Hämoglobin ist ein wichtiger Bestandteil des Blutes. Ist der Hämoglobinwert zu hoch oder zu niedrig, stimmt etwas nicht. Was kann dahinterstecken?
Das Wichtigste im Überblick
Hämoglobin, abgekürzt Hb, ist ein stark eisenhaltiges Eiweiß (Protein) in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es verleiht dem Blut seine rote Farbe und ist daher auch als roter Blutfarbstoff bekannt.
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Ein gesunder erwachsener Mensch besitzt rund 25.000 Milliarden rote Blutkörperchen mit etwa 650 Gramm Hämoglobin. Über 200 Milliarden dieser Blutzellen werden täglich im Knochenmark neu gebildet.
Die Hauptaufgabe von Hämoglobin besteht darin, Sauerstoff aus der Atemluft über den Blutkreislauf zu den Zellen des gesamten Körpers und Kohlendioxid wieder zurück zur Lunge zu transportieren. Erfahren Sie, wann der Hämoglobinwert bei ärztlichen Untersuchungen bestimmt wird und was er verrät.
Was sagt der Hämoglobinwert aus?
Hämoglobin ist wichtig für die Sauerstoffversorgung des Körpers: Sinkt seine Konzentration im Blut, verschlechtert sich diese. Daher gehört es standardmäßig zu jeder Blutuntersuchung dazu, den Hämoglobinwert zu bestimmen. Zudem wird der Wert immer dann kontrolliert, wenn der Verdacht auf einen Eisenmangel beziehungsweise eine Blutarmut (Anämie) oder eine erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen (Polyglobulie) besteht.
Wie hoch ist der Hb-Wert bei Erwachsenen?
Die Hämoglobin-Konzentration im Blut wird im Vollblut bestimmt. Das geschieht meist dann, wenn die Ärztin oder der Arzt ein Blutbild anordnet, um mehrere Blutwerte gleichzeitig bestimmen zu lassen. Im Laborbefund ist der Hämoglobinwert hinter der Abkürzung „Hb“ zu finden.
Wie bei allen Laborwerten weisen auch die Werte für Hämoglobin natürliche Schwankungen auf. Als Normalwerte beziehungsweise Referenzbereiche gelten
- bei Männern Hb-Werte zwischen 14 und 18 Gramm pro Deziliter (g/dl) bzw. zwischen 8,7 und 11,2 Millimol pro Liter (mmol/l) und
- bei Frauen Hb-Werte zwischen 12 und 16 Gramm pro Deziliter (g/dl) bzw. zwischen 7,5 und 10 Millimol pro Liter (mmol/l).
Wichtig zu wissen ist, dass die Referenzbereiche je nach Labor und Analysemethode teilweise unterschiedlich angegeben werden.
Was bedeutet Hämoglobin zu niedrig?
Der Wert für Hämoglobin gilt als zu niedrig, wenn er bei Männern unter 14 Gramm pro Deziliter und bei Frauen unter 12 Gramm pro Deziliter liegt. In diesem Fall sprechen Fachleute von einer Blutarmut (Anämie). Diese kann verschiedene Ursachen haben:
- Störung der Bildung der Erythrozyten (häufig bei Eisenmangel, aber auch bei Vitamin-B12– und Folsäuremangel sowie bei einem Mangel an dem Nierenhormon Erythropoetin)
- Blutverlust (zum Beispiel bei Darmblutungen oder Verletzungen)
- vermehrter Blutabbau (etwa bei Malaria oder angeborenen Hämoglobin-Erkrankungen wie Sichelzellenanämie, Thalassämie oder Kugelzellanämie)
Was tun, wenn das Hämoglobin zu niedrig ist?
Ist der Hämoglobinwert zu niedrig, wird die Ärztin oder der Arzt weitere Blutuntersuchungen veranlassen. Meist haben niedrige Hb-Werte eine harmlose Ursache. Steckt ein Mangel hinter dem erniedrigten Wert, genügt es oft, diesen durch Einnahme eines Eisen-, Vitamin-B12– oder Folsäure-Präparates zu beheben. In schweren Fällen kann auch eine Bluttransfusion notwendig sein.
Welcher Hb-Wert ist kritisch?
Bei Gesunden gilt ein Hämoglobinwert unter 5 Gramm pro Deziliter als kritisch. Bei älteren Menschen ohne Herzerkrankungen und insbesondere bei solchen mit Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit sollte der Hb-Wert 7 bis 8 Gramm pro Deziliter nicht unterschreiten.
Eine schwere Blutarmut kann die Versorgung der Gewebe des Körpers mit Sauerstoff gefährden. Besonders anfällig für einen Sauerstoffmangel ist das Herz. Daher ist es vor allem bei herzkranken Menschen wichtig, auf den Hb-Wert zu achten.
Was bedeutet Hämoglobin zu hoch?
Das Hämoglobin ist dann zu hoch, wenn der Wert bei Männern über 18 Gramm pro Deziliter und bei Frauen über 16 Gramm pro Deziliter liegt. Zu hohe Hämoglobinwerte entstehen meist durch einen Sauerstoffmangel und können mehrere Ursachen haben. Die wichtigsten Gründe sind:
- starkes Rauchen
- längere Höhenaufenthalte
- Herz- oder Lungenerkrankungen
- bestimmte Nierentumoren
- manche Formen von Blutkrebs (Leukämie)
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Ist neben Hämoglobin auch der Anteil der Zellen am Blutvolumen (Hämatokrit) zu hoch, gilt dies als Zeichen für eine Erythrozytose: So bezeichnen Fachleute die erhöhte Bildung roter Blutkörperchen.
Wie gefährlich ist Hämoglobin im Stuhl?
Hämoglobin im Stuhl kann, muss aber nicht gefährlich sein. Im Rahmen der Darmkrebsvorsorge wird nicht sichtbares Blut im Stuhl aufgespürt. Dabei weisen die Tests Reaktionen auf den Blutfarbstoff Hämoglobin nach. Ist das Ergebnis positiv, kann dies auf Blutungen durch Krebsvorstufen wie Darmpolypen oder Adenome hinweisen.
Frühere Tests gaben jedoch keinen Rückschluss auf die Blutungsquelle. Die heute üblichen immunologischen Tests reagieren nur auf menschliches Hämoglobin und gelten daher als zuverlässiger.