Island kommt nicht zur Ruhe. Erneut spuckt der Vulkan, der bereits vor einigen Wochen ausbrach, Lava. 200 Mal bebte in den vergangenen Stunden die Erde.
Auf Island hat der zweite Vulkanausbruch innerhalb weniger Wochen begonnen. In Live-Aufnahmen des isländischen Rundfunksenders RÚV war am Sonntagmorgen gegen 8 Uhr zu sehen, wie auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik erstmals seit Mitte Dezember wieder glutrote Lava aus einem langen Erdspalt sprudelte.
Wenige Stunden vor der Eruption hatte die isländische Wetterbehörde Vedurstofa eine neue intensive Erdbebenserie mit mehr als 200 Erschütterungen verzeichnet. Die zunächst heftigste davon hatte am frühen Morgen die Stärke 3,5. Die Behörde warnte davor, dass Magma unterhalb der Erdoberfläche in Bewegung sei und die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hoch sei.
Evakuierung von Grindavík
Der Ort Grindavík wurde in der Nacht zu Sonntag geräumt – ursprünglich war eine Evakuierung bis Montagabend angesetzt, da bereits Eruptionsgefahr bestanden hatte. Am Sonntagmorgen teilte Polizeichef Úlfar Lúðvíksson laut RÚV mit, dass alle Bewohner den 4.000-Einwohner-Ort verlassen hätten.
Dem Bericht zufolge war die seismische Aktivität um kurz vor drei Uhr zu spüren und breitete sich im Laufe der Nacht weiter nach Süden aus. In einem Teil von Grindavík sei der Strom ausgefallen. „Niemand geht rein, solange die Unsicherheit so groß ist“, sagte Víðir Reynisson, der Polizeichef des Zivilschutzes, dem Sender RUV. „Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle.“
Ausbruchspunkt noch nicht bekannt
Nach Erkenntnissen von 10 Uhr brach der Vulkan südlich von Hagafell, am südlichsten Teil der Sunhnúka-Kraterreihe, aus. Hubschrauber sind im Einsatz, um den konkreten Ausbruchspunkt zu identifizieren. „Dies ist vielleicht einer der schlimmsten Orte, an denen es zu einem Ausbruch kommen kann, und er gefährdet Grindavík, wenn der Ausbruch anhält“, sagte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu RÚV. Er glaube aber, dass die Eruption schwacher als beim letzten Ausbruch im Dezember sei.
Benedikt Ófeigsson, Geophysiker beim Isländischen Meteorologischen Amt, sagte, dass sich der Ausbruch in Richtung von Grindavík ausbreite. RÚV schrieb unter Berufung auf die isländischen Wetterbehörden, dass sich die Lava 450 Meter von den nördlichsten Häusern Grindavíks entfernt befinde. Kristín Jónsdóttir vom isländischen Wetteramt zufolge könnte es einige Stunden dauern, bis die Lava Grindavík erreiche, wenn sie weiter in Richtung der Stadt fließe – möglicherweise einen halben Tag, wahrscheinlich weniger als 24 Stunden. „Entscheidend ist, wohin die Lava fließt.“ Dies werde überwacht.
Auf der Facebook-Seite der Southern Volcanoes and Natural Hazards Group hieß es, dass sich am Krater bereits eine große Lavaflut gebildet habe. Die Länge des Risses habe sich in den ersten zehn Minuten vervielfacht. „Dieser Riss wird ziemlich schnell länger, wie ich erwartet hatte“, so Experte Ófeigsson. Es sei jedoch nichts Ungewöhnliches, dass sich die Spalte zu Beginn einer Eruption so weit ausdehne.
Auf X, ehemals Twitter, war ein Video vom Moment des Ausbruchs zu sehen:
Arbeiter fiel wohl in Vulkanspalte
Auf der Reykjanes-Halbinsel war es bereits am 18. Dezember 2023 nördlich von Grindavík zu einem Vulkanausbruch gekommen – dem vierten innerhalb von drei Jahren. Grindavík war vorher evakuiert worden, während sich die erneute Eruption durch eine wochenlange Erdbebenserie angekündigt hatte.
Die Beben haben größere Schäden in dem Ort verursacht, darunter tiefe Risse in Straßen. Isländischen Medienberichten zufolge fiel ein Arbeiter mutmaßlich vor wenigen Tagen in eine dieser Spalten – die Suche nach ihm wurde mittlerweile eingestellt, ohne dass er gefunden werden konnte.