Es ist das wohl seltenste Nummernschild auf deutschen Straßen: das Diplomatenkennzeichen. Was es alles verrät.
Ein Kennzeichen, das nur aus Zahlen besteht, dazu ein „CD“-Sticker am Heck: Klarer Fall, hier sitzt ein Diplomat im Auto. In dem Nummernschild stecken aber noch viel mehr Infos.
Das 0-Kennzeichen für hohe Diplomaten
Vor mehr als 40 Jahren wurde in Deutschland das Diplomatenkennzeichen eingeführt, wie wir es heute kennen. Aber wie genau kennen wir es?
Zumindest sein Aufbau dürfte den meisten Autofahrern vertraut sein: Das Kennzeichen besteht aus drei Elementen. Es beginnt immer mit einer Null, gefolgt von einer Landeskennzahl (mindestens zweistellig). Diese Zahl verrät, an welches Land das Nummernschild ausgegeben wurde. Die Zahl 155 beispielsweise (Foto oben) steht für Slowenien. Nach der Kennzahl folgen ein Bindestrich und eine weitere Zahl. Je kleiner sie ist, desto höher ist meist der Rang. Die 1 beispielsweise gehört dem Botschafter.
Nicht verwechseln!
Ganz wenige Nummernschilder in Deutschland bestehen allein aus einer Null und einer weiteren Zahl. Diese Kennzeichen sind aber der deutschen Staatsführung vorbehalten. Auch hier gilt: je niedriger die Zahl, desto höher der Rang. Die 1 gehört deshalb dem Staatsoberhaupt, also Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Ein Auto mit solch einem Kennzeichen muss auch einen Sticker mit dem Aufdruck „CD“ tragen. Das Kürzel steht für Corps Diplomatique, es weist den Fahrer somit als Mitglied des Diplomatischen Korps aus.
Einige dieser speziellen Kennzeichen werden übrigens auch an sogenannte überstaatliche Organisationen wie Europäische Zentralbank oder Europäische Kommission vergeben – dann aber nicht in Kombination mit dem „CD“-Sticker.
Anmerkungen zur Tabelle: Nicht jeder Staat mit eigener Kennzahl hat derzeit eine Botschaft in Deutschland. Auch andere Staaten haben keine Vertretung und deshalb kein Kürzel. Und wieder andere haben sich nach dem Erstellen der Liste Ende der 1970er-Jahre umbenannt oder sind später hinzugekommen. Deshalb ist die Liste nicht durchgehend alphabetisch.
Etliche Verkehrsverstöße mit Diplomatenautos
Wegen der Immunität der internationalen Diplomaten werden deren Verkehrsverstöße übrigens nicht verfolgt. Und das sind eine Menge: Allein im Jahr 2021 begingen sie in Berlin 9.973 Verstöße. Die Gesamtsumme der eigentlich fälligen Verwarnungsgelder oder Geldbußen: mehr als 200.000 Euro. Nach Unfällen begingen sie in mehr als 60 Prozent der Fälle Unfallflucht – ebenfalls straffrei.
Auch höheres Verwaltungspersonal von Botschaften hat spezielle Kennzeichen. Sie unterscheiden sich aber bereits dadurch vom Diplomatenkennzeichen, dass sie nicht mit einer Null beginnen. Außerdem tragen die Autos kein „CD“-Schild.