Nach der deftigen Pleite im Topspiel sieht sich Bayern-Trainer Thomas Tuchel heftiger Kritik ausgesetzt. Besonders scharf ist diese von Lothar Matthäus und Dietmar Hamann.
Lothar Matthäus hält eine Debatte über Trainer Thomas Tuchel von Bayern München nach dem vergeigten Bundesliga-Gipfel für zwingend erforderlich. „Ob Tuchel jetzt wackelt? Ein Wunder wäre es nicht. Intern wird bestimmt diskutiert. Muss es sogar. Alles andere wäre nicht Bayern-like“, schrieb der deutsche Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne.
Tuchel sei beim 0:3 bei Bayer Leverkusen „all-in gegangen und hat sich verzockt“, meinte Matthäus: „Man hatte den Eindruck, dass er es allen zeigen wollte, und es hat leider nicht funktioniert. Ein bisschen wie Carlo Ancelotti damals in Paris.“ Der Italiener hatte sein Aus im September 2017 mit einer Aufstellung ohne zahlreiche Führungsspieler bei Paris Saint-Germain (0:3) provoziert.
Matthäus über Bayern-Zukunft: „Ruhiger wird es nicht“
„Ein Trainer kann die Anführer der Kabine reizen, ignorieren, links liegen lassen oder demontieren, aber dann muss er gewinnen, und zwar überzeugend“, schrieb Matthäus und betonte: „Beides ist Tuchel nicht gelungen. Ganz im Gegenteil. Ruhiger wird es in den kommenden Tagen nicht bei Bayern.“
Überhaupt sei es bei seinem früheren Klub „seit viel zu langer Zeit viel zu unruhig. Und das Ergebnis sieht man auf dem Platz. Und zwar regelmäßig seit vielen, vielen Monaten.“
Matthäus ist sich „sicher“, dass Spitzenreiter Leverkusen die Meisterschaft gewinnen wird, „und wenn sie so weiterspielen, mehr als verdient. Diese Begeisterung, Leichtigkeit und der wunderbare Teamgeist führen wohl zu diesem tollen Triumph und vielleicht zu mehreren Titeln.“ Von den aufgezählten Eigenschaften der Mannschaft von Xabi Alonso habe Tuchels Team „nichts“.
„Einzelsport in der Gruppe“: Hamann attackiert Bayern
Auch Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann ging den deutschen Rekordmeister scharf an. „Bei Bayern hast du das Gefühl, dass immer nur der läuft, der den Ball hat“, grantelte der frühere Münchner Profi am Sonntagabend beim Fußballtalk Sky90. „Die Bayern machen momentan Einzelsport in der Gruppe. Und so spielen sie schon seit Wochen und Monaten.“
Während Hamann an Tuchels Taktik wenig auszusetzen hatte, kritisierte er die Personalpolitik des Trainers umso härter. „Wenn ein Kimmich fit ist, dann hat er zu spielen – bei aller Liebe zu Pavlović. In so einem Spiel brauchst du die besten und erfahrensten Leute“, meinte Hamann. Tuchel hatte den 19 Jahre alten Aleksandar Pavlović neben Leon Goretzka starten lassen und Nationalspieler Joshua Kimmich erst nach einer Stunde Spielzeit eingewechselt.
Hamann: Tuchel „demontiert“ Führungsspieler
Tuchel habe Führungsspieler wie den gegen Leverkusen nicht eingesetzten Innenverteidiger Matthijs de Ligt, Kimmich oder Goretzka in den letzten Wochen und Monaten „demontiert“, bemängelte Hamann. „Da brauchst du dich nicht wundern, wenn du in so einem Spiel keine Führung hast.“
Die Chancen auf den zwölften Meistertitel in Serie schätzte der frühere Nationalspieler ähnlich wie Matthäus gering ein: „Im Moment spricht nichts für die Bayern, muss man ganz klar sagen“, meinte Hamann.