Eine Schilddrüsenunterfunktion wird meist mit L-Thyroxin behandelt. Damit die Tabletten richtig wirken, gibt es manches zu beachten – auch bei der Ernährung.
Das Wichtigste im Überblick
Manchen Ratgebern zufolge lässt sich die Schilddrüse mit einer bestimmten Ernährung oder Diät ankurbeln und natürlich behandeln. Verlässliche wissenschaftliche Beweise dafür, dass Hausmittel oder eine spezielle Ernährungsweise eine bestehende Schilddrüsenunterfunktion verbessern können, gibt es bislang aber nicht. Dennoch gilt es, auf bestimmte Dinge zu achten.
Einfluss von Jod auf die Schilddrüse
Der Nährstoff Jod spielt für die Schilddrüse eine wichtige Rolle, denn er ist ein zentraler Baustein der Schilddrüsenhormone. Nur bei ausreichender Versorgung kann das Organ normal funktionieren.
Besteht ein Jodmangel, lassen sich nicht genug Schilddrüsenhormone herstellen. Ein Zuviel an Jod kann allerdings auch dazu führen, dass das Organ zu viel Hormone produziert.
In Deutschland gelingt es nur wenigen Menschen, ihren Jodbedarf über die Nahrung zu decken, sodass ein Jodmangel relativ weitverbreitet ist. Ein Mangel kann jedoch eine Unterfunktion der Schilddrüse fördern. Aus diesem Grund darf Speisesalz hierzulande mit Jod versetzt werden.
Gut zu wissen
Ein ausgeprägter Jodmangel kann zwar eine Schilddrüsenunterfunktion hervorrufen. In Deutschland kommt das aber nur selten vor. Eine ausreichende Versorgung mit Jod ist auch bei bestehender Unterfunktion wichtig.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich 200 Mikrogramm (µg) Jod über die Nahrung aufzunehmen. Zu den Nahrungsmitteln, die Jod von Natur aus in hohen Mengen enthalten, zählen insbesondere Meeresfische. Aber auch andere Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, Fleisch oder Eier enthalten Jod.
Eine Überdosierung von Jod über die normale tägliche Ernährung ist (selbst mit Jodsalz) in der Regel kaum möglich. Vorsicht geboten ist allerdings bei getrockneten Algen, denn diese enthalten häufig sehr hohe Mengen an Jod: Je nach Produkt kann der Gehalt zwischen 5 und 11.000 µg pro Gramm Trockengewicht schwanken.
Tabelle: Jodgehalt von Lebensmitteln (Beispiele)
Lebensmittel | Jodgehalt pro 100 Gramm |
---|---|
Kabeljau (Dorsch) | 229 µg |
Schellfisch | 135 µg |
Seelachs (Alaska) | 88 µg |
Scholle | 53 µg |
Hering (Atlantik) | 47 µg |
Lachs | 34 µg |
Karpfen | 2 µg |
Forelle | 4 µg |
Hühnerei | 10 bis 15 µg |
Joghurt (0,3 bis 3,5% Fett) | 4 µg |
Kuhmilch (1,5 bis 3,5% Fett) | 7 bis 10 µg |
Brokkoli | 15 µg |
Erdnüsse | 14 µg |
Spinat | 12 µg |
Bananen | 3 µg |
Schwarzer Tee | 11 µg |
Weizenbrot | 6 µg |
Auch bei Hashimoto ist Jod erlaubt
Bei Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis, der häufigsten Ursache der Unterfunktion, können sehr große Mengen an Jod die zugrunde liegenden entzündlichen Prozesse und dadurch letztlich die Erkrankung verstärken. Gänzlich auf Jod in der Ernährung zu verzichten oder sich sehr jodarm zu ernähren, ist dennoch unnötig. Jodsalz oder Milchprodukte und auch gelegentlicher Fisch sind in dieser Hinsicht für Betroffene normalerweise kein Problem.
Erwachsene mit Hashimoto sollten allerdings darauf achten, eine übermäßige Jodzufuhr über die tägliche Empfehlung von 200 µg pro Tag hinaus nicht deutlich zu überschreiten. Auf Nahrungsergänzungsmittel mit Jod, den regelmäßigen Verzehr von Algenprodukten oder sehr jodreichem Seefisch sollten Betroffene deshalb besser verzichten.
Verbotene Lebensmittel bei Schilddrüsenunterfunktion?
In manchen Ratgebern ist zu lesen, dass bestimmte Lebensmittel bei Schilddrüsenunterfunktion verboten sind. Meist sind damit Lebensmittel gemeint, die sogenannte strumigene beziehungsweise goitrogene Stoffe enthalten. Diese Stoffe können auf Dauer die Jodaufnahme stören und dadurch einen Kropf (Fachausdruck: Struma) begünstigen.
Goitrogene Stoffe finden sich vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln. Zu diesen zählen insbesondere Soja und Sojaprodukte (wie Tofu oder Sojamilch), aber auch Kohlsorten wie Kohlkopf, Blumenkohl, Rosenkohl oder Grünkohl.
In großen Mengen können goitrogene Stoffe die Schilddrüse tatsächlich ungünstig beeinflussen und auf Dauer zu einem Kropf beitragen. Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion brauchen solche Lebensmittel in ihrer Ernährung dennoch nicht zu meiden.
Denn zum einen müssten regelmäßig sehr große Mengen solcher Lebensmittel verzehrt werden, ehe sich diese negativ auswirken. Zum anderen werden beim Kochen goitrogene Stoffe teilweise inaktiviert.
Welche Lebensmittel die Aufnahme von L-Thyroxin stören
Wer eine Schilddrüsenunterfunktion hat und deswegen täglich L-Thyroxin einnimmt, sollte insbesondere zum Einnahmezeitpunkt in puncto Ernährung aufpassen. Denn manche Lebensmittel beziehungsweise deren Inhaltsstoffe erschweren die Aufnahme von L-Thyroxin in den Körper. Das kann die Wirkung der Schilddrüsentabletten schwächen. Für eine optimale Behandlung der Schilddrüsenerkrankung sollte die Dosis jedoch jeden Tag gleich sein.
Zu den störenden Lebensmitteln zählen zum Beispiel ballaststoffreiche Speisen wie Vollkornbrot oder Müsli. Aber auch Lebensmittel mit viel Kalzium, Milch und Milchprodukte, Sojabohnen und Sojaprodukte (wie Tofu), Walnüsse und Kaffee sind problematisch für die Aufnahme von L-Thyroxin. Ein kompletter Verzicht auf diese Lebensmittel ist allerdings nicht nötig – sie sollten nur nicht zusammen mit den Schilddrüsenmedikamenten verzehrt oder getrunken werden.
Idealerweise achten Betroffene deshalb darauf, dass zwischen der Einnahme von L-Thyroxin und den Mahlzeiten ein zeitlicher Abstand besteht. Am besten ist der Magen zum Einnahmezeitpunkt komplett leer.
Ärzte und Ärztinnen empfehlen deshalb meist, die Schilddrüsenmedikamente immer mindestens 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück einzunehmen. Die Tabletten sollten außerdem nur mit (Leitungs-)Wasser eingenommen werden und nicht mit anderen Getränken.