Pflaster gibt es schon lange nicht mehr nur zum Aufkleben. Sprühpflaster nennen sich die Pflaster, die auf die Haut gesprüht werden. Doch was taugen sie?
Bieten Sprühpflaster einen ebenso guten Wundschutz wie „normale“ Pflaster? Oder bergen sie gar Risiken? Ein Hautexperte erklärt, was Verletzte beachten sollten und was Wunden für die Heilung brauchen.
Verletzte Haut zuerst reinigen und desinfizieren
Verletzungen passieren im Alltag schnell. Ein Sturz vom Rad, ein Abrutschen mit dem Messer, das erste Tragen der neuen Schuhe oder intensive Gartenarbeit – und schon zeigt die Haut Schürfwunden, Schnitte, Blasen und Kratzer. Bevor verletzte Haut mit einem Pflaster geschützt wird, muss die Wunde zunächst mit kaltem, klarem Wasser gesäubert werden.
Kaltes Wasser führt dazu, dass sich die Gefäße zusammenziehen. Blutungen können so rascher gestillt werden. Außerdem lindert Kälte den Schmerz. Anschließend sollte die Wunde mit einem Hautdesinfektionsmittel gereinigt werden, um Bakterien abzutöten. Sonst droht eine Entzündung.
Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie Medienexperte des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) und führt seine eigene Praxis „Hautarztpraxis Dermazent“ in München.
Ist die Haut entzündet, ist nicht nur die Heilung erschwert und das Risiko für Narbenbildung erhöht: „Neben beträchtlichen Schäden im Hautgewebe können sich die infektionsverursachenden Bakterien im schlimmsten Fall im Körper ausbreiten und eine lebensbedrohliche Blutvergiftung, eine sogenannte Sepsis, auslösen“, sagt Dr. Christoph Liebich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Hautarztpraxis Dermazent in München. „Kleinere Verletzungen heilen in der Regel aber nach wenigen Tagen problemlos ab.“
Die Wunde schützen: Welches Pflaster ist geeignet?
Nach der Reinigung und Desinfektion der Wunde sollte diese mit einem Pflaster bedeckt werden. Das ist wichtig, damit die verletzte Haut vor äußeren Einflüssen geschützt ist. Die meisten Menschen haben Pflaster zum Aufkleben in ihrer Hausapotheke.
Diese schützen die Wunde mit einem kleinen Mulleinsatz vor Stößen und Verunreinigungen, nehmen Wundsekret auf und lassen die Haut atmen. Damit das Wundsekret nicht mit dem Pflaster verklebt, ist es ratsam, das Pflaster so anzubringen, dass etwas Raum zwischen Wunde und Pflaster bleibt.
Sprühpflaster aus der Dose hingegen sind vor allem bei Sportlern beliebt. Sie eignen sich für viel bewegte Stellen sowie Hautbereiche, auf denen klassische Pflaster stören, nicht gut halten oder nur schwer anzubringen sind. Die Stiftung Warentest beurteilte Sprühpflaster in einem Test vor mehreren Jahren im Großen und Ganzen als positiv: Sie decken die Wunde gut ab, schützen vor Feuchtigkeit und Schmutz und schließen die Haut nicht völlig ab, so das Fazit der Tester.
Sprühpflaster sind im akuten Wundstadium eher ungeeignet
Bei Sprühpflastern muss man allerdings berücksichtigen, dass diese nur auf trockenen Wunden aufgetragen werden können. Blutet oder nässt die Wunde, haftet das Sprühpflaster nicht richtig. „Für die erste Wundversorgung sind klassische Pflaster daher besser geeignet. Ebenfalls empfehlenswert ist, dünn aufgetragen, etwas Wundsalbe. Feuchte Wunden heilen besser“, sagt Liebich.
„Für den Wundschutz im weiteren Heilungsverlauf kann man dann zu Sprühpflastern greifen. Wichtig ist, dass Sie das Sprühpflaster nicht zu dick auftragen. Ist die Wunde komplett abgedeckt und kann nicht atmen, wird sie leicht zur Brutstätte für Bakterien. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass Sie das Spray nicht einatmen und es nicht in Augen und Mund gelangt.“
Vorsicht bei sehr empfindlicher Haut
Ein Vorteil eines Sprühpflasters ist, dass es keine Kleberückstände auf der Haut hinterlässt und auch nicht schmerzhaft von der Haut gezogen werden muss: Es löst sich nach einigen Tagen von selbst. Dennoch könnten Menschen mit sehr empfindlicher Haut Sprühpflaster möglicherweise als unangenehm empfinden.
Sie enthalten oft Alkohol zur Desinfektion, was beim Auftragen brennen und die Haut austrocknen kann. Auch kann der trocknende Kunststoff unangenehme Spannungsgefühle im Wundbereich verursachen. Dann sind klassische Pflaster, ergänzt durch eine Wundpflege mit Wundsalbe, besser geeignet. Wundsalben halten die Haut elastisch, beugen einem erneuten Einreißen vor und unterstützen die Heilung mit Inhaltsstoffen wie Panthenol.
Sprühpflaster erst mal auf gesunder Haut testen
„Wer Sprühpflaster in die Hausapotheke aufnehmen möchte, sollte diese zuvor an einer kleinen, gesunden Hautstelle testen. Zeigt die Haut keine Unverträglichkeitsreaktionen wie Rötungen, Jucken oder Pickelchen, kann das Pflaster auch auf verletzter Haut getestet werden“, sagt Liebich.
„Grundsätzlich ist es auch eine individuelle Entscheidung, mit welchem Wundschutz man besser zurechtkommt. Wichtig ist in jedem Fall, bei größeren Wunden, tiefen Schnitten und stark blutenden Verletzungen zu einem Hautarzt zu gehen und dort die Wundversorgung vornehmen zu lassen.“
Infizierte Wunde erkennen
Wenn es sich um kleine Hautverletzungen handelt, heilen diese mithilfe der eigenen Hausapotheke nach wenigen Tagen in der Regel von selbst ab. Dennoch sollte man dem Experten zufolge die Wunde im Blick zu behalten, egal welches Pflaster man verwendet. Bei Verdacht auf eine infizierte Wunde sollte man in jedem Fall einen Hautarzt aufsuchen, um zu verhindern, dass sich die Infektion weiter ausbreitet.