Venedig wird auch die „Stadt des Wassers“ genannt. Zurzeit trifft eher „Müllhauptstadt“ zu, bemängeln Einheimische. Andere kritisieren die Venezianer für ihre Meckerei.
Einheimische und die örtliche Müllabfuhr Venedigs beschweren sich derzeit über die Flut an Müll – dabei seien vor allem weggeworfene Plastikflaschen ein riesiges Problem. Eine Studie der Stadtreinigung Veritas hat ergeben, dass sich allein die Mülleimer zwischen Markusplatz und der dazugehörigen Anlegestelle innerhalb von nur 15 Minuten nach der Leerung wieder füllen. Das berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Dabei seien jetzt in der Sommerzeit vor allem Plastikflaschen, die viel Platz wegnehmen, das Problem. Im historischen Zentrum der weltberühmten italienischen Lagunenstadt seien die Bürgersteige übersät mit Flaschen und Dosen, die aus den Abfalleimern fallen. „Hinzu kommt das unbedachte Verhalten mancher Touristen, die ihre leeren Flaschen oder Fast-Food-Verpackungen einfach in versteckte Ecken werfen, wo sie tagelang liegen bleiben, bevor sie entdeckt und entfernt werden“, zitiert Ansa.
Appelle an die vielen Tausenden Touristen (pro Jahr kommen etwa 15 Millionen Gäste), Mehrwegflaschen zu benutzen und sie an den Wasserquellen und Brunnen aufzufüllen, brächten nicht den gewünschten Effekt. Außerdem macht die Bauweise Venedigs es laut den örtlichen Behörden unmöglich, größere Abfalleimer mit der Option zur Mülltrennung aufzustellen. Die Trennung der verschiedenen Materialien zur Wiederverwertung müsse nachträglich mithilfe von Maschinen in einem Recyclingzentrum durchgeführt werden.
Die nur 50.000 Einheimischen sind genervt. Sie wollen nicht, dass ihre wunderschöne Stadt im Sommer zur Müllhauptstadt wird. Aber Außenstehende verweisen darauf, dass es Venedigs Aufgabe sei, die Sache in den Griff zu bekommen. Zumal die Stadt seit April von Tagestouristen eine tägliche Eintrittsgebühr von 5 Euro verlangt – was allein innerhalb der ersten 14 Wochen der Maßnahme bereits 2,2 Millionen Euro in die Stadtkasse spülte.
Im sozialen Netzwerk X kommentiert ein Leser die Ansa-Meldung mit den Worten: „Es kann nur funktionieren, wenn ihr in der Zeit, in der es mehr Touristen gibt, auch mehr Personal einstellt. Es kann nicht laufen, wenn nur so viele Leute wie im November im Einsatz sind. Aber ihr protestiert immer erst mal, statt Euch Lösungen einfallen zu lassen.“
Ein anderer schreibt ironisch: „Ich bin kein Experte, aber streng genommen gibt es nur zwei Lösungen, entweder müssen die Eimer öfter geleert werden oder ihr braucht größere Behälter.“ Eine Frau warnt: „Stellt Euch einmal vor, was mit den Plastikflaschen passiert, die nicht eingesammelt werden. Das ganze Zeug, das im Wasser landet und alles verdreckt.“
Laut Veritas wurden 2023 im historischen Zentrum Venedigs und den zur Stadt gehörenden Inseln über 8.300 Tonnen Glas, Plastik und Dosen gesammelt, sowohl aus sortiertem als auch unsortiertem Abfall. Zum Vergleich: In Bremen und Bremerhaven werden jährlich rund 700 Tonnen Müll aus öffentlichen Behältern eingesammelt.