Als älterer Mensch mit gebeugtem Oberkörper am Stock zu gehen, ist keine schöne Vorstellung. Die Verformung der Wirbelsäule ist meist ein schleichender Prozess.
Die Krümmung der Wirbelsäule beginnt unauffällig und entwickelt sich langsam. Mehrere Faktoren spielen hierbei eine Rolle. Lesen Sie hier, bei welchen Veränderungen Sie hellhörig werden sollten und wie Sie Ihren Rücken stärken können.
Ursachen für einen Rundrücken
„Es sind hauptsächlich drei Gründe, die dazu führen, dass mit zunehmendem Alter der Rücken krumm wird“, sagt Professor Andreas Kurth, Chefarzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Gemeinschaftskrankenhaus Mittelrhein in Koblenz und Vorsitzender des Dachverbandes Osteologie (DVO).
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Der erste Grund betrifft den altersbedingten Knochen- und Muskelabbau. „Bereits ab dem 40. Lebensjahr verliert der Körper etwa ein Prozent Knochen- und Muskelmasse pro Jahr. Mit 65 sind das bereits 25 Prozent weniger“, sagt Kurth. Der aufrechte Gang werde dadurch schwieriger und der Körper neige sich nach vorn. Mit dem Verlust der Rückenmuskulatur nehme auch die Anfälligkeit für Wirbelknochenbrüche zu. Die Wirbelsäule verliere an Stützkraft und verforme sich.
Der zweite Grund für eine Kyphose (Rückenverkrümmung) betrifft die Bandscheiben. „Ihre Elastizität nimmt im Alter ab“, sagt Kurth. Die dadurch bedingte Überlastung der Wirbelknochen wirke sich ebenfalls negativ auf die Stabilität der Wirbelsäule aus. Als dritte Ursache für eine Verformung der Wirbelsäule nennt der Experte Wirbelkörperfrakturen infolge einer Osteoporose.
Osteoporose verändert die Skelettstruktur
Osteoporose ist die häufigste Knochenerkrankung im höheren Alter. Gefährdet sind vor allem Frauen ab 60, bei Männern dagegen steigt das Risiko für Knochenschwund ab dem 70. Lebensjahr. Bedingt durch die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren, in denen das knochenschützende Hormon Östrogen abnimmt, wird der natürliche Abbau der Knochenmasse bei Frauen beschleunigt.
Gut zu wissen: Häufig bleiben die ersten Wirbelkörperbrüche unentdeckt. Die Schmerzen werden als „normale“ Rückenschmerzen gedeutet. Die Folgen sind gravierend: Denn das Risiko für weitere Wirbeleinbrüche steigt schon nach dem ersten Bruch um ein Vielfaches.
Langsames Einsacken der Wirbelkörper
Osteoporose beginnt oft schleichend, die Patienten bemerken zunächst nichts von der Erkrankung. Folgen mehrere Frakturen aufeinander, sacken die Wirbelkörper keilförmig in sich zusammen und die Wirbelsäule verliert ihre ursprüngliche Form. Es kommt zu einer Höhenverkürzung und der Rücken entwickelt eine konvexe Krümmung. Dieser Zustand verschlimmert sich, je mehr Wirbel betroffen sind.
„Witwenbuckel“ und „Osteoporosebäuchlein“
Im Verlauf einer Osteoporose können bereits geringe Anstrengungen wie das Heben einer Tasche oder ein Niesen Auslöser für Wirbeleinbrüche sein. Die Betroffenen merken oft kaum etwas davon und ordnen mögliche Rückenschmerzen falsch ein. „Viele dieser ’schleichenden Frakturen‘ werden deshalb nicht erkannt und bleiben unbehandelt“, sagt Kurth. Dadurch steige das Risiko für weitere Frakturen enorm an.
Unbehandelt führen Wirbeleinbrüche zu erheblichen Behinderungen. Durch die Verkrümmung des Rückgrats verlagert sich der Körperschwerpunkt nach vorne und ein sogenannter „Witwenbuckel“ entsteht. „Er ist im Grunde genommen nichts anderes als ein ausgeprägter Rundrücken, eine Kyphose“, erklärt Kurth.
Infolge der Skelettkrümmung wölbt sich meist auch der Bauch stärker heraus. Dieses Phänomen wird umgangssprachlich als „Osteoporosebäuchlein“ bezeichnet. Die Deformationen führen schließlich auch dazu, dass sich die Körperhaltung ändert und der Gang langsamer und unsicherer wird.
Größenverlust und „Tannenbaumphänomen“
Das Zusammensacken der Wirbelsäule kann auch zu einer Reduktion der Körpergröße um bis zu zehn Zentimeter führen. Am Rücken wird das Schrumpfen durch überflüssige Haut sichtbar. Sie hängt zu beiden Seiten der Wirbelsäule in Hautfalten schlaff herunter, weshalb man auch vom „Tannenbaumphänomen“ spricht.