Wir brauchen einen anderen Umgang mit Drogen
In Deutschland soll Marihuana bald legal sein – gut so! Denn es geht dabei nicht nur um ein Freiheitsbedürfnis, sondern vor allem um Sicherheit. Cannabis wird in Deutschland mit oder ohne Legalisierung geraucht.
Studien zeigen, dass in Deutschland knapp ein Zehntel der erwachsenen Bevölkerung hin und wieder Marihuana konsumiert. Dabei ist die berauschende Pflanze gar nicht frei verkäuflich. Über das Internet, bei Dealern an Straßenecken oder in Diskotheken kann Cannabis aber meist ohne größere Hürden gekauft werden – für rund zehn Euro kann man sich mit einem Gramm des Krautes den Geist vernebeln. Doch genau hier liegt das Problem. Denn niemand kann kontrollieren, was am Ende wirklich in den Joint gerollt wird. Der Umsatz für den illegalen Cannabishandel in Deutschland wird für das Jahr 2024 auf über eine Milliarde Euro geschätzt – dabei wird der Preis für die heiße Ware über das Gewicht geregelt. Auf dem unkontrollierten Schwarzmarkt kommt es deshalb nicht selten vor, dass die Verkäufer ihre Produkte mit Haarspray oder Bleistaub schwerer machen, mit teilweise gravierenden gesundheitlichen Folgen. Eine Bleivergiftung kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Mit dem Verkauf von kontrollierten Cannabisprodukten würde man diese Gefahrenquelle ausmerzen. Außerdem ist Cannabis heute bei Weitem nicht mehr das, was Menschen aus den Zeiten von Woodstock, Bob Marley und John Lennon kennen. In den 1980er-Jahren lag der Anteil der psychoaktiven Substanz THC zwischen zwei und fünf Prozent – heute sind Werte um die 20 Prozent keine Seltenheit. Das Problem: Man sieht dem Cannabis nicht an, wie stark es ist. Die Gefahren des Marihuana-Konsums steigen durch einen höheren THC-Gehalt drastisch. Obendrein weiß die Konsumentin vor dem Konsum nicht, wie stark die Dosis ist – was im schlimmsten Fall zu Psychosen und Angstzuständen führen kann. In einem legalen Fachgeschäft, wie in Spanien, den Niederlanden oder Portugal, ist der THC-Gehalt ausgeschrieben und Konsumenten können sich auf den Rat der Verkäufer verlassen. Außerdem kommen Konsumenten auf dem Schwarzmarkt ungewollt auch mit anderen, gefährlicheren Substanzen in Berührung – im Fachgeschäft ebenfalls undenkbar.
Ein viel bemühtes Argument der Legalisierungskritiker ist der Jugendschutz. Dass Cannabis eine Droge ist, die gerade bei Jugendlichen und Kindern schwere Schäden in der Entwicklung hervorrufen kann, ist ein Fakt. Aber auf dem Schwarzmarkt gibt es keinerlei Jugendschutz – wer zahlt, der darf kaufen. In legalen Verkaufsstellen kann der Jugendschutz hingegen gewährleistet werden. Natürlich können Volljährige die Drogen dann auf der Straße an Minderjährige weiterverkaufen, aber das passiert auch heute bereits. Nur eine Eindämmung des illegalen Handels kann hier zu einer Besserung führen. Die Legalisierung scheint ein guter erster Schritt zu sein.
In puncto Jugendschutz dürfen allerdings nicht dieselben Fehler gemacht werden, wie bei dem Verkauf von Alkohol oder Zigaretten. Eins der Hauptprobleme: die Werbung. Sie treibt nicht nur Jugendliche in die Sucht, wie Studien zeigen.
Lauterbachs Vorgehen mit Werbeverbot erscheint hier goldrichtig. Am Ende kann die Legalisierung eine gute Sache sein, die den Drogenkonsum in unserer Gesellschaft sicherer macht. Dafür muss die Politik den Markt aber an der kurzen Leine halten. Es bräuchte gar ein generelles Umdenken beim Thema Drogen: Eine Verbotspolitik führt zu nichts, aber eine straffreie Abgabe darf nicht in Vermarktungswahn enden.