Bei der Demonstration im November griff auch Swetlana Nowoshenowa ans Mikrofon und erzählte ihre Geschichte: Als jüdische Flüchtlinge kam die 32-Jährige mit ihrer Familie bereits vor einigen Jahren aus der Ukraine nach Deutschland. Heute klärt die Soziologin über politische und religiöse Radikalisierung auf und arbeitet nebenbei als Inklusionsassistentin an einer Schule. Nach dem Terroranschlag im Oktober hat sie viele ihrer persönlichen und beruflichen Aktivitäten zurückgefahren, um sich verstärkt den Palästinensern und Juden für den Frieden zu widmen. Dass die Organisatoren in ihrer Haltung so eng verbunden sind, gibt ihr Kraft. Obwohl sie sich vorher nicht kannten, sei durch die intensive Zusammenarbeit schnell großes Vertrauen zueinander entstanden, erzählt sie. „Wir unterstützen uns gegenseitig, wenn wir traurig oder erschöpft sind.“
Mittlerweile ist die Kölner Initiative in ganz Deutschland bekannt. In den Medien oder bei Podiumsdiskussionen berichten die Veranstalterinnen über ihre Erfahrungen als jüdische und palästinensische Frauen in Deutschland. Sie haben auch begonnen, Gruppen in anderen deutschen Städten zu beraten. „Unsere Demonstrationen haben uns in den letzten Monaten rund um die Uhr beschäftigt“, sagt Nadine Migesel. „Erst jetzt kommen wir dazu, uns breiter aufzustellen.“ Mittlerweile hat die Initiative rund 10.000 Follower auf Instagram.