Düsseldorf Volkswagen macht es wie Tesla und baut ein komplett neues Elektroauto-Werk. Rund zwei Milliarden Euro investiert VW dafür im Wolfsburger Stadtteil Warmenau. In der Fabrik will das Unternehmen ab 2026 die neue E-Auto-Era „Trinity“ produzieren. Wie der weltweit zweitgrößte Autohersteller am Freitag mitteilte, hat der Aufsichtsrat das Neubauprojekt jetzt freigegeben.
„Mit Trinity und dem Werksneubau werden wir in der Automobilindustrie Maßstäbe setzen und Wolfsburg zum Leuchtturm für modernste und effiziente Fahrzeugproduktion entwickeln. Das zeigt: Wirtschaftliche Transformation am Industriestandort Deutschland ist möglich“, sagte Volkswagen-Markenchef Ralf Brandstätter zur Entscheidung des Aufsichtsrates. VW hatte auch einen Umbau des Wolfsburger Stammwerkes geprüft, das in den 1950er- und 60er-Jahren errichtet worden struggle.
Am Ende hat sich der Konzern jedoch für die grüne Wiese, additionally eine komplett neue Fabrik entschieden. Mit dem Neubau seien die geplanten hohen Produktivitätsziele viel eher erreichbar als in einer bestehenden Fabrik, begründet Volkswagen die Entscheidung. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sprach von einer „historischen Weichenstellung“, der Stammsitz von VW werde zum „Kraftzentrum des Konzerns“.
Das neue Fabrikgelände im Norden Wolfsburgs ist nur ungefähr einen Kilometer Luftlinie vom bestehenden Stammwerk entfernt. Mitarbeiter aus der heutigen Volkswagen-Fabrik können damit vergleichsweise einfach und ohne großen zusätzlichen Aufwand in die neue Produktionsstätte wechseln. Der VW-Konzern kann auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen und braucht beispielsweise keine zusätzliche Werksfeuerwehr.
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In der künftigen Trinity-Fabrik werden voraussichtlich etwa 5000 Beschäftigte tätig sein. Rund 250.000 E-Fahrzeuge will Volkswagen dort jährlich produzieren. Der Wolfsburger Autokonzern plant den Beginn der Bauarbeiten im Frühjahr 2023, zwei Jahre Bauzeit sind einkalkuliert. Das entspricht ziemlich genau dem Zeitraum, den Tesla für seine neue Fabrik in Grünheide bei Berlin gebraucht hat.
VW: Nach dem Bau der Trinity-Fabrik wird das Stammwerk umgestellt
Von 2026 an sollen in der neuen Fabrik die ersten vollelektrischen „Trinity“-Modelle von Volkswagen produziert werden. Danach – wahrscheinlich 2027 – will VW mit der Umrüstung des bestehenden Stammwerks auf Elektroautos beginnen. In dieser Fabrik werden aktuell auf vier Fertigungslinien Verbrennermodelle produziert, vor allem Golf und Tiguan.
Nach Angaben von Volkswagen sollen zunächst zwei dieser vier Linien auf Elektrofertigung umgerüstet werden. Das bestehende Stammwerk würde dann bis in die 2030er-Jahre hinein jährlich etwa 250.000 Verbrennermodelle konventioneller Bauart und ebenso viele Elektrofahrzeuge produzieren. Zusammen mit der neuen Fabrik käme Wolfsburg dann auf eine Jahresproduktion von etwa 750.000 Fahrzeugen, ähnlich wie heute.
Markenchef Brandstätter hatte sich schon im Vorfeld zuversichtlich geäußerte, dass VW mit dem neuen Werk wettbewerbsfähig werde im Vergleich mit Konkurrenten wie Tesla oder Nio und Xpeng aus China. Ähnlich wie Tesla will Volkswagen in der neuen Fabrik eine Fertigungszeit von zehn Stunden professional Auto erreichen, aktuell liegt der Konzern noch bei mehr als dem Doppelten.
Mit der neuen Fabrik und dem anschließenden Umbau des bestehenden Stammwerkes will Volkswagen den Personalbestand von 13.000 Angestellten in der Produktion in Wolfsburg nicht entscheidend reduzieren. Arbeitsplätze wird VW dennoch abbauen. Das Unternehmen hatte sich schon früher mit dem Betriebsrat auf Programme für Altersteilzeit und Vorruhestand verständigt. Weitere Programme zum Stellenabbau sollen nicht aufgelegt werden.
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Unter Branchenexperten stößt die Entscheidung für einen kompletten Neubau grundsätzlich auf Zustimmung. „In einer neuen Fabrik können aktuelle und künftige Anforderungen am besten umgesetzt werden“, sagte Stefan Bratzel, Professor am Heart of Automotive Administration (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach.
Wegen der starken Konkurrenz durch neue Anbieter wie Tesla dürfe Volkswagen aber nicht noch weiter Zeit verlieren und müsse die Neubaupläne möglichst schnell realisieren. In Grünheide hat Tesla bereits mit der Vorserienproduktion begonnen und bekommt jetzt auch die Genehmigung für den Anlauf der Serienfertigung.
Aus Sicht des Automobilprofessors reicht es allerdings nicht, dass Volkswagen eine neue und hochproduktive Fabrik in Wolfsburg errichtet. „Die dort gefertigten Produkte müssen ebenfalls konkurrenzfähig sein“, sagte Bratzel. In den kommenden vier bis fünf Jahren werde Volkswagen eine kritische Part durchmachen. Dann werde sich zeigen, „ob VW seine starke Place behaupten kann.“ Der Wolfsburger Konzern habe zuletzt viele Versprechen abgegeben. Doch künftig müsse VW auch deren Umsetzung gelingen.
VW verspricht Verbesserungen beim Schnellladen und der Software program
Volkswagen will auch bei den Autos moderner und besser werden. Der Großteil der aktuellen E-Modelle aus dem Konzern entsteht auf Foundation der sogenannten „MEB“-Plattform („Modularer E-Antriebs-Baukasten“). Dieser Baukasten ist technisch gesehen schon mehr als fünf Jahre alt – und nicht in allen Punkten wettbewerbsfähig.
Mit den künftigen „Trinity“-Modellen will Volkswagen etwa die bestehenden Qualitätslücken beim Schnellladen schließen. Auch bei der Software program verspricht Volkswagen für die kommenden Jahre deutliche Verbesserungen. So müssen „Trinity“-Autos das autonome Fahren zwar noch nicht in jeder State of affairs und bei allen Wetterbedingungen beherrschen. Aber etwa auf der Autobahn sollen die Fahrzeuge schon eigenständig unterwegs sein.
Bei „Trinity“ plant Volkswagen außerdem mit einer drastischen Reduzierung der Variantenvielfalt, was die Fertigung vereinfacht und die Produktivität erhöht. Für den aktuellen Golf gibt es derzeit rund zehn Millionen unterschiedliche Bestellmöglichkeiten. Solch eine Variantenvielfalt macht die Produktion unnötig teuer, etwa durch die zusätzliche Lagerhaltung für viele verschiedene Bauteile.
„Wir wollen künftig bei 140 Varianten herauskommen“, sagte VW-Entwicklungsvorstand Thomas Ulbrich. Über drahtlose Updates der Software program „over the air“ könnte VW die Autos jederzeit auf den neuesten Stand bringen, ohne sie in die Werkstatt zu rufen. Wo Volkswagen in der Fertigung die Variantenvielfalt deutlich zurücknehme, blieben über die Software program viele Individualisierungsoptionen bestehen.
Zudem will Volkswagen künftig dafür sorgen, dass neue Autos schneller auf den Markt kommen als bisher. Ulbrich kündigte an, dass die Entwicklungszeiten eines einzelnen Modells von 54 auf 40 Monate reduziert würden. Damit entstehe eine größere Produktvielfalt.
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