Nach Verletzungen
Warum Sie offene Wunden nicht an der Luft heilen lassen sollten
Aktualisiert am 09.08.2024 – 07:23 UhrLesedauer: 4 Min.
Viele Menschen greifen nur dann zu Pflaster und Verband, wenn die Verletzung stark blutet. Doch das ist ein Fehler. Lesen Sie hier, wie Sie offene Wunden richtig behandeln.
Das Wichtigste im Überblick
Die meisten Menschen sind überzeugt: An der Luft heilen Wunden besser. Doch offene Wunden sind in diesem Falle nicht nur anfälliger für Infektionen, sie heilen auch langsamer. Wir erklären, wie offene Wunden richtig behandelt werden sollten, damit sie schnell heilen.
Der erste wichtige Schritt bei der Behandlung offener Wunden ist die Säuberung der Verletzung. Vorher sollten weder Pflaster noch Verband angelegt werden. Besonders bei Schürfwunden geraten schnell Fremdkörper in die Wunde und fördern so eine Entzündung. Daher ist es wichtig, potenzielle Bakterienherde wie Schmutz mit klarem Leitungswasser abzuspülen. Die Gefahr, dass mit dem Wasser neue Keime in die Wunde gelangen und die Infektionsgefahr steigt, ist äußerst gering.
Auch mit Salzwasser (idealerweise einer physiologischen Kochsalzlösung) lassen sich offene Wunden reinigen. Alternativ gibt es alkoholfreie Wundspülungen zum Aufsprühen, die die Wunde nahezu schmerzfrei säubern. Auf keinen Fall jedoch sollte beim Reinigen Seife zum Einsatz kommen.
Schnittwunden richtig behandeln
Schnittwunden durch Messer oder Scherben sind häufige Verletzungen im Haushalt. Wenn die Einschnitte nicht zu tief sind, reichen auch hier ein Abspülen und ein anschließendes Desinfizieren aus, bevor sie mit einem Pflaster bedeckt werden. Kleinere Schnittwunden können vor der Versorgung etwas ausbluten, damit Schmutzpartikel aus dem Gewebe geschwemmt werden.
Auf stark blutende, tiefe Schnittwunden sollten Sie dagegen zunächst eine sterile Kompresse drücken, gegebenenfalls einen Druckverband anlegen und dann zum Arzt gehen. Er kann prüfen, ob möglicherweise Blutgefäße oder Nerven verletzt wurden.
Bei einer Verletzung wird Gewebe zerstört, es dringen Keime durch die sonst sichere Hautbarriere. Der Körper muss große Kräfte mobilisieren, um neue Hautzellen zu bilden und die Wunde möglichst schnell wieder zu verschließen. Mittlerweile sind sich Mediziner einig, dass die meisten Wunden am besten heilen, wenn sie feucht gehalten werden.
Bereits in den Sechzigerjahren hatte der Engländer George D. Winter in Tierexperimenten nachgewiesen, dass die Neubildung des Gewebes in einer feuchten Wundumgebung um bis zu 50 Prozent schneller abläuft als unter einer trockenen Kruste. Das Wundsekret fungiert nämlich als Transportmittel für Nähr- und Botenstoffe sowie Abwehrzellen und schafft so optimale Bedingungen für die Wundheilung. Die feuchte Wundheilung hat einen weiteren Vorteil: Dem Patienten bleiben beim Verbandswechsel eine Menge Schmerzen erspart, weil die Mullkompressen nicht mit der Wunde verkleben.
Behandlung größerer Wunden
Vor allem bei größeren Wunden reichen normale Pflaster meist nicht mehr aus, um die Verletzung zu bedecken und sie vor dem Austrocknen zu schützen. Sie sollten mit sterilen Wundauflagen und Kompressen bedeckt werden. Auch ein Druckverband und ein Hochlagern des verletzten Körperteils können sinnvoll sein. Das verringert den Blutverlust. Grundsätzlich ist bei größeren offenen Wunden ein feuchter Wundverband das Mittel der Wahl. Denn ohne Feuchtigkeit dauert die Heilung länger und die Gefahr, eine Narbe zu behalten, steigt.
Antiseptische Salben wirken zusätzlich gegen Keime. Cremes oder Sprays, die Antibiotika enthalten, sehen Experten eher kritisch. Sie steigern die Gefahr einer Antibiotika-Resistenz und können zu allergischen Reaktionen führen. Sie sollten daher grundsätzlich nur nach Absprache mit einem Arzt verwendet werden.
Wann sollte die Wundversorgung beim Arzt erfolgen?
Ob mit Hausmitteln oder Apothekenprodukten: Nicht immer heilen Wunden problemlos ab oder sie sind so groß, dass sie genäht oder geklebt werden müssen. Achten Sie bei offenen Schnitt- oder Schürfwunden genau auf Warnzeichen einer Infektion wie schmerzhafte Schwellungen und Rötungen. In den folgenden Fällen sollten Sie zeitnah zum Arzt gehen, damit er eine fachgerechte Wundversorgung durchführen kann: