal. Diese Dinge machen trotzdem Hoffnung.
Aus London berichtet Julian Buhl
Dass der FC Bayern in London anders auftreten will als zuletzt in der Bundesliga, das machte Thomas Tuchel allein schon optisch deutlich. Statt – wie ansonsten üblich – im Trainingsanzug und mit Basecap auf dem Kopf erschien der 50-Jährige am Montagabend im schwarzen Anzug, weißem Hemd und mit schwarzer Krawatte zu seiner Abschlusspressekonferenz im Emirates Stadium. Dort wird der Chefcoach mit dem FC Bayern heute Abend (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) zum wichtigen Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Arsenal antreten.
Ausgerechnet vor dem eigentlichen Saisonhöhepunkt ist die Stimmung bei Bayern nach den beiden Liga-Niederlagen gegen Borussia Dortmund (0:2) und bei Aufsteiger Heidenheim (2:3) an einem neuen Tiefpunkt angekommen. Wie der strauchelnde Rekordmeister ausgerechnet in dieser Verfassung jetzt beim aktuellen Tabellenführer der englischen Premier League bestehen will? t-online erklärt, was bei den Münchnern Hoffnung macht.
Tuchels Ruf und Ehre: Dass sich der FC Bayern spätestens nach dem Ende dieser Saison von seinem Chefcoach trennen wird, steht längst fest. Und nach den beiden jüngsten Liga-Niederlagen waren die Rufe nach einer sofortigen Entlassung laut zu vernehmen. Noch will Sportvorstand Max Eberl aber an Tuchel festhalten und schloss sogar das Ligaheimspiel am Samstag gegen Köln in die Jobgarantie mit ein, die er seinem Trainer gab. „Ich wüsste heute nicht, was passieren müsste, dass er nicht bis Saisonende auf der Bank sitzt“, stellte er vor dem Abflug nach London nochmals klar. Dort angekommen, sagte auch Tuchel: „Wir ziehen das bis zum Ende durch. Das ist so vereinbart. Das ist die beste Lösung. Und dazu stehe ich.“
Und genau darin liegt durchaus eine Chance für Bayern. Denn für den Bayern-Coach geht es in den Duellen mit Arsenal nämlich jetzt auch um seine ganz persönliche Ehrenrettung. Speziell in England genießt der 50-Jährige, der den FC Chelsea 2021 zum Champions-League-Triumph führte, nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Und genau um den gilt es bei seiner Rückkehr nach London jetzt für ihn zu kämpfen. Tuchel scheint dazu bereit zu sein, wirkte sehr entschlossen, es sich und seinen Kritikern noch einmal zu zeigen. „Ich mache das auch, um mich selbst zu beweisen auf hohem Niveau“, sagte er: „Ich werde bis zuletzt alles für den FC Bayern geben. Die Saison ist nicht verloren.“
Die Personallage: Das Abschlusstraining, das die Bayern am Montagvormittag noch in München absolvierten, dürfte wohl die größten Hoffnungen beim Rekordmeister geweckt haben. Denn daran nahmen mit Kapitän Manuel Neuer, Leroy Sané, Kingsley Coman, Noussair Mazraoui und Aleksandar Pavlović alle fünf zuletzt angeschlagenen Spieler teil. Die Chancen auf einen Einsatz stehen speziell bei Neuer und Sané gut. Auch bei Pavlović, der nach überstandenem Infekt und Mandelentzündung erstmals überhaupt wieder am Mannschaftstraining mitwirkte, besteht zumindest noch Hoffnung.
Bayerns Abwehrzwillinge: In die Startelf zurückkehren werden definitiv auch Matthijs de Ligt und Eric Dier. Beide wurden in Heidenheim (2:3) lediglich geschont. Ihre Vertreter Dayot Upamecano und Min-jae Kim konnten die Chance, die ihnen Tuchel gab, nicht nutzen. Das Abwehrduo war an allen drei Gegentreffern entscheidend beteiligt und konnte sich kaum für einen Einsatz in London empfehlen.
Bayerns Abwehrzwilling, Dier und de Ligt, die sich optisch sehr ähneln, überzeugten dagegen zuvor als Innenverteidiger-Pärchen und versprechen deutlich mehr Stabilität (mehr zu Bayerns Abwehrzwillingen lesen Sie hier). In sechs der sieben Spiele, in denen beide gemeinsam auf dem Platz standen, gingen die Münchner als Sieger vom Platz. Nur gegen Dortmund (0:2) gab es eine Niederlage.