Rot und Grün: zwei Signalfarben, die unseren Alltag prägen. Aber warum wurden gerade sie zu den bedeutendsten Signalgebern der Welt? Und wie kam Gelb hinzu?
Rot – Gelb – Grün: Weit mehr als eine Million Ampeln weltweit leuchtet in diesen Farben auf. Aber wie kam es dazu? Und gibt es auch andere Farben?
Die Farben Rot und Grün waren von Beginn an gesetzt. Und das aus gutem Grund: Sie sind die effektivsten Signalfarben, da unser Auge auf sie am stärksten reagiert und da wir die beiden Farben am besten voneinander unterscheiden können – sofern wir nicht rot-grün- oder farbenblind sind.
Unsere Augen sind Meister der Farbwahrnehmung. Dafür sorgen spezielle Sinneszellen auf unserer Netzhaut, die sogenannten Zapfen. Von ihnen gibt es drei Arten: L-Zapfen, M-Zapfen und S-Zapfen. Jeder von ihnen reagiert auf eine bestimmte Lichtfrequenz: L-Zapfen auf rotes, M-Zapfen auf grünes und S-Zapfen auf blau-violettes Licht.
Die Zapfen für Rot und Grün sind besonders empfindlich, weshalb wir beide Farben intensiver wahrnehmen als andere. Und dank der unterschiedlichen Zapfen können wir beide Farben besonders gut voneinander unterscheiden. Das macht sie zu den idealen Ampelfarben.
Die Eisenbahn war der Vorreiter
Die Verwendung von Signalfarben begann lange vor der Einführung elektrischer Ampeln. Etwa bei der Eisenbahn und auf dem Schiff, wo farbige Scheiben oder Fahnen – ebenfalls in Rot und Grün – verwendet wurden. Gaslaternen hatten durchsichtige rote oder grüne Scheiben oder durchsichtiges Glas, was ein weißes Signal ergab. Gelb wurde damals noch bewusst vermieden, da es leicht mit Weiß oder Rot verwechselt werden konnte.
Rot und Grün behielten ihre wichtige Rolle als Signalgeber auch, als der Straßenverkehr in die Gänge kam: Die erste elektrische Lichtsignalanlage (LSA) – kurz: Ampel – wurde 1914 in Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) aufgestellt. Und auch sie leuchtete bereits rot und grün.
Ampeln sind aber viel älter: Bereits im Jahr 1869 wurde in London die erste Verkehrsampel überhaupt in Betrieb genommen – mit rot und grün leuchtenden Gaslampen, die von einem Polizisten bedient wurden. Eine der Lampen explodierte kurz darauf, der Polizist wurde verletzt. Das war das Ende der weltweit ersten Ampel.
Weiß blieb in der Schifffahrt erhalten, verschwand aber ansonsten als Signalfarbe. Der Grund war der Durchbruch des elektrischen Lichts: Nun leuchtete es überall in den Innenstädten weiß – und damit verloren weiße Signallampen ihre eindeutige Unterscheidungskraft.
So begann die Farbe Gelb ihren Siegeszug. Elektrisches Licht war hell genug, dass ein gelbes Licht erzeugt werden konnte, das sich deutlich von Rot abhob. Als die ersten dreifarbigen Ampeln eingeführt wurden, fand Gelb seinen Platz zwischen Rot und Grün. Und dort ist es bis heute geblieben – seit 1920 in den USA und kurz darauf auch in Deutschland.
Rot, Gelb und Grün weltweit?
Zwar verwendet die überwiegende Mehrheit der Länder die Farben Rot, Gelb und Grün für ihre Ampelsignale. Dieses Farbschema ist international weit verbreitet und wird von den meisten Ländern als Standard für die Verkehrsregelung genutzt. Es gibt aber einige Ausnahmen.
In Japan etwa leuchteten Ampeln ursprünglich nicht grün, sondern blau. Für lange Zeit gab es dort auch nur ein Wort für Grün und Blau (aoi). Erst später kam ein Wort für Grün hinzu (midori), das aber bis heute nicht konsequent genutzt wird. Inzwischen erhielt das Blau der Ampeln einen hohen Grünanteil. Nun leuchtet es eher türkis.