Die Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren, bei dem sich vorübergehend radioaktiv markierte Stoffe im Körper anreichern. So lässt sich sichtbar machen, wie sich das Gewebe in bestimmten Organen verhält – etwa in der Schilddrüse. Lesen Sie, wann eine Szintigrafie zum Einsatz kommt und wie die Untersuchung abläuft.
Das Wichtigste im Überblick
Bei einer Szintigrafie erhält die Untersuchungsperson eine kleine Menge radioaktiv markierter Teilchen (sog. Radionuklide) entweder über eine Spritze in die Vene oder manchmal auch in Form von Tabletten.
Je nach untersuchtem Gewebe verwendet die Ärztin oder der Arzt dafür eine Substanz, die sich in diesen Gewebezellen besonders gut anreichert beziehungsweise ablagert. Fachleute bezeichnen diese Substanz als Tracer (von engl. trace = Spur). Die Tracer-Substanz sendet für einige Stunden eine langwellige Gammastrahlung aus, die sich mit einer speziellen Gamma-Kamera aufnehmen lässt.
Das so entstehende Bild heißt Szintigramm. Es zeigt, wie hoch die Stoffwechselaktivität in dem entsprechenden Gewebe ist und wie stark es durchblutet wird. Daraus kann die Ärztin oder der Arzt Rückschlüsse auf krankhafte Veränderungen ziehen, zum Beispiel Entzündungen oder Tumoren in der untersuchten Körperstruktur.
Anders als bei der Computertomografie (CT) oder bei der Magnetresonanztomografie (MRT) müssen Sie für eine Szintigrafie nicht „in die Röhre“. Dafür kann es sein, dass Sie nach der Injektion der Tracer-Substanz einige Minuten bis Stunden warten müssen, bis diese sich im jeweiligen Gewebe angereichert hat.
Warum wird eine Szintigrafie durchgeführt?
Eine Szintigrafie kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Organe und Strukturen lassen sich zwar auch mit anderen bildgebenden Verfahren gut sichtbar machen, etwa mithilfe von Röntgen oder Ultraschall. Diese halten jedoch nicht die dynamischen Stoffwechselprozesse fest, die sich im Körper abspielen. So sind zum Beispiel bei Entzündungsprozessen im Skelett nicht immer strukturelle Veränderungen im Röntgenbild sichtbar – eine Szintigrafie kann diese aber aufdecken.
Grundsätzlich ist eine Szintigrafie für verschiedene Organe und Strukturen möglich. Am gängigsten sind Aufnahmen
- der Schilddrüse, um zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Tumoren aufzudecken
- der Knochen und Gelenke, um beispielsweise rheumatische Prozesse und Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen darzustellen
- des Herzmuskels, unter anderem bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit
- der Lunge, etwa bei der Diagnostik einer Lungenembolie
- anderer innerer Organe, wie bei verschiedenen Funktionsstörungen der Leber, Niere oder der Milz
Wann ist eine Schilddrüsenszintigrafie notwendig?
Die Schilddrüsenszintigrafie gehört zu den häufigsten Untersuchungsverfahren in der Nuklearmedizin. Sie wird zum Beispiel eingesetzt, wenn bei einer Ultraschalluntersuchung eine Vergrößerung oder knotige Veränderungen der Schilddrüse aufgefallen sind. Meist erhalten Sie die Tracer-Substanz – in dem Fall 99mTechnetium-Pertechnetat (PTT) oder Jodid mit 123Jod – als Spritze in die Armvene. Diese Stoffe ähneln klassischem Jod, sodass sie sich in der Schilddrüse anreichern, die sie für die Produktion von Schilddrüsenhormonen nutzt.
Etwa 15 Minuten nach der Injektion kann die Gamma-Kamera die Stoffwechselprozesse in der Schilddrüse optimal darstellen. Anhand des Szintigramms erkennen Nuklearmedizinerinnen und -mediziner zum Beispiel sogenannte „heiße“ und „kalte Knoten“. Das sind zumeist gutartige Tumoren in der Schilddrüse, deren Zellen jeweils unterschiedlich viel Jod aufnehmen. Sie sind entweder übermäßig („heißer Knoten“) oder vermindert („kalter Knoten“) aktiv. Zusätzlich misst die Ärztin oder der Arzt bei der Untersuchung, wie viel der verabreichten Menge des Radionuklids die Schilddrüse tatsächlich aufnimmt und verarbeitet („Uptake“).
Was zeigt ein Szintigramm an?
Das Szintigramm ist das Ergebnis der Szintigrafie: das Bild, das die Gamma-Kamera aufzeichnet. Hier wird sichtbar, was passiert, wenn die radioaktive Substanz – der Tracer – sich im Körper verteilt und im jeweiligen Gewebe anreichert.
Je nachdem, wie viel Strahlung ein bestimmtes Gebiet abgibt, erscheint es in unterschiedlichen Farben: blau und violett stehen für eine geringe, gelb und rot für eine hohe Aktivität. Daher kommt auch die Bezeichnung der „heißen“ und „kalten“ Knoten bei der Schilddrüsenszintigrafie. Sie unterscheiden sich nicht tatsächlich in ihrer Temperatur, zeigen sich aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Stoffwechselaktivität in warmen beziehungsweise kalten Farben im Szintigramm. Auch Entzündungen erscheinen rot, abgestorbenes Gewebe eher blau.
Auch der Weg, den die Tracer-Substanz nimmt, kann für die Diagnostik bestimmter Erkrankungen aufschlussreich sein. So wählt die Fachperson für eine Nierenszintigrafie als Tracer eine Substanz, die über die Niere wieder ausgeschieden wird. Neben der Nierenfunktion an sich kann sie anhand des Szintigramms beurteilen, ob der Abfluss des Urins in die Blase gestört ist. Mithilfe einer Myokardszintigrafie – also einer Darstellung der Tracer-Substanz im Herzmuskel – kann die Ärztin oder der Arzt sich ein Bild von der Durchblutung des Herzmuskels machen.