Nein, denn Gewerkschafter sind keine Klimaschützer
Auf den ersten Blick wirkt der Zusammenschluss von Verdi und Fridays for Future wie eine logische Allianz. Wenn mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, ist das nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr. Denn mit mehr Fahrgästen im Rücken können Letztere leichter Druck auf die Arbeitgeber machen, dann wirken Streiks stärker.
Doch wie bei allem lohnt auch in diesem Fall ein zweiter Blick. Und der zeigt: Hier kommen zwei ungleiche Partner zusammen. Genauer: Die Klimaaktivisten lassen sich vor den Karren der Gewerkschaftsinteressen spannen – und drohen damit am Ende zu den Verlierern zu werden.
Denn die Gewerkschafter, die Arbeitnehmervertreter in den Kontrollgremien kommunaler Verkehrsgesellschaften, sind nicht per se Klimaschützer. Ihnen geht es qua Funktion zuallererst um das Wohl ihrer Mitglieder und der Angestellten. Und nicht ums Weltklima. Sie kämpfen für mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen, nicht zuletzt für die Existenz einzelner Jobs.
In der Praxis heißt das beispielsweise: Wollen die klammen Kommunen etwa Geld in klimafreundliche, aber teure E-Busse investieren, sind es häufig genug die Arbeitnehmervertreter, die dagegen Einspruch einlegen. Ihre Logik ist simpel: Oh, es ist noch extra Geld da? – Dann bitte her damit, das kann prima in ein größeres Lohnplus für die Angestellten fließen.
Und, um beim Beispiel E-Busse zu bleiben: Diese erfordern aufgrund ihrer Technik einen deutlichen geringeren Wartungsaufwand. Das heißt, in den Werkstätten der großen Verkehrsbetriebe werden mit ihrer Anschaffung perspektivisch weniger Mechaniker gebraucht. Auch das dürfte Verdi ein Dorn im Auge sein.
Wer im Bündnis Gewerkschafter-Klimaschützer der Koch und wer der Kellner ist, ist damit schnell geklärt. Dass sich Fridays for Future Verdi anschließt, um zwischen den anderen Klimaprotesten überhaupt noch Aufmerksamkeit zu bekommen, ist deshalb vor allem eines: ein Ausdruck purer Verzweiflung.