Vier von fünf Onlineshops in Deutschland sind nicht barrierefrei, so eine aktuelle Studie. Das könnte für die Betreiber bald teuer werden.
Einkaufen im Internet ist für viele eine Selbstverständlichkeit, doch für Millionen Deutsche mit Behinderung oft ein Ding der Unmöglichkeit. Die Aktion Mensch und Google haben zum zweiten Mal die 71 meistbesuchten Shopping-Portale in Deutschland auf digitale Barrierefreiheit getestet.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur 15 der untersuchten Webseiten sind über die Tastatur bedienbar – eine Grundvoraussetzung für viele Menschen mit Behinderung. „Es ist an der Zeit, digitale Barrieren abzubauen – zumal es in einem Jahr keine Ausreden mehr gibt“, mahnt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Denn am 28. Juni 2025 tritt die EU-Richtlinie zur digitalen Barrierefreiheit (European Accessibility Act – EAA) in Kraft, die Unternehmen ab zehn Beschäftigten gesetzlich dazu verpflichtet, ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro.
Die Studie zeigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr keine Verbesserung ergeben hat. Für die 7,8 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland bedeutet das, weiterhin mit massiven Hürden beim Online-Shopping konfrontiert zu sein. Die Tester identifizierten verschiedene Hürden auf den Webseiten:
Isabelle Joswig, Inklusionsbeauftrage bei Google, ermutigt Unternehmen zum Handeln: „Unabhängig von gesetzlichen Auflagen sollten die Unternehmen einen Beitrag leisten zur Verwirklichung von digitaler und gesellschaftlicher Teilhabe. Und keine Sorge: Barrierefreiheit herzustellen, ist gar nicht so kompliziert. Hauptsache, man legt einfach mal los.“
Um Webseiten-Betreiber zu unterstützen, planen die Aktion Mensch, Google und die Stiftung Pfennigparade eine Videokampagne mit Handlungsempfehlungen. Unter dem Motto „Barrierefrei im Netz – mach mit“ sollen auch prominente Influencer wie Mr. BlindLife und Mohammed Kaan für das Thema sensibilisieren.
Die vollständigen Ergebnisse der Studie sind auf der Webseite von Aktion Mensch abrufbar. Die Initiatoren kündigen an, den Test im kommenden Jahr zu wiederholen. Es bleibt abzuwarten, ob die drohenden Strafen und die zunehmende Aufmerksamkeit für das Thema bis dahin zu spürbaren Verbesserungen führen werden.