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Trotz Fortschritten bei der Bekämpfung der Inflation ist die Zeit für eine Zinswende in den USA laut Notenbankchef Jerome Powell noch nicht gekommen. Man benötige noch größere Zuversicht, dass sich die Teuerung nachhaltig auf das Ziel der Federal Reserve von zwei Prozent zubewege, sagte er bereits am Dienstag laut Redetext bei einer Anhörung im US-Kongress.
Jüngste Daten hätten gezeigt, dass es weitere moderate Fortschritte gegeben habe. „Weitere gute Daten“ würden die Zuversicht der Zentralbank stärken. Die Fed werde von „Sitzung zu Sitzung“ über den weiteren Kurs entscheiden. Derzeit liegt der Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Marktexperten erwarten einen ersten Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten.
Bei der Justierung des geldpolitischen Kurses werde die US-Behörde die einlaufenden Daten sorgfältig sichten, fügte der oberste Notenbanker der USA vor dem Bankenausschuss des Senats hinzu. Mit Blick auf das Erreichen der Ziele Preisstabilität und Vollbeschäftigung seien die Risiken mittlerweile besser ausbalanciert.
Powell äußerte sich auch zum Arbeitsmarkt, der sich zuletzt abgeschwächt hatte. Dieser „scheint wieder völlig im Gleichgewicht zu sein“. Die jüngsten Daten seien „ein ziemlich klares Signal, dass sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt deutlich abgekühlt haben“.
Allerdings könne eine zu geringe oder zu späte Zinssenkung die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt gefährden, sagte Powell. Eine zu frühe oder zu starke Zinssenkung könne den Inflationsfortschritt hingegen abwürgen oder umkehren.
Trotz Fortschritten im Kampf gegen die Inflation ist der Preisauftrieb noch immer deutlich stärker, als es die Fed mit einer Teuerungsrate von zwei Prozent anstrebt. Für die an diesem Donnerstag anstehenden Verbraucherpreisdaten für Juni wird allerdings ein weiterer Rückgang der Rate auf 3,1 von 3,3 Prozent im Mai erwartet.
Brian Jacobsen, Chefökonom beim Vermögensverwalter Annex Wealth Management, glaubt, dass Powell noch ein paar Monate mit guten Inflationsdaten abwarte, um mehr Zuversicht für eine Zinssenkung im September zu haben.
Auch aus Sicht von Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, komme die nächste Fed-Zinsentscheidung am 31. Juli zu früh für eine Zinswende. Die Konjunkturaussichten hätten sich zwar zuletzt eingetrübt.
Sollten sich die Indizien für eine merkliche Konjunkturabschwächung in den kommenden Wochen jedoch erhärten, wäre die Fed-Sitzung im September aus heutiger Sicht der passende Startpunkt für eine Phase der geldpolitischen Lockerung.
Der Dax könnte am Donnerstag weitere Gewinne verbuchen und auf seine bereits erzielten Vortagsgewinne aufbauen. Laut dem Broker IG wird der deutsche Leitindex etwa zwei Stunden vor Beginn des Xetra-Handels 0,3 Prozent höher bei 18.458 Punkten geschätzt. Damit stünde der Dax kurz davor, die wichtige 50-Tage-Linie erneut zu überschreiten.
Im Laufe des Tages richten sich die Blicke der Anleger insbesondere auf die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise, die am Nachmittag ansteht. Diese Daten könnten entscheidende Hinweise auf die von vielen Marktteilnehmern bereits erwarteten Zinssenkungen geben.
Die Aussicht auf sinkende Zinsen hat Europas Börsen am Donnerstag gestützt. Vorausgegangen war ein Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF), der angesichts einer rückläufigen Inflation von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarte, die Zinsen weiter zu senken.
Das Zurückweichen der Teuerung halte an und die jüngsten Inflationszahlen bestätigten dies, sagte der Leiter der Europaabteilung des IWF, Alfred Kammer, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Notenbank-Forums der EZB in Sintra.
Kammer zufolge lässt sich bereits eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt feststellen. „Wir sehen das in einer Reihe von Ländern, und das deutet darauf hin, dass der restriktive Kurs der Geldpolitik die Gesamtnachfrage dämpft.“ Der IWF halte damit an seiner Geldpolitik-Empfehlung für die EZB festhalten, die besagt, dass sie damit fortfahren sollte, schrittweise den Schlüsselzins zu senken, so Kammer weiter.
Die Inflation im Euroraum war im Juni auf 2,5 Prozent zurückgegangen von 2,6 Prozent im Mai. Die EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent liegt damit nicht mehr weit entfernt.